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Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet

Titel: Auf Der Spur Des Boesen - Ein Profiler berichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Petermann
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dann tatsächlich einem Justizirrtum – wie er immer behauptet hatte – zum Opfer gefallen.

Beziehungstod
    Was heißt hier böse?
Ich kann mit niemandem darüber sprechen, deswegen muss ich mir jetzt endlich alles von der Seele schreiben. Ich liebe ihn, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. Wenn ich versuche, mit ihm über meine Angst zu reden, fühlt er sich angegriffen. Als ich ihm gestern Abend sagte, ich habe Angst, nur ausgenutzt zu werden, wollte ich ihn nicht kränken, doch ich befürchte eben, seine Liebe zu verlieren. Aber es ist ja schon zu viel für ihn, sich einmal in mich hineinzuversetzen. Oder erwarte ich einfach zu viel? Gehe ich von meiner Kraft und meinem Mut aus – ist das mein Fehler? Verlange ich wirklich zu viel? Diese ganzen Fragen.
Wann werde ich eine Antwort erhalten? Wann wird er bereit sein, sich zu ändern? Wie oft hat er mich verletzt, so dass ich Angst hatte, er könnte mich in seiner Wut umbringen? Doch immer wieder wollte ich an bessere Zeiten glauben. Wie kam ich nur auf den bescheuerten Gedanken, es könnte ihm helfen, wenn er mit mir weggeht? Wie konnte ich nur glauben, er würde so den Absprung schaffen? Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Am liebsten wäre ich tot. Ich habe einfach keine Kraft mehr. Ich fühle mich so unendlich einsam und habe Angst vor der Zukunft. Warum soll es überhaupt noch eine Zukunft geben? Wofür eigentlich?
Ich mache doch einfach alles falsch. Ich will nicht mehr. Es wird Zeit, dass ich das bisschen Mut, das ich noch habe, zusammennehme und mir den besten Weg suche, um mein Leben zu beenden. Ich warte nur auf den richtigen Moment, nicht dass noch jemand versucht, mich aufzuhalten. Alles muss gut vorbereitet sein. Ich weiß, ich laufe feige davon, doch so kann ich wenigstens niemandem mehr weh tun. Vielleicht wird mal jemand diesen Brief lesen, doch dann werde ich schon nicht mehr leben.
    Als ich knapp anderthalb Monate später den Hilferuf von Angelika Roth in meinem Büro las, hatte sich ihre düstere Prophezeiung erfüllt. Angelika Roth war tot. Doch nicht, weil sie »feige davongelaufen«, sondern weil sie ermordet worden war.
    Begonnen hatte der Fall Angelika Roth mit einer Vermisstenanzeige. Scheinbar ein Routinefall, denn bei konstant rund 6500 vermissten Menschen in Deutschland gehen bei der Polizei täglich zweihundert neue Anzeigen über verschwundene Personen ein. Die Gründe für das Verschwinden sind unterschiedlich: Probleme mit dem Partner, Wunsch nach Freiheit und manchmal eben auch ein Verbrechen.
    Doch die meisten Fälle gehen gut aus: Rund fünfzig Prozent der Vermissten kehren innerhalb der ersten Woche in ihre gewohnte Umgebung zurück, und nur etwa drei Prozent bleiben länger als ein Jahr verschwunden. Die Hälfte aller Vermissten sind Kinder und Jugendliche, gut ein Drittel ist weiblich.
    Michael Roth war zu später Stunde angetrunken zur Polizei gekommen und hatte angegeben, dass seine Frau seit fünf Tagen spurlos verschwunden sei. Sie habe sich morgens gegen acht Uhr von ihm verabschiedet, um in ihr Büro zu fahren und dort letzte Vorbereitungen für eine mehrtägige Geschäftsreise nach Berlin zu treffen. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit habe sich seine Frau seitdem nicht bei ihm gemeldet. Alle Versuche, sie telefonisch zu erreichen, seien vergeblich gewesen; ebenso Nachfragen bei ihrer Familie, bei Bekannten, in Krankenhäusern. Michael Roth konnte sich das Verhalten seiner Frau nicht erklären, mochte allerdings nicht ausschließen, dass sie Abstand von ihm brauchte, da sie in Scheidung lebten.
    Die Beamten waren unsicher, was sie von der Anzeige halten sollten: Auf den ersten Blick sprach alles dafür, dass Angelika Roth tatsächlich den Kontakt zu ihrem Mann abgebrochen hatte. Somit lag auch kein klassischer Vermisstenfall vor. Die Polizei sieht eine Person nur dann als vermisst an, wenn sie ihren gewohnten Lebenskreis verlassen hat, ihr Aufenthalt unbekannt ist und ein außergewöhnliches Geschehen wie Verbrechen, Unfall oder Suizid nicht auszuschließen ist. Trotz dieser fehlenden Alarmsignale hatten die Beamten die Vermisstenanzeige aufgenommen und sie an die Vermisstenstelle der Kriminalpolizei weitergeleitet.
    Als dort meine Kollegen bei der Befragung von Michael Roth Zweifel an seiner Aussage bekamen und instinktiv ein Verbrechen für möglich hielten, gelangte der Fall Angelika Roth auf meinen Schreibtisch.
    Schnell wurde mir klar, dass Michael Roth sich widersprüchlich verhielt: Einerseits

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