Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)
tun gehabt. Man hört davon oder sieht Bilder im Fernsehen. Aber man ist nicht darum besorgt, dass einem das eigene Haus jeden Sommer abbrennen könnte. Großfeuer waren deswegen für mich eher etwas aus apokalyptischen Filmen, in denen gutaussehende Männer im Schweiße ihres Angesichts den Flammen widerstehen und mit Dreck und Ruß vollgeschmiert heldenhaft Menschenleben retten. Bis zu dem Tag, an dem das Feuer in Canberra wütete.
Zurück also zum australischen Sommer im Januar 2003, in dem ich mich am Samstag, dem 18. Januar, zu Hause bei mir im Stadtteil O’Connor im nördlichen Teil Canberras aufhielt. Die Buschfeuer hatten schon wochenlang, seit Mitte Dezember 2002, in den etwa 50 km entfernten Nationalparks gebrannt. Ab und zu war der Himmel am Horizont tagsüber von Rauch stark verdunkelt, und die Luft roch oft nach verbranntem Holz. Aber niemand war besonders besorgt, denn solche Buschfeuer gibt es in Australien häufig und sind dort ganz normal.
An diesem Samstag aber sah ich schon morgens besonders große Rauchwolken aufsteigen, die bald den ganzen Himmel überzogen und eindeutig schwärzer als in den vorigen Tagen und Wochen waren. Bisher waren sie immer aus dem südwestlich von Canberra gelegenen Namadgi Nationalpark gekommen, der zu diesem Zeitpunkt schon größtenteils in Flammen stand. Zusammen mit meinen Mitbewohnern beobachtete ich nun halb interessiert, halb besorgt diese Rauchwolken, die langsam immer dichter wurden. Ernsthafte Sorgen machte ich mir allerdings an jenem heißen Sommermorgen nicht, denn es schien sich »ja nur um das Buschfeuer aus dem Namadgi Park« zu handeln, wie mir bisher immer wieder beruhigend von den australischen Kollegen versichert worden war.
Um 15.00 Uhr war ich immer noch davon überzeugt, dass wir wie geplant mit den anderen Studenten zusammen an diesem Abend ein Grillfest im Stadtteil Duffy veranstalten würden. Duffy ist der westlichste Stadtteil Canberras und der dem Observatorium am nächsten gelegene. Denn das Observatorium befindet sich etwas außerhalb im Westen Canberras, inmitten eines kleinen Kiefernnutzwaldes auf dem kleinen Mount Stromlo. Das Radio lief schon den ganzen Tag im Hintergrund, und um 15.30 Uhr hörten wir auf einmal laute Sirenensignale, und eine nette Radiostimme wies die Hörer bestimmt und wiederholt an, sofort nach Hause zu gehen und sich und die eigenen Häuser gegen Buschfeuer zu schützen. In Canberra war tatsächlich der Notstand ausgerufen worden. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass das Mt. Stromlo-Observatorium schon seit einer Stunde abgebrannt war!
Die schrille Sirene im Radio ertönte nun alle 15 bis 20 Minuten, um die Leute über die jeweilige Position der einlaufenden, 35 km breiten Feuerwalze zu informieren. Es wurde erklärt, was man im Notfall machen sollte und für welche Stadtteile schon ein »high alert« ausgerufen worden war. Dieser besagte, in welchen Ortsteilen das Feuer entweder schon eingelaufen war oder welche nach wie vor in großer Gefahr schwebten. Da unser Haus in O’Connor hinter einem weiteren kleinen Berg näher am Stadtzentrum lag, befand es sich zum Glück in einem nicht betroffenen Stadtteil.
Um 17.00 Uhr rief mich ein Arbeitskollege aus der Innenstadt an. Er wohnte in Duffy, und die Polizei war gekommen, um die dortigen Bewohner schnellstmöglich zu evakuieren. Er war mit einem kleinen Koffer in der Innenstadt gelandet und wusste nicht, was jetzt weiter passieren würde. Ich holte ihn schnell in der Stadt ab und lud ihn ein, erst einmal bei uns in O’Connor zu bleiben. Da er mit der Polizei im Nacken nur sehr kurze Zeit für das Packen des wirklich Allernötigsten gehabt hatte, beschlossen wir kurze Zeit später zu versuchen, noch weitere Sachen aus seinem Haus zu retten.
Der Himmel war an diesem sommerlichen Nachmittag fast schwarz geworden. Die Straßenlaternen im benachbarten Stadtteil waren angesprungen, aber viele Ampeln waren ausgefallen. Nur wenige Autos waren noch auf den Straßen zu sehen, die sich mit Scheinwerferlicht langsam und vorsichtig durch das Dunkel schoben. Aschestücke und verkohlte Blätter flogen in großen Mengen durch die Luft. Abbildung 10.A im Farbbildteil zeigt, wie es zu dieser Zeit dort zuging. Da es mit fast 30 Grad C sehr heiß war und mein Auto keine Klimaanlage hatte, versuchte ich einmal, kurz das Fenster zu öffnen. Wegen der stickigen und stinkenden Luft war dies aber keine brauchbare Idee gewesen.
Abb. 10.A
Als wir in den westlichen
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