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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Seine Kleidung und seine Haut waren geschwärzt, und seine grünen Augen funkelten im rußverschmierten Gesicht.
    »Ich nehme an, dass für die Reinigung des Schachts ein Kaminkehrer angeheuert wurde, der später zurückkam, um Lebensmittel aus dem Haus zu stehlen«, erklärte er. »Das ist nicht ungewöhnlich. Die meisten der Jungen sind halb verhungert, und diejenigen, die bei Meisterkehrern wohnen, werden oft so brutal behandelt, dass sie gelegentlich eine Nacht lang Zuflucht in geeigneten Schornsteinen suchen.«
    »Geeignete Schornsteine?«, hakte Trounce nach. »Was macht einen geeigneten Schornstein aus?«
    Swinburne schaltete die Laterne aus und gab sie Burton zurück. »So einer wie dieser ist ein gutes Beispiel, mit einer Nischeund einem Einschub, der breit genug ist, dass der Knirps darin schlafen kann.«
    »Und das Blut?«, wollte Burton wissen.
    »Sie haben ihn angeschossen.«
    »Was?«
    »Auf halbem Weg nach oben ist eine Rille im Mauerwerk, in der eine Kugel steckt. Ein Schuss ging offensichtlich daneben, ein anderer allerdings nicht. Bis ganz nach oben ist Blut im Schacht verschmiert, sogar die Dachschindeln sind voll davon. Wie es aussieht, konnte der Junge entkommen, aber ich bezweifle, dass er lange überlebt hat, der arme kleine Teufel.«
    Die drei Männer schwiegen einen Augenblick, dann fügte Swinburne leise hinzu: »Jetzt hasse ich dieses preußische Schwein umso mehr.«
    Für den Fall, dass sie etwas übersehen hatten, durchsuchten sie das Haus ein letztes Mal, dann löschten sie die Lichter, gingen hinaus und schlossen die Eingangstür hinter sich.
    »Ich erstatte Scotland Yard Bericht und lasse ein paar Constables herüberschicken, um das Haus zu bewachen«, verkündete Trounce, als sie den Pfad entlanggingen.
    »Wir haben keine andere Wahl mehr, als die Ermittlungen in die Hände Ihrer Kollegen zu legen«, meinte Burton. »Das bedeutet, selbst wenn sie den Schurken fassen, werden wir lange Zeit nichts davon erfahren. Es gibt allerdings eine letzte Sache, die ich tun kann.«
    »Und was?«
    Der Agent des Königs zog das Tor auf, und sie gingen zu ihren geparkten Velozipeden.
    »Ich kann den Käfer aufsuchen. Er weiß vielleicht etwas über den verletzten Kaminkehrer.«
    Sie ließen die Motoren ihrer Hochräder an, stiegen auf und fuhren los. Als sie auf die Cranbrook Road einbogen und den Hang hinunterfuhren, rief Burton: »Wir teilen uns auf, wenn wir nach Mile End gelangen. Ich mache mich auf den Weg nachLimehouse. Algy, du fährst nach Hause, packst und schläfst dich aus. Lass die Finger vom Alkohol. Trounce, tun Sie bei Scotland Yard, was Sie tun müssen, und gehen Sie dann nach Hause zu Ihrer Frau. Morgen früh treffen wir uns bei der Orpheus .«
    Gesagt, getan. Knapp eine Stunde später schritt Burton durch den erstickenden Nebel entlang des Limehouse-Cut-Kanals. Die Fabriken, die ihn säumten, hatten die Produktion für diesen Tag beendet; die Heerscharen von Arbeitern waren in ihre Behausungen in dem abscheulichen Elendsviertel zurückgekehrt, das Londons East End darstellte   – »der Kessel«, wie es gemeinhin genannt wurde.
    Burton hatte sein Veloziped in der Obhut eines Polizeibeamten auf der High Road zurückgelassen. Es wäre unklug gewesen, ein so kostspieliges Fahrzeug in diesen Bezirk mitzunehmen. Auch seinen Zylinder hatte er dem Ordnungshüter zur Aufbewahrung gegeben, denn die Männer in dieser Gegend waren zumeist barhäuptig oder trugen flache Mützen. Es war daher ratsam, nicht aufzufallen.
    Seinen Schwertstock mit dem silbernen Pantherkopfgriff jedoch behielt der Agent des Königs bei sich. Er trug ihn so, dass er die Klinge rasch aus der Scheide ziehen konnte, fall es nötig wurde.
    Er gelangte an ein hoch aufragendes Fabrikgebäude, das im Gegensatz zu den anderen baufällig und verlassen war. Fast jedes Fenster wies Sprünge auf oder war zerbrochen, und die Türen hatte man mit Brettern vernagelt. Der Entdecker umkreiste das Gebäude, bis er zu einem schmalen Dock am Rand des Kanals gelangte. In einer Nische in der Mauer des Bauwerks fand er in die Ziegelsteine eingelassene Eisensprossen. Burton kletterte sie hinauf. Das Gebäude war sieben Stockwerke hoch. Als er das Dach erreichte, atmete er schwer. Er hievte sich über die Brüstung, setzte sich und ruhte sich einen Moment aus.
    Das Flachdach besaß zwei Oberlichter, um die sich acht Schornsteine erhoben. Der dritte Kamin vom östlichen Rand ausbesaß Sprossen an einer Seite. Als Burton wieder zu Atem gekommen

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