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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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ungläubig auf das gewaltige Gebäude. »Mein lieber Schwan«, sagte er. »Dagegen nehmen sich die Pyramiden ja winzig aus!« Nervös spähte er zu ihrer Eskorte. »Ist schon komisch   – ich dachte immer, die Arbeiter würden als Höhlenmenschen enden, nicht die Priester.«
    »Historisch betrachtet haben Priester wahrscheinlich öfter unterirdisch gelebt als jede andere Gruppe der Weltbevölkerung«, meinte Burton.
    Wells brummte abschätzig. »Die Macht des Glaubens über die Vernunft.«
    »Früher dachte ich immer, die beiden stünden an entgegengesetzten Enden des Spektrums«, gab Burton zurück. »Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher.«
    »Du willst doch nicht etwa Gott wieder zum Leben erwecken, Richard?«
    »Nein. Aber vielleicht erwecke ich mich selbst wieder zum Leben.«
    »Ah. Glaube an sich selbst. Wird man mit Unbekanntem konfrontiert, ist das vielleicht das Einzige, worauf man hoffen kann.«
    »Jedenfalls habe ich nichts anderes.«
    »Du hast meine Freundschaft.«
    Burton sah Wells an, streckte eine Hand aus und klopfte dem Kriegsberichterstatter auf die Schulter.
    »Ja. Richtig.«
    Sie trotteten die zentrale Hauptstraße entlang, erreichten die Stufen zum Tempeleingang, erklommen sie und passierten die hohe Doppeltür. Die Batembusi begleiteten sie bis zum Fuß der Treppe, dann schlichen sie davon und wurden von den Schatten verschluckt.
    »Sind sie überhaupt Menschen?«, fragte Wells.
    »Ich habe keine Ahnung, aber der Legende zufolge gelang es den Nāga, die natürliche Kluft zwischen den Arten zu überbrücken und eine halb menschliche Nachkommenschaft zu erschaffen.«
    Sie stiegen in den Korridor hinab, gingen zwischen den Statuen hindurch und hielten an der goldgetäfelten Pforte.
    Burton legte eine Hand auf den Griff. »Da drin befindet sich der Rest meiner verlorenen Erinnerungen, Bertie. Willst du dich ihnen wirklich zusammen mit mir stellen?«
    »Auf jeden Fall!«
    Der Agent des Königs schwang einen Türflügel auf, und sie betraten die Kammer dahinter.
    Burton erkannte den Raum auf Anhieb. Alles war noch genauso wie vor fünfundfünfzig Jahren, außer: »Das Auge ist verschwunden!« Der Entdecker zeigte auf die leere Halterung an der Spitze der auf dem Kopf stehenden Pyramide.
    »Das ist die Garantie dafür, dass du ins Jahr 1863 zurückkehren wirst«, gab Wells zurück, »denn offensichtlich hast du den Diamanten entfernt und mit nach London genommen.«
    Burton ergänzte: »Wo er von den Deutschen nach der Zerstörung der Stadt geborgen wurde. Ich kehre mit dem Wissen zurück, dass es geschehen wird, warum also lasse ich es zu?«
    »Das wirst du schon herausfinden. Heiliges Kanonenrohr! Das muss wohl dein Mr. Spencer sein.« Er zeigte auf den Boden.
    Der Uhrwerkmann lag neben dem Altar. Der Messingkörper war verbeult, zerkratzt und verfärbt, das linke Bein verformt und fußlos. Die linke Seite des Gesichts wurde von einer großen Delle entstellt. Die Sprechvorrichtung war vom Kopf entfernt worden und befand sich auf einem nahen Block zwischen verschiedenen Instrumenten.
    Burton wies Wells auf den freigelegten Babbage-Mechanismus hin.
    »Siehst du die sieben Öffnungen? In sie waren die kambodschanischen Steine eingesetzt und enthielten den Geist von Spencer und   … und   …«
    »Was ist, Richard?«, fragte Wells, der den gequälten Gesichtsausdruck seines Freundes bemerkte.
    »K’k’thyima! Ich habe mich geirrt, Bertie   – es war gar nie Spencer. Es war ein Nāga-Priester namens K’k’thyima. Er hat die Macht der Diamanten benutzt, um mich in die Zukunft zu schicken   – aber ich verstehe das nicht. Die Diamanten sind verschwunden, wie also soll ich zurückkehren?«
    Wells deutete auf den Altar.
    »Vielleicht liegt darin die Antwort.«
    Burton schaute in die gewiesene Richtung, erblickte den Schlüssel zum Aufziehen des Uhrwerkmannes und ergriff ihn.
    »Hilf mir, das Ding auf den Bauch zu drehen«, forderte er Wells auf und kauerte sich neben die Maschine aus Messing.
    Wells tat, wie ihm geheißen. Dann beobachtete er, wie Burton den Schlüssel in eine Öffnung am Rücken des Geräts einführte und ihn mehrmals herumdrehte.
    Die beiden Männer richteten sich auf.
    Ein Ticken ging von der Gestalt am Boden aus. Darauf folgten ein Klicken, ein Surren und ein Zucken des fußlosen Beins. Schließlich rollte der Uhrwerkmann sich herum und rappelte sich auf. Er schaute Burton an, salutierte und zeigte zum Altar.
    Ein Zittern durchlief Burtons Körper. »Natürlich. Mir

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