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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Schuld«, erwiderte Burton und stieg ab. »Sind Sie verletzt?«
    »Ich hab mir die Hose am Knie zerrissen und mir den Ellbogen angeschlagen, aber es ist nichts Lebensbedrohliches passiert. Was hat dieser verflixte, große Krater zu bedeuten?«
    »Hier wird eine Station für die neue Londoner Untergrundbahn gebaut. Die Technokraten sagen, dass die Bahn es sehr viel einfacher macht, sich durch die Stadt zu bewegen.«
    »Tja, viel schwieriger kann es kaum noch werden«, gab der Mann zurück. »Potzblitz! Was war denn das?«
    Irgendetwas war zischend an Burtons Ohr vorbeigesaust und hatte ihm den Zylinder vom Kopf geschlagen.
    »Runter!«, rief der Agent des Königs und stieß den Mann zu Boden.
    »He! Was soll das?«
    »Da schießt jemand!«
    »Wie bitte? Haben Sie ›schießen‹ gesagt?«
    Der Entdecker ließ den Blick prüfend über die wimmelnde Menge wandern, dann griff er nach seinem Hut und hob ihn von der Straße auf. An der Vorderseite prangte nahe der oberen Kante ein Loch. Das Austrittsloch auf der Rückseite lag ein wenig tiefer.
    »Der Schuss wurde ein Stück über Bodenhöhe abgefeuert«, murmelte er.
    »Schuss? Schuss?«, stammelte der Mann an seiner Seite. »Warum wird auf uns geschossen? Ich habe nie etwas getan! Ich bin bloß ein Bankangestellter!«
    »Nicht auf uns   – auf mich.«
    »Aber wieso? Wer sind Sie?«
    »Niemand. Heben Sie Ihren Knochenrüttler auf, und verschwinden Sie von hier.«
    »Aber   … ich   … äh   … soll ich einen Polizisten rufen?«
    »Gehen Sie einfach!«
    Der Mann kroch auf Händen und Knien seitwärts, stemmte sein Hochrad aufrecht und schob es weg, wobei er sich dahinterduckte, als könnte es ihn vor weiteren Kugeln abschirmen. Als er im lärmenden Getümmel verschwand, setzte sich auch Burton in Bewegung. Er schob sich den Rand der Absperrung entlang und ließ den Blick dabei unablässig hin und her wandern, versuchte angestrengt, durch den Nebel zu spähen.
    »Verdammt!«, zischte er. Burton hatte keine Ahnung, wo sich der Schütze befinden konnte. Vielleicht in einer der Kutschen in der Nähe? Auf einem Veloziped? Jedenfalls nicht in einem Gebäude, so viel stand fest, denn die Fenster auf dieser Seite der Straße bildeten nur matte, rechteckige Lichtflecken   – niemand hätte ihn auf die Entfernung durch die trübe Suppe erkennen können.
    Burton beschloss, sich an Falstaffs geflügeltes Wort »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste« zu halten, gab sein Beförderungsmittel auf und bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg in die Menschenmenge. Er duckte sich zwischen den Beinen eines Weberknechts hindurch, zwängte sich an einem Brauereiwagen vorbei und eilte davon, so schnell die zahlreichen Hindernisse es gestatteten. Es widerstrebte ihm, das Hochrad zurückzulassen, doch er konnte das Wagnis nicht eingehen, wieder in den Sattel zu steigen   – dadurch wäre er viel zu sichtbar.
    Als Burton schließlich in der Montagu Place Nummer 14 eintraf, war es elf Uhr durch. Mrs. Angell begrüßte ihn, als er eintrat.
    »Hallo«, sagte er und schob seinen Stock in den Schirmständer mit dem Elefantenfuß neben der Tür. »Hut ab! Sie haben es nach Hause geschafft. Kaum zu glauben, was auf den Straßen los ist!«
    »Das reinste Chaos, Sir Richard«, pflichtete sie ihm bei. »Wie sollen die Lieferjungen ihre Arbeit erledigen? Wir werden verhungern!«
    »Das bin ich schon halb«, erwiderte er, streifte seinen Mantel ab und hängte ihn auf den Ständer. »Ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt gegessen habe.«
    »Dann wird es Sie freuen, dass seit drei Stunden Schinken und Eierpastete auf Sie warten. Das sollte das Loch in Ihrem Magen stopfen. Allerdings weiß ich nicht, was ich gegen das Loch unternehmen soll, das sich in Ihrem Hut aufgetan hat.«
    Burton nahm seinen Zylinder ab und musterte ihn bedauernd. »Ach, was soll’s. Wo ich hinreise, werde ich ihn wohl nicht brauchen. Würden Sie ihn für mich in den Abfalleimer werfen?«
    »Auf keinen Fall!«, widersprach die alte Dame. »Eine edle Kopfbedeckung wie diese sollte man reparieren, nicht wegwerfen. Was ist damit passiert?«
    »Jemand hat aufs Geratewohl auf mich geschossen.«
    Mrs. Angell hob die Hände ans Gesicht. »Du meine Güte! Mit einer Pistole? Sind Sie verletzt?«
    Burton hängte den Hut auf den Ständer, dann hockte er sich hin, um die Schuhbänder aufzuknoten.
    »Keineswegs. Der Möchtegern-Attentäter hat mich verfehlt.«
    Er schlüpfte aus den Schuhen und stand in bestrumpften Füßen da.
    »Mir

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