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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Gesichtsausdruck wirkte bekümmert und gedankenverloren – war er wirklich ein so guter Schauspieler?
    »Waren Sie es, von dem die Gentech-Pflanze in meiner Wohnung stammte, die mich umbringen sollte?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Wissen Sie, wer es war?«
    »Nein. Aber ich kann es mir denken.«
    »Wer?«
    Er legte den Algenklumpen auf dem Deck ab. »Was wäre geschehen, wenn diese Gentech-Pflanze Erfolg gehabt und Sie getötet hätte, Dee?«
    »Hören Sie auf mit diesen dummen Spielchen«, fuhr Dee ihn an. »Wenn sie mich getötet hätte, dann wäre ich jetzt tot!«
    »Richtig. Und was weiter? Früher oder später hätte man Ihre Wohnung aufgebrochen – spätestens dann, wenn Ihr Leichnam zu stinken begonnen hätte. Ein Freund, Ihr Nachbar, der Hausherr, irgendjemand. Dann hätte man die Polizei gerufen. Die Medien verfolgen die Polizeiberichte, und diesmal wäre die Gentech-Hysterie noch schriller gewesen als sonst. Sie wären die Sensationsnachricht geworden: ›Expolizistin im Bett von Gentech-Killerliane erwürgt!‹ Realistische Simulation des Verbrechens auf jedem Kanal!«
    »Mike war’s nich’, der dir die Pflanze in die Wohnung geschickt hat, um dich umzubringen«, hatte Gum gesagt. »Die anderen. Stand in allen Zeitungen, dass du tot bist.«
    Victor zog eine Phiole aus der Tasche. »Die ganze öffentliche Aufregung hätte eine neue Woge sowohl von Anti-Gentech-Geldern als auch von Anti-Gentech-Stimmung ausgelöst. Vielleicht stammte die Pflanze von glühenden Anhängern der GVGM, vielleicht von einer besonders fanatischen jener Aktivistengruppen, die Sie so sehr in Ihr Herz geschlossen haben; aber sie hätte ebenso gut von einem Unternehmen stammen können, das daran interessiert ist, Gentech-Produkte in der Illegalität zu belassen, und das daher aus der öffentlichen Hysterie einen Vorteil zieht.«
    »Aber der Staat würde doch nicht …«
    »Ich glaube auch nicht daran. Sehen Sie her, Dee.« Victor öffnete die Phiole und goss den Inhalt über die violetten Algen auf dem Deck.
    »Ich sehe nichts.« Dee war immer noch im Innersten erschüttert über die Liste ihrer potentiellen Mörder.
    »Warten Sie kurz.«
    Der violette Klumpen begann sich aufzulösen – nur eine Schicht an der Oberfläche, und dann stoppte die Reaktion.
    »Es ist eine Gentech-Bakterie, die die Algenblüte frisst«, sagte Victor. »Leider töten die Toxine, die von den absterbenden Algen abgesondert werden, die Fressbakterien. Aber es ist ein Anfang. Jetzt, da wir den richtigen Organismus gefunden haben, müssen wir raschest darangehen, ihn so lange maßzuschneidern, bis er in der Lage ist, die ganze Blüte zu beseitigen.«
    Dee starrte den Klumpen an. »Und Sie haben ihn geschaffen? Hier?«
    »Ja. Wir haben ihn geschaffen. Hier. Weil uns das an Land nicht erlaubt wird.«
    »Meine Güte, das ist ja absurd! So etwas wie das hier – das könnte doch beim Säubern der Meere eine große Hilfe sein!«
    »Aber es könnte sich seinerseits vermehren und vielleicht eine eigene Krise hervorrufen. Wer weiß schon, wie sich die Freisetzung unbekannter Bakterien ins Meer auswirkt? Das sagen die Aktivisten und sie haben Recht. Bloß denke ich mir, dass es nur eine Hilfe gibt, wenn alle Granatapfelsamen gefressen sind: die Gentechnik, um weitere Granatapfelsamen herzustellen.«
    »Wie war das? Granatäpfel?«
    »Vergessen Sie’s. Was ich damit sagen will, ist, dass es sich hier um eine lebenswichtige Arbeit handelt, die nicht vorangehen kann, wenn ich oder Leute wie ich ihre halbe Zeit aufwenden müssen, um Leuten wie Ihnen oder dem FBI möglichst weit aus dem Weg zu gehen!«
    Dee rutschte in dem Rollstuhl hin und her; die tödlichen Sonnenstrahlen wurden immer heißer. Victor bemerkte es, griff nach dem Rollstuhl und schob ihn über das Deck. »Aber, Victor, selbst wenn die Vereinigten Staaten Sie diese Forschungen nicht durchführen lassen können oder wollen, dann gibt es gewiss andere Länder … die Meere gehen doch jeden an!«
    »Ganz recht. Genau wie der Handel auf internationaler Ebene. Und der Keller-Pakt verbietet jeglichen Warenaustausch mit Ländern, die eine Vermarktung gentechnisch hergestellter oder veränderter Organismen zulassen – erinnern Sie sich? Es war ein äußerst populärer Schritt der Gesetzgebung in einem Wahljahr. Trotz allem bekommen wir unter der Hand von einigen ausländischen Unternehmen finanzielle Zuwendungen. Nicht genug.«
    »Aber das wird Sie nicht aufhalten?«
    »Ich kann nicht zulassen, dass es mich

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