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Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Titel: Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Petermann
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Prostituierte degradieren, die auf Anruf für sexuelle Handlungen zur Verfügung stand? Ohne Zweifel wiesen beide Taten in ihrer Ausführung starke Parallelen auf, was ein Hinweis darauf sein konnte, dass sie von ein und demselben Täter begangen worden waren.
    Bei dem Mord an Violetta Winter war ich nicht am Tatort gewesen, da ich zu der Zeit für ein knappes Jahr Dienst in der Kriminalbereitschaft versah. Die Tat hatte sich rund dreißig Kilometer entfernt von den beiden anderen Tatorten im Randgebiet von Bremen zugetragen. Wenige Monate nach dem Verbrechen – ich wollte wieder als Ermittler arbeiten – war ich in die Mordkommission zurückgekehrt und hatte die Akte gelesen: Der Mörder von Violetta Winter hatte ebenfalls mit äußerster Brutalität, aber völlig unstrukturiert, geradezu chaotisch, getötet. Er hatte keine Tatwaffe mit zum Tatort genommen und die Frau stattdessen mit sogenannten Waffen der Gelegenheit ermordet. Waffen der Gelegenheit sind am Tatort vorhandene Gegenstände, die der Täter aus der Situation heraus benutzt: Im Fall Violetta Winter waren es eine Flasche, ein Hammer und ein Küchenmesser. Der Täter streckte das Opfer mit einer Flasche nieder, schlug ihren Kopf mehrfach auf den Fußboden und erwürgte sie. Anschließend holte er aus der Küche ein Messer und einen Hammer, stach der bereits toten Frau zehnmal gezielt in die Herzregion und zertrümmerte mit zwei wuchtigen Hammerschlägen den Schädelknochen. Danach zerschnitt er den Body von Violetta Winter. Nach vergeblichen Versuchen, der Toten die Kehle zu öffnen und die Brustwarzen abzuschneiden, rammte er ihr final zweimal das Messer in die Vagina und ließ es dort stecken.
    Das ganze Tatgeschehen und das Ausmaß der Gewalt sprachen für große Erregung und Wut beim Täter. Das zeigte auch der Zustand der Wohnung: Wie von Sinnen hatte er mit blutigen Händen den kompletten Inhalt aus den Schränken herausgerissen und nach Wertsachen gesucht. Hierin lag ein starker Unterschied zu den anderen beiden Morden. Deshalb war ich nach dem Aktenstudium keineswegs sicher gewesen, ob sich diese Tat mit den anderen beiden Verbrechen in Verbindung bringen ließ.
    Vor der Vernehmung von Herbert Ritter wollte ich mehr über ihn wissen, um mich besser auf ihn einstellen zu können. Als Erstes überprüfte ich die Indexe für die Spurenakten der drei Mordfälle: handschriftliche Kladden mit Spurennummern, Namen und Erledigungsvermerken, denn über ein elektronisches Spurendokumentationssystem verfügten wir damals noch nicht. Dort tauchte sein Name nicht auf. Trotzdem wurde ich in den polizeilichen Systemen (allgemeine Vorgangserfassung der polizeilichen Akten, Daten vom Einwohnermeldeamt) fündig.
    Zusätzlich fand ich in der Kriminalaktenverwaltung eine Akte mit Kopien von einem nach dem Mord an Tanja Rose verübten Suizidversuch und von zwei Strafanzeigen gegen ihn: Eine ehemalige Freundin hatte ihn angezeigt, weil er sie in einer Gaststätte mit einem Messer und einem japanischen Schwert bedroht und dabei verkündet hatte, ihr den Kopf abzuschlagen. Anschließend war Herbert Ritter mit seinem Auto geflüchtet. Wenig später jedoch war er bei der nach ihm ausgelösten Fahndung von der Polizei angehalten worden. Da er 2,1 Promille im Blut hatte, wurde ihm der Führerschein entzogen. Außer diesem Fall gab es keinen weiteren Hinweis, dass Herbert Ritter zur Gewalt neigte. Mir fiel jedoch auf, dass er zum Zeitpunkt der Morde in der Nähe des dritten Tatortes gewohnt hatte. Laut Meldedaten war er jetzt 28 Jahre alt, ledig und allein lebend.
    Kurze Zeit später brachten zwei Polizeibeamte den mit Handschellen gefesselten Herbert Ritter in mein Büro. Vor mir stand ein unscheinbarer Mann, trotz seiner stattlichen Erscheinung von knapp 1,90 m und seinen gut hundert Kilo Leibesfülle: Jeans, blauer Pullover, Turnschuhe, braune, kurz geschnittene Haare und ein freundliches Gesicht mit weichen Gesichtszügen.
    Ich ließ den Selbstgesteller erkennungsdienstlich behandeln und Blut sowie Haare für Vergleichsuntersuchungen sichern, anschließend begann ich gemeinsam mit einem Kollegen mit der Vernehmung.
    Herbert Ritter wollte tatsächlich einen Mord gestehen. Ganz leise, langsam und trotzdem stotternd begann er zu erzählen: »Es war vor einigen Jahren. Ich brauchte dringend Geld, denn die Firma hatte mich rausgeschmissen. Sie war eine Prostituierte und arbeitete in einem Apartment. Wie sie hieß, weiß ich nicht. Ich habe sie erstochen, denn sie sollte

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