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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Berg, dass musste sie zugeben.
    »Es gibt nicht viele Behandlungsmöglichkeiten bei dieser Art Schlaganfall. Das Hauptproblem, wie ich bereits sagte, ist das Ödem. Natürlich bekommt er Infusionen mit Mannitol, einem die Osmose fördernden Medikament, aber mit einem Ödem wird der Körper am besten allein fertig.«
    »Kann man keine Nanozyten einschleusen, die das Ödem auflösen?«, fragte Kate.
    Bentoit verdrehte die Augen. »Ms. Abbotson, in der Öffentlichkeit herrscht die Ansicht, Nanozyten könnten alles, was man von ihnen verlangt, aber ich versichere Ihnen, dass das bei einem Ödem nicht der Fall ist. Da vermögen sie nicht mehr als Medikamente auch.«
    Heiße Röte stieg in Kates Gesicht. Sie würde Jeff bitten, ihr das zu erklären. »Und die Operation? Können Sie dadurch das Ödem beseitigen?«
    »Bei der Operation können wir das Hämatom selbst eingrenzen und versuchen, einen Ablauf zu legen. Ja, ich glaube schon, dass wir dadurch das Ödem in den Griff kriegen.«
    Kate sah, dass Penny Eliot die Stirn runzelte. »Und die Probleme bei einer solchen Operation?«
    Bentoit zuckte die Achseln. »Angesichts der Laserchirurgie werden die Erfolgsaussichten immer besser. Besonders wenn jemand so gesund ist wie Ihr Vater. Bei ihm jedoch ist es ein schwieriger Eingriff, weil das Hämatom schwer zu erreichen ist. Ich würde sagen, die Chancen für Ihren Vater stehen siebzig zu dreißig.«
    »Und Sie, Penny?«, fragte Kate, die merkte, dass die Ärztin ihres Vaters immer noch die Stirn runzelte. »Was sagen Sie?« Pennys ernsthafte graue Augen blickten zu Bentoit, dann richtete sich ihr Blick fest auf Kate. »Jordan ist hier der Experte. Ich weiß bloß, dass diese Operationen immer sehr riskant sind und man oft, um das Leben des Patienten zu retten, unwiderrufliche neurologische Defizite in Kauf nehmen muss.« Sie schwieg einen Augenblick, holte dann tief Luft und fuhr fort: »Ich muss mich allerdings Jordans Ansicht anschließen. Ohne Operation wird Ihr Vater sterben.«
    Neurologische Defizite. Ein abstrakter ökonomischer Terminus, der dennoch das Problem exakt beschrieb – eine Form von Schuld, die kein noch so hoher Betrag an Geld ausgleichen konnte. Als Kate zu sprechen ansetzte, war ihre Kehle so trocken, dass sie fast kein Wort herausbrachte. »Sie meinen also, es gibt nicht viel Hoffnung.«
    »Das würde ich so nicht sagen«, erwiderte Bentoit rasch. »Siebzig zu dreißig ist nicht hoffnungslos.«
    Kate hörte, wie hinter ihr der Regen an die Fensterscheibe schlug. »Wann wollen Sie operieren?«
    »Sofort.« Bentoit schob ihr das Einwilligungsformular hin.
    Eine Frage hatte Kate bisher nicht gestellt. Sie wusste, dass jetzt eigentlich die Zeit dazu gekommen war. Aber sie wusste auch, was ihr Vater von ihr wollte. Das hatte er ihr unmissverständlich klar gemacht, so unübersehbar wie der Regen an der Außenseite der Fensterscheibe. Eine der möglichen Antworten auf ihre Frage würde Kate vielleicht zögern lassen.
    Ohne ein weiteres Wort unterschrieb Kate das Formular.
     
    Als es Marjorie Kinney endlich gelang, Kate aus dem Krankenhaus zu locken, um mit ihr essen zu gehen, stellte diese überrascht fest, dass es draußen bereits dunkel wurde. Um die Meute der Medienhaie zu umgehen, die in der Halle lungerten, verließen sie das Gebäude durch eine Seitentür des Krankenhauskomplexes. »Die beiden J’s werden wahrscheinlich hier sein, wenn wir zurückkommen«, sagte Marjorie, während sie die Straße überquerten, um zur Bushaltestelle zu kommen. »Ich stand den Tag über mit ihnen in Verbindung, und sie überlegten die ganze Zeit, ob sie sich frei nehmen sollten, aber ich sagte ihnen, dass du vollauf beschäftigt seist und selbst ich dich kaum gesehen hätte.«
    Ein Schleier schien Kates Blick zu trüben, sodass sie blinzelte. Der weiche Abendnebel legte sich unvermittelt kühl auf ihr erhitztes Gesicht. Beinahe wie das Erwachen aus einer Trance, dachte Kate. »Ich hätte mich auch schuldig gefühlt, wenn ich die beiden von der Arbeit abgehalten hätte – und auch, wenn ich sie ignoriert hätte. Sie sind wirklich goldig, aber natürlich sind sie einfach nur Jungs.«
    Marjorie gluckste in sich hinein, ihr charakteristisches leises, trockenes Lachen. Plötzlich zu sich gekommen, schaute Kate sich um, sah aber niemanden in der Nähe, der wie ein Medienhai aussah. Wahrscheinlich erwarteten sie nicht, dass sie ein öffentliches Verkehrsmittel benutzte. Ein 43er Bus näherte sich. »Der fährt zum

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