Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Kratzer und blaue Flecken   – waren oberflächlicher Natur; keine gebrochenen Knochen.
    »Ich glaube, mittlerweile haben wir alle es ins Freie geschafft«, sagte er. »Nur der Käfer nicht. Der Junge ist noch irgendwo da drin.«
    »In welchem Zustand sind wir?«, fragte Burton und fürchtete sich vor der Antwort.
    »Dreizehn Tote. Darunter der erste Offizier Henson, Steuermann Wenham und sein Gehilfe D’Aubigny, Navigator Playfair, die Takler Champion, Priestley und Doe, die beiden Heizer Gerrard und Etheridge, Schürer Reece-Jones und natürlich dieser Hund Arthur Bingham. Ich fürchte, Daniel Gooch hat es ebenfalls erwischt.«
    Burton stöhnte.
    »Mir wurde gesagt, Constable Bhatti sei einen Heldentod gestorben. Der Himmel hab ihn selig.«
    »Das ist wahr. Ohne sein Opfer gäbe es wahrscheinlich keine Überlebenden. Was ist mit den Verwundeten?«
    »Tom Honesty ist immer noch bewusstlos. Kapitän Lawless ist verletzt. Maschinist Henderson und Quartiermeister Butler sind aufgrund von Knochenbrüchen und inneren Verletzungen in kritischem Zustand. Miss Mayson wurde ein ausgekugelter Arm eingerenkt. Sie wird sich bald erholt haben. Alle anderen haben Prellungen, Platzwunden und blaue Flecken davongetragen. Swinburne geht es gut. Mr. Spencer hat ein übel verbeultes und verdrehtes Bein. Schwester Raghavendra ist ebenso unversehrt wie Master Wilde und Willy Cornish. Krishnamurthy wurde schlimm herumgeschleudert, hat aber keine ernsten Verletzungen. Natürlich ist er tief betroffen über den Verlust seines Vetters.« Trounce verstummte kurz, bevor er leise hinzufügte: »Was für ein Chaos.«
    »Und eines, das obendrein schnell heiß wird«, ergänzte Pryce. »Wir sind mitten in der Wüste.«
    »Ich vermute, der Kapitän ist außer Gefecht«, sagte Burton. »Damit sind Sie der kommandierende Offizier. Ich schlage vor, Sie befehlen, alles Nützliche aus dem Schiff bergen zu lassen. Wir sollten alles benutzen, was wir an geeignetem Material finden, um einen schattigen Unterstand zu errichten. Sind die Wassertanks des Schiffes intakt?«
    »Die Hälfte. Wasser haben wir reichlich.«
    »Na, das ist immerhin etwas. Lassen Sie einen Teil davon in Behälter füllen.«
    »Ich kümmere mich sofort darum.«
    Damit ging Pryce davon.
    Trounce räusperte sich. »Äh, Captain, diese Hitze   … Also, was ich sagen will   … was sollen wir mit den Toten machen?«
    Burtons Kiefermuskeln spannten sich unwillkürlich. Er schloss einen Moment die Augen, dann öffnete er sie wieder und schaute seinen Freund an. »Wir können Sie nicht begraben, William. Der Sand hier ist ständig in Bewegung. Und unter freiem Himmel können wir sie auch nicht lassen, dafür gibt es zu viele Aasfresser. Unsere einzige Möglichkeit ist ein Scheiterhaufen.«
    Trounce dachte kurz darüber nach, dann nickte er knapp. »Ich übernehme das«, sagte er und stapfte davon.
    Burton wandte sich an Maschinist Goodenough. »Was ist mit der Fracht und der Expeditionsausrüstung?«
    »Beides intakt, Sir. Die Fahrzeuge sind im Großen und Ganzen unbeschädigt. Sie sind zwar umgekippt, müssen aber nur aufgerichtet werden. Unsere Vorräte sehen aus, als wären sie in einen Tornado geraten, aber ich glaube, wir können sie auseinandersortieren. Ich kümmere mich darum.«
    »Danke. Ich trommle Unterstützung für Sie zusammen.«
    Burton ging zu Doktor Quaint und Schwester Raghavendra, die Verwundete behandelten. Thomas Honesty setzte sich soeben auf, schien das Bewusstsein aber noch nicht vollständig wiedererlangt zu haben. Seine Augen wirkten glasig, sein offener Mund war schlaff, sein Gesicht voller Blut.
    Der Arzt schaute von Charles Henderson auf, der leise vor sich hin stöhnte, und sagte: »Fast jeder auf der Brücke wurde getötet. Bei den anderen hängt die Schwere der Verletzungen davon ab, wo sie sich in dem Augenblick befunden haben, als das Schiff auf dem Boden aufschlug.« Er stand auf, nahm Burton beiseite und fuhr mit leiser Stimme fort: »Wenn wir die Verwundeten nicht in ein Krankenhaus bringen, schaffen sie es nicht.«
    Burton schaute sich prüfend um. Im Norden hinter der abgestürzten Orpheus , im Osten und im Süden erstreckten sich große Sanddünen bis zum Horizont. Im Westen zeichnete sich in der Ferne ein schmaler Streifen grünen und braunen Geländes ab.
    »Wenn ich meine Instrumente aus dem Frachtraum bergen kann   – und wenn sie unversehrt sind   –, kann ich unsere Position bestimmten, Doktor. Dann können wir uns überlegen, wie wir