Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
Vom Netzwerk:
Männer am nächsten Morgen erwachten, stand er noch immer dort. Burton zog sein Federwerk auf.
    »Sag mal, Herbert, arbeitet dein Verstand eigentlich weiter, wenn die Feder abgelaufen ist?«, fragte Swinburne, als er das Frühstück vorbereitete.
    »Ja, Junge.« Der mechanische Mann tippte mit einem behandschuhten Finger an seinen von Tüchern verhüllten Kopf. »Das Babbage hier drin interpretiert das elektrische Feld in den Diamanten und übersetzt dessen Schwankungen in Sprache und Bewegung. In die andere Richtung leitet es Sinnesinformationen über die Umgebung von diesem Messingkörper zu den Edelsteinen, die das Feld als Geräusche und Sicht interpretieren. Wenn das Babbage nich’ angetrieben wird, hab ich keine Ahnung, was um mich rum passiert, aber denken kann ich immer noch.«
    »Muss sich anfühlen, als wärst du gefangen. Ich würde unter solchen Umständen wahrscheinlich verrückt.«
    »Du bist schon verrückt«, warf Trounce ein.
    Eines der Pferde war während der Nacht gestorben. Sie verteilten die Ladung des Tieres um. Nach dem Essen machten sie sich auf den Weg den Hang hinunter zum Rand des Dschungels. Dort trafen sie auf eine außergewöhnlich üppige Vegetation. Sie wucherte zu beiden Seiten über den schmalen Pfad. Spekes Gruppe war erst vor Kurzem hier entlanggekommen, doch es gab kaum noch Anzeichen dafür, und es erwies sich als ausgesprochen schwierig, die Pferde am dornigen Gestrüpp und an den herabbaumelnden, von Ameisen bedeckten Lianen vorbeizulenken.
    »Ich geh mit der Machete dran, Boss«, verkündete Spencer und hinkte zur Spitze der kleinen Kolonne.
    Er zog die Klinge aus der Scheide und hackte auf das Unterholz ein. Ein Mensch wäre bald erschöpft gewesen, doch der mechanische Arm des Uhrwerkphilosophen schnellte ohne Pauseauf und ab und hin und her und verbreiterte die Schneise, bis sie vier Stunden später auf einen flachen Felsen gelangten, so groß wie ein Tennisplatz, den von allen Seiten üppige grüne Vegetation umgab.
    Spencer legte seine Klinge nieder, zog einen Beaumont-Adams Kaliber 54 unter seinem Hosenbund hervor und fragte: »Sollen wir hier ’n Weilchen anhalten?«
    Burton schaute zu Trounce. »Ja«, antwortete er dann. »Ich glaube, William bereiten seine Geschwüre Schmerzen. Wir ruhen uns aus, bis sich die Hitze des Tages ein wenig legt.«
    »Es geht mir gut!«, protestierte der Mann von Scotland Yard.
    »Es ist ein schöner Platz zum Ausruhen, Mr. Trounce«, meldete sich Sidi Bombay zu Wort.
    Pox und Malady, die sich auf Spencers Kopf aneinandergeschmiegt hatten, krächzten plötzlich und flogen in die Bäume davon.
    »Ja, William«, sagte der Messingmann mit seiner tutenden Stimme. »Du solltest deine Beine entlasten.«
    Damit hob er den Revolver an, zielte sorgfältig zwischen Trounc’ Augen und drückte ab.



Zeit
    Oh wie herrlich, dass wir so beherzt
    ringen mit der Zeit!
    RICHARD MONCKTON MILNES



Zu den Mondbergen
    Tod muss so schön sein. In der weichen braunen Erde liegen, während über unserm Kopf das Gras wogt, und der Stille lauschen. Kein Gestern haben und kein Morgen. Die Zeit vergessen, dem Leben verzeihen, in Frieden sein.
    OSCAR WILDE
    D er achtzehnjährige PC 53 William Trounce hatte es verabsäumt, seine erste Verhaftung vorzunehmen.
    Er stimmte seinen Rundgang immer so ab, dass er den Constitution Hill rechtzeitig für Königin Victorias Ausflug durch den Green Park erreichte. Persönlich fand er, dass die junge Monarchin, die erst seit drei Jahren herrschte, mit diesen täglichen Vergnügungsfahrten ein unnötiges Risiko einging. Er konnte ihr Bedürfnis nachvollziehen, der steifen Förmlichkeit des Buckingham Palace für einige kostbare Augenblicke zu entrinnen. Allerdings gab es immer noch viele, die sie für eine Marionette des unbeliebten Premierministers Lord Melbourne hielten, und diese Leute nutzten häufig die Gelegenheit, zu johlen und zu buhen, wenn Victoria in ihrer offenen Kutsche durch den Park fuhr. Trounce betrachtete es als eine seiner wichtigsten Pflichten, rechtzeitig an Ort und Stelle zu sein, um die Unruhestifter zu vertreiben.
    An diesem Tag jedoch würde er zu spät kommen, und das war Langfinger Dennis’ Schuld. Trounce hatte den notorischen Taschendieb aus dem East End auf der Mall gesichtet. Der Ganovehatte sich wie üblich wie ein Gentleman gekleidet und sah ganz so aus, als gehöre er zu jenem gut betuchten Publikum, das durch die festliche Allee flanierte. Dennis verstand sich gut zu tarnen und ging mühelos

Weitere Kostenlose Bücher