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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Isabella Mayson und Schwester Raghavendra hatten Sommerkleider mit bequemem Schnitt angelegt. Saíd und Isabel Arundell präsentierten sich in ihren arabischen Gewändern. Herbert Spencer steckte nach wie vor in seinem Polymethylenanzug, hatte jedoch die Kluft eines Beduinen darumgewickelt und verbarg den Kopf in einer Kufiya . Er war dazu übergegangen, mit einem Stock zu laufen, nicht nur um das Hinken seines beschädigten Beins auszugleichen, sondern auchweil es zu dem Eindruck beitrug, er wäre ein Aussätziger   – eine Tarnung, die dafür sorgte, dass die Träger der Wasawahili einen großen Bogen um ihn machten. Hätten sie gewusst, was sich in Wirklichkeit unter den Roben verbarg, wären sie vor Entsetzen in Scharen desertiert.
    Die Gruppe saß um einen Tisch, auf dem Burton eine große Karte ausgebreitet hatte. Diese betrachteten sie im Licht einer Öllampe, gegen die wiederholt eine widerliche Motte prallte.
    »Diese Karte wurde 1844 von einem französischen Marineoffizier namens Maizan gezeichnet«, teilte Burton den Anwesenden mit. »Wie ihr seht, habe ich umfangreiche Korrekturen und Anmerkungen hinzugefügt. Wir sind hier«, er zeigte erst auf eine äußere Stelle der Karte, dann auf eine andere weiter im Landesinnern, »und dies ist das Dorf Kuingani. Dahinter haben wir hier das Dorf Bomani, und hier ist Mkwaju. Marschiert man mit einer Geschwindigkeit von zweieinhalb Meilen pro Stunde und hält man in den ersten beiden Dörfern nicht an, erreicht man das dritte Dorf in ungefähr viereinhalb bis fünf Stunden.«
    Thomas Honesty zuckte mit den Schultern. »Klingt zu langsam.«
    »Unterschätze nicht das Gelände«, erwiderte Burton. »Du wirst feststellen, dass der Marsch beschwerlich und die von mir vorgeschlagene Geschwindigkeit nicht einfach zu halten ist. Sumpf und Dschungel werden uns Schwierigkeiten bereiten. Außerdem gehören die Hügel, die sich von hier aus die Küste entlang erstrecken, den Wamrima-Stämmen, die im Allgemeinen feindselig sind.«
    »Wer wäre das nicht, wenn ihm Sklavenhändler auflauern?«, murmelte Isabella Mayson.
    »Stimmt. Worauf ich hinauswill: Ihr brecht bei Tagesanbruch die Zelte ab und marschiert, so schnell ihr könnt. Bleibt wachsam, und haltet die Waffen griffbereit. Lasst euch von den Dorfbewohnern nicht über den Tisch ziehen. Zweifellos werden sie versuchen, eine Maut für die Reise durch ihr Gebiet zu kassieren.Sie bezeichnen es als Hongo   – was so viel wie ›Tribut‹ bedeutet   – und werden alles Mögliche versuchen, um euer Vorankommen zu behindern, wenn sie mit dem, was sie erhalten, nicht zufrieden sind. Bezahlt, was Saíd euch rät. Es wird ohnehin zu viel sein.«
    Er sagte auf Arabisch etwas zu ihrem Führer. Saíd schaute zu Krishnamurthy und sprach ihn in fließendem Hindustanisch an. »Ich beherrsche Eure Sprache, Sir.«
    »Ah, gut, das ist hervorragend!«, erwiderte Krishnamurthy.
    Burton fuhr fort: »Wenn ihr Mkwaju erreicht, ruht ihr euch aus und esst. Aber seid stets bereit, weiterzuziehen. Wenn alles nach Plan verläuft, wird der heißeste Abschnitt des Tages gekommen sein, bis wir euch einholen. Trotzdem müssen wir dann weiter. Ich möchte Nzasa erreichen.« Er tippte auf eine weitere Markierung der Karte. »Das ist ein zusätzlicher dreieinhalbstündiger Marsch. Wenn wir dort eintreffen, werden wir zu erschöpft sein, um weiterzugehen. Außerdem rücken die täglichen Regenfälle an, daher werden wir dort für die Nacht lagern.«
    Sie unterhielten sich noch eine Weile. Dann stand Burton auf, streckte sich und zog eine Zigarre aus der Tasche. Er wandte sich an Isabel Arundell und William Trounce. »Heute Nacht haben wir Neumond. Uns steht also nur Sternenlicht zur Verfügung. Isabel   – bitte beginnt mit euren Vorbereitungen, wenn deine Frauen mit den abendlichen Gebeten fertig sind. William, komm und rauch mit mir. Ihr anderen: Ab ins Bett. Das ist ein Befehl!«
    »Ich arbeite noch an meinem Buch, Boss«, meldete sich Herbert Spencer zu Wort. »Schlaf ist ein weiteres Vergnügen, das mir nich’ mehr vergönnt ist, aber so schlecht is’ das gar nich’. Ich komm mit meinem Werk Erste Grundsätze der Philosophie bestens voran.«
    Sie wünschten einander eine gute Nacht.
    Burton und Trounce traten hinaus, zündeten ihre Zigarren an, schlenderten langsam durch das Lager und ließen bläulichen Tabakrauch in die schwüle Luft steigen, der die Moskitos aber nichtverscheuchen konnte. Trounce schlug nach einem der Insekten, das seinen

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