Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
den Krug an Trounce weiter, der sich eine großzügige Menge in den Mund goss, schluckte, hörbar aufstieß und sagte: »Wir sind schon so lange auf diesem verfluchten Kontinent, dass mir sogar dieses widerwärtige Gebräu zu schmecken anfängt.«
Zur Antwort erhielt er ein Rülpsen.
Die beiden Männer trugen leichte Khakianzüge und entspannten sich unter einem Kalebassenbaum mitten in Ugogi, einem Dorf, das ungefähr in der Mitte der Strecke nach Kazeh lag. Es hatte zwei Wochen gedauert, um aus Dut’humi hier einzutreffen. Zuerst hatten sie bestelltes Land passiert, dann waren sie den sumpfigen Ufern des Mgazi gefolgt, bevor sie sich den Weg durch einen dichten, triefenden Dschungel der hartnäckigsten und schwierigsten Art hacken mussten. Danach überquerten sie einen zwei Meilen breiten Morast, wo ein Maultier vollständig in dem stinkenden, schwefelhaltigen Schlamm versank.
Nach der Ankunft in Zungomero im Khutu-Tal begannen sie mit dem Anstieg auf höheres Gelände und ließen die furchtbaren, seuchenschwangeren Sümpfe hinter sich, die den ersten Abschnitt ihrer Safari so elend gestaltet hatten. Die Ausläufer der Usagara-Berge, die sich mittlerweile rings um sie erhoben, waren dicht bewaldet und strotzten vor Dschungelblumen und -früchten. In der Luft lagen die Düfte von Jasmin, Salbei und Mimosen, und überall entlang des ansteigenden Geländes entsprangen und plätscherten frische Quellen.
Es sollte der einzige angenehme Teil des Marsches bleiben. Schon bald wurden die Auf- und Abstiege so steil, dass die Maultiere ihrer Lasten entledigt werden mussten; die Wasserläufe in den Tälern wurden tiefer, reißender und gefährlicher zu überqueren.
Auch das Klima änderte sich. Als die Gefährten in höhere Gefilde kamen, schwankten die Temperaturen zwischen Extremen: Die Nächte waren bitterkalt, die Tage grell und heiß. Die stärksten Auswirkungen jedoch hatten die feuchten Morgenstunden, wenn Nebel aus den Bergen wallte und die Täler rings um sie her mit einem milchigen Meer flutete, aus dem sich die Gipfel wie Inseln erhoben. Zwar war es ein atemberaubender Anblick, aber die Reisenden froren entsetzlich.
Während sie durch diese Gegend zogen, bekam Trounce schlimme Geschwüre am Bein. Sie waren so schmerzhaft, dass er weder laufen noch auf einem Maultier sitzen konnte. Daher trugen die anderen ihn auf einer Bahre, und Schwester Raghavendra sammelte Kräuter, mit denen sie experimentierte, bis sie eine Mischung fand, die als Packung verabreicht die Schmerzen linderte und die Heilung beschleunigte.
Es gab noch andere Schwierigkeiten.
Die Bewohner der Region, die Wasagara, erwiesen sich als unfreundlich und bei einer Gelegenheit sogar als feindselig. Zum Glück aber mangelte es ihnen an Tapferkeit und Treffsicherheit, obwohl sie laut brüllten und Pfeile verschossen. Ein paar Gewehrsalven über ihre Köpfe hinweg genügten, um ihnen allen Mut zu nehmen.
Wie immer richtete das Gelände weit mehr Schaden an als dessen Bewohner. Vier Maultiere und fünf Pferde starben, ein Träger brach sich das Bein, ein anderer stürzte in den Tod. Die Ausrüstung wurde von Schimmel und Rost befallen. Lebensmittel und Stoffe verrotteten.
Und natürlich waren da die allgegenwärtigen Insekten: beißende, stechende, kratzende, sich windende, kitzelnde, heimtückische und blutsaugende Biester. Die Reisenden hatten das Gefühl, bei lebendigem Leibe gefressen zu werden.
Allen Unbilden zum Trotz kämpften sie sich weiter, überquerten die Berge und erreichten auf der anderen Seite Ugogi.
Das Dorf war die erste Anlaufstelle nach den Usagara-Bergen und die letzte vor den Trockengebieten, sodass es als beliebte Raststätte für Karawanen galt und sich von daher zu einem blühenden Handelszentrum entwickelt hatte, das die Sklavenhändler unangetastet ließen. Da die Ansiedlung in einer Höhe von 838 Metern über dem Meeresspiegel lag, herrschten angenehme Temperaturen. Hinzu kamen erfrischende Brisen, und die umliegenden Hügel waren reich an Vieh, die Ebenen fruchtbar für Getreide.
Die Bewohner von Ugogi hießen die Expedition willkommen. Reb- und Perlhühner wurden in Kochtöpfe gesteckt und ein Festmahl vorbereitet. Es wurde getrommelt, getanzt und gelacht. Und es gab Pombe .
Burton verkündete, dass sie drei Tage lang im Dorf rasten würden, bevor sie den Viertagesmarsch durch die westliche Wildnis in Angriff nähmen.
Am ersten Abend stolperten alle mit vollen Bäuchen und benebelten Sinnen ins Bett, abgesehen von
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