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Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach Italien: Eine Geschichte der Menschen, Städte und Regionen von der Antike bis zur Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilmour
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Stadt der Halbinsel, hielten die meisten Allianzen Roms, auch solche mit den latinischen Städten. Im Norden wahrten sowohl die Ligurer als auch die Veneter Rom die Treue, obwohl ihre Völker in höchster Gefahr waren, als die karthagische Armee die Alpen überschritt und in der Poebene Verstärkung durch keltische Stämme erhielt.
    Zweifellos überlegten sich die Verbündeten, ob ein Leben unter der Herrschaft Roms nicht einer Zukunft unter Nordafrikanern und ihren rüden keltischen Waffenbrüdern vorzuziehen sei. Dennoch hatte die Beziehung auch Vorteile, zum Beispiel militärische Hilfe in Krisenzeiten. So brutal die Römer bei Eroberungsfeldzügen und Vergeltungsschlägen vorgingen, so vernünftig und milde zeigten sie sich anschließend bei den Übereinkommen mit den Besiegten. Im Jahr 381 v. Chr. verliehen sie der latinischen Stadt Tusculum alle Privilegien des römischen Bürgerrechts und erlaubten ihr überdies, ihre Selbstverwaltung zu behalten. Das römische Recht hatte keinen bitteren Beigeschmack.
    Die von den Verbündeten meistbegehrte Gunst war das Bürgerrecht – das Recht, mit Cicero zu sagen: civis romanus sum –, das vor Übergriffen durch römische Beamte schützte. Aber die meisten Bundesgenossen Roms mussten sich bis in die Zeit Caesars mit geringeren Rechten begnügen. Den Bewohnern einiger latinischer Städte wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. das Bürgerrecht verliehen, andere mussten sich für weitere 250 Jahre mit dem latinischen Rechtsstatus begnügen. Das latinische Bürgerrecht, das später auf den Großteil der Halbinsel ausgeweitet wurde, gewährte bestimmte Privilegien, vor allem sozialer und rechtlicher Natur. Zum Beispiel durften zwischen Latinern und Römern Ehen geschlossen werden, und die Kinder aus diesen Verbindungen konnten römische Bürger werden. Als Hannibal gegen Ende des 3. Jahrhunderts die Halbinsel überfiel, genoss ein Großteil ihrer Bewohner diese Rechte. Danach kam der Prozess ins Stocken, und das Ziel, römisches Bürgerrecht zu erlangen und damit Steuervorteile und das Recht, für römische Ämter zu kandidieren, wurde schwer erreichbar. Als Gaius Gracchus im Jahr 122 v. Chr. vorschlug, den Latinern das volle Bürgerrecht zu gewähren, hielten ihm seine Gegner vor, dann bekämen die Römer ja bei Festen und Spielen keinen Platz mehr. *33
    Für über ein Jahrhundertnach Hannibal gärte der Unmut der Verbündeten: Sie hatten mehrere Kriege für Rom ausgefochten und dafür nur magere Anerkennung erhalten. Als der Senat die Forderung nach einer Ausweitung des Bürgerrechts erneut ablehnte, kam es 91 v. Chr. zum Aufstand. Im Bundesgenossenkrieg erhoben sich die Stämme des östlichen Mittelitalien, insbesondere die Marser und Pikener, und im Süden die Samniten und Lukanier. Nicht beteiligt waren die Kolonien von Magna Graecia, und ebensowenig die Etrusker und Umbrer weiter nördlich. Die Ursachen des Krieges sind noch nicht völlig geklärt. Gemäß der traditionellen Geschichtsschreibung kämpften die Rebellen für das römische Bürgerrecht, Revisionisten dagegen halten einen blutigen Krieg für eine seltsame Methode, ein solches Ziel zu erreichen. Nach ihrer Meinung strebten die Aufständischen das glatte Gegenteil an: die Unabhängigkeit von Rom und einen eigenen Staat, Italia. *34 Beide Ansichten lassen unberücksichtigt, dass die Verbündeten womöglich von unterschiedlichen Motiven, Zielen und Gefühlen geleitet wurden. Aber der Verwaltungsapparat des jungen Staats mit seinen Konsuln, seiner Hauptstadt und seinem Senat lässt darauf schließen, dass zahlreiche Aufständische die Unabhängigkeit anstrebten. Das bezeugen auch die Münzen, die schon bald mit dem Namen Italia und seiner oskischen Entsprechung víteliú geprägt wurden .
    Rom siegte mit einer Kombination aus militärischem Druck und politischen Anreizen: Die gemäßigten Rebellen wurden buchstäblich dadurch entwaffnet, dass man all denen, die ihre Waffen niederlegten, das Bürgerrecht gewährte. Das Bürgerrecht erhielten auch die Latiner und andere socii, die weitgehend loyal geblieben waren. Die Aufständischen nördlich des Po erhielten dagegen nur das latinische Bürgerrecht, bis ihnen Caesar im Jahr 49 v. Chr. das volle Bürgerrecht verlieh. Alle freien Bewohner der Apenninhalbinsel wurden damals römische Bürger. 250 Jahre danach erhielt die gesamte Bevölkerung des Römischen Reichs dasselbe Privileg von Kaiser Caracalla, dem psychopathischen Brudermörder und Erbauer der nach ihm benannten

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