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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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möchte ich sein erster Großversuch sein.«
    Kates bereits empfindlicher Magen krampfte sich so schmerzhaft zusammen, dass sie auf Pause schaltete, vom Tisch hoch taumelte und einen leeren Abfallbehälter suchte. Ihr Vater und sie hatten nie über solche Dinge gesprochen. Sie hatten niemals über die ethischen Probleme gesprochen, die auftraten, wenn man Kinder nur zeugte, damit sie als dringend benötigte Organbank für die Eltern oder Geschwister dienten. Ihr dies vorzusetzen, ohne vorher nur ein einziges Mal mit ihr … na klar, dachte sie bitter. Er hatte Schiss gehabt, mit ihr darüber zu reden, Angst, dass er damit in die Lage geriet, sie um etwas zu bitten, das sie moralisch verabscheuenswürdig fand.
    Kate ließ die Disk weiterlaufen. »Wie ich dich kenne, hältst du dies sicher für selbstsüchtig, Kate, aber es ist schließlich nicht so, dass ich bisher nichts für die Welt getan hätte. Im Gegenteil, ich habe der Menschheit einen der größten FORTSCHRITTE in ihrer Geschichte gebracht.« Er grinste. »Ja, ich weiß, du siehst die Sache mit dem FORTSCHRITT etwas anders als ich. Trotzdem … ich habe eine Menge getan und noch eine Menge mehr vor zu tun. Die Sterblichkeit und Verwundbarkeit des menschlichen Körpers ist eine Hürde, eine schreckliche Hürde, aber wie alle Hürden nicht unüberwindbar.« Er holte tief Luft, wie um sie auf weiteres vorzubereiten. »Kate, es gibt noch etwas. Dafür musst du zum HAUS fahren. Das HAUS wird dich ins Gewölbe lassen, wenn du mit deiner Stimme das Passwort sagst: ›HAUS, hier ist Kate. Sag mir, wo das Gewölbe ist und lass mich hinein.‹ Im Gewölbe findest du nicht nur alle Codes, die nötig sind, um dir Zugang zu meinen gesamten Geschäften zu verschaffen und die Matt, wie ich ihm bereits gesagt habe, von dir erhalten kann. Ich bitte dich jedoch, vor der Aushändigung sorgsam zu überprüfen, ob dies wirklich notwendig ist. Du findest dort auch Berichte über ein Forschungsprojekt, das ich ganz im geheimen, ohne jemand davon in Kenntnis zu setzen, unterstützt habe. Kate, über dieses Projekt wissen nur die beiden Teams, die unabhängig voneinander daran arbeiten, Bescheid, sonst niemand. Du kennst meinen Glauben an den Wettbewerb – nun, ich habe sie beide davon unterrichtet, dass sie sich im Wettstreit befinden. Das Projekt, an dem sie arbeiten, hat etwas mit Bledsoes Regenerationsverfahren zu tun. Ich werde hier jetzt nicht mehr erklären, weil es sehr kompliziert ist. Du musst dir die Berichte in der Reihenfolge anschauen, in denen ich sie für dich vorbereitet habe.« Er räusperte sich und trank einen Schluck Wasser. »Mein Gott, Kate, ich habe solche Angst, dass du mein Vorhaben ablehnst und mich hängen lässt.« Und einen Augenblick lang blickte er wirklich ängstlich. »Bitte, Liebling. Selbst wenn du moralische Bedenken hast, bitte, bitte, respektiere meinen Wunsch. Ein Wunder steht auf dem Spiel. Ein Wunder für mich – wenn alles klappt – und ein Wunder für die ganze Menschheit. Bitte, Kate. Bitte. Lass mich nicht hängen. Nicht jetzt, wo ich deine Hilfe so dringend brauche.« Kate starrte auf den Schirm. Tatsächlich, ihr Vater weinte. Tränen strömten ihm übers Gesicht. Sie hielt die Disk an, zog sie aus dem Laufwerk und steckte sie in die Tasche. Weinte … um sie zu manipulieren, verflucht noch mal! Weinte bei dem Gedanken an seine eigene Sterblichkeit! Weinte bei dem Gedanken an seinen Beitrag zum FORTSCHRITT, zu dem er der Menschheit in der Vergangenheit und Gegenwart verholfen hatte und in Zukunft zu verhelfen gedachte!
    Tränen standen ihr in den Augen, ihre Kehle war zugeschnürt. »Zeit zu gehen, Vater«, sagte sie wütend. Aber schließlich war der Mann ja, wie alle ja schon seit Jahren behaupteten, einfach ein Scheißgenie.
     
    Auf dem selben großen Wandbildschirm zeigten Penny Eliot und Jordan Bentoit ihr Bilder des CT-Scans, auf denen man die Schädigung insbesondere der Gehirnrinde sehen konnte, die der Schlaganfall hervorgerufen hatte. Kate konnte selbst den großen dunklen Fleck in der Kernmasse des Zwischenhirns erkennen, den sie als Hämatom bezeichneten, die Hauptursache für die Blutung. »Das Schlimmste ist«, sagte Bentoit, »der hartnäckige konstante Druck, den die Blutung und das Ödem im Gehirn verursachen.« Er legte den Leuchtstift beiseite, den er zum Zeigen benutzt hatte, und schaute Kate ins Gesicht. »Ich will offen sein. Ohne Operation wird Ihr Vater sterben.«
    Kate zuckte zusammen. Er hielt nicht hinterm

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