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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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viel von meinem Brandy getrunken? Weißt du, ich sondere ihn wie Harz ab. Ich will mich ja nicht selbst loben, aber es ist schon ein äußerst erfindungsreicher Prozess.«
    Ganz langsam erwiderte Burton: »Algernon, das kann doch nur ein Scherz sein.«
    »Was? Warum?«
    »Eine Blume? «
    »Oh. Haha! Nicht bloß eine Blume   – ein ganzer Dschungel! Schon erstaunlich, was?«
    »Aber bist   … bist das wirklich du?«
    Die Blüte neigte sich leicht, eine Geste wie die eines Mannes, der nachdenklich den Kopf auf die Seite legt. Die Luftblasen füllten sich und fiepten:
    »Körper und Geist sind Zwillingskinder, nur Gott kennt sie auseinand’;
    die Seele steckt im Körper drin, fest wie der Penny in Knausers Hand.
    Mehr ist das Ganze als ein Teil, aber die Hälft’ ist mehr als das Ganz’;
    Die Seele ist gewiss der Leib, aber ist der Leib denn nicht der Seele Glanz?«
    Mit einem plötzlichen Ruck senkte sich die Blume herab, bis sie nur Zentimeter von Burtons Gesicht entfernt war.
    »Stimmt etwas nicht mit deinem Gedächtnis, alter Zosse?«
    »Es stimmt eine Menge nicht damit. Die vergangenen fünf Jahre habe ich versucht, es Stück für Stück zusammenzusetzen, während ich verfolgt, beschossen und mit Bomben angegriffen wurde.«
    »Und ich vermute, darüber hast du die Mohnblume vergessen, die aus meiner Hand gesprossen ist.«
    Burton zuckte zusammen und hob eine Hand an den Kopf, als ein Bild in seinem Geist aufflammte, begleitet von einem überwältigenden Gefühl des Verlusts. »Bismillah! Ja, das hatte ich. Aber ich   … warte! Ich glaube   … ich glaube   … Culver Cliff!«
    Swinburne erzitterte und raschelte. »Bedauerlicherweise.«
    Mit tränenden, zusammengekniffenen Augen betrachtete Burton die umliegenden Felswände.
    »Ich kenne diesen Ort. Hier ist   …«
    Er schaute nach rechts, wo eines der dicken Glieder der Pflanze über den Boden verlief und sich in den Fels grub. In dem wurzelartigen Gewächs klaffte eine Öffnung. Lose Erinnerungsfetzen fügten sich in Burtons Verstand zusammen.
    »Hier ist eine Höhle!«, stieß er hervor. »Sie ist hier. Jetzt erinnere ich mich. Eine Grotte. Du hast Graf Zeppelin getötet.«
    »Ja. Mit dem goldenen Eros-Pfeil mitten in den Augapfel. Damit war der gute alte Tom Bendyshe gerächt. Allerdings hat mir der Preuße sein scheußliches Gift injiziert, und eh ich mich versah, bin ich gefallen. Hat eine Ewigkeit gedauert, aus dieser Grube hinaus ins Tageslicht zu wachsen, das kann ich dir sagen! Zu meinem Glück ist Zeppelin mit mir hineingefallen. Er hat sehr guten Dünger abgegeben.«
    Ein schwarzes Loch.
    Algernon Swinburne, der nur an den Fingerspitzen von einem Vorsprung hängt.
    Ein grüner Trieb, der aus dem Handrücken des Dichters wächst. Blütenblätter, die sich ausbreiten. Eine rote Mohnblume.
    »Die Mohnblumen«, flüsterte Burton. »Jetzt verstehe ich.«
    »Das ist mal wieder typisch!«, fiepte der Dichter entrüstet. »Ich wachse förmlich über mich hinaus, um dir den Weg hierher zu beschildern, und du erkennst gar nicht, was die verfluchten Zeichen bedeuten!«
    »Es tut mir leid, Algy. Irgendetwas ist in jener Höhle mit mir passiert   – in Lettow-Vorbecks Tempel. Ja, jetzt erinnere ich mich! Der Tempel ist da drin, jenseits der Grotte!«
    »Lettow-Vorbeck?«, fragte Swinburne.
    Wells antwortete: »Ein deutscher General, Mr. Swinburne. Anscheinend hat er versucht, sich den Weg durch Ihren Dschungel zu brandroden, um diesen Ort zu finden.«
    »Dieser Mistkerl! Ich habe es gespürt. Zutiefst unangenehm!«
    Burton murmelte: »In dem Tempel habe ich das Gedächtnis verloren. Die Bestürzung über deinen Tod war teilweise einGrund dafür, Algy, aber da war noch mehr. Und es hat damit geendet, dass ich durch die Zeit projiziert wurde.«
    Swinburne blähte seine Blasen, flatterte mit den Blütenblättern und erwiderte: »Ich weiß. Du kannst dir meine Überraschung vorstellen, als du auf diese Lichtung gestolpert bist, nachdem ich Jahrzehnte nur Pox’ und Maladys unflätige Nachkommen als Gesellschaft hatte. Du hast wirres Zeug vor dich hin gebrabbelt wie jemand aus dem Tollhaus! Ich habe versucht, mit dir zu reden, aber du bist durch die Schlucht und aus den Bergen geflüchtet, als wäre dir der Leibhaftige höchstpersönlich auf den Fersen. Ach, übrigens, welches Jahr haben wir?«
    »Ich bin im Jahr 1914 angekommen. Mittlerweile haben wir 1918.«
    »Meiner Treu! Wirklich?«
    Die Blume neigte sich nach oben, als wollte sie den Himmel

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