Auf der Suche nach Tony McKay
Mechaniker hat es tatsächlich geschafft, einen passenden Motor für den Winnebago auf einem Schrottplatz aufzutreiben und ist optimistisch, dass er den über das Wochenende eingebaut bekommt. Wenn das dann nach Plan läuft, sollten wir in der Lage sein, unsere Reise morgen Abend fortsetzen zu können. Da Bill absolut blank ist, reicht Heiko schon mal $3000 für den Motor rüber, der Rest ist dann morgen fällig. Unsere Reserven schmelzen mit der gleichen Geschwindigkeit wie Schnee im April. Bill bleibt in der Werkstatt, um bei der Reparatur zu helfen und eine Nachhilfestunde in Winnebago-Instandsetzung zu nehmen.
Wir schlendern die Straße runter in Richtung Innenstadt. Vor einem der größeren Hotels ist eine Menge los, viel Volk das dort hineinströmt.
‘Guck mal,’ sagt Heiko, ‘hier findet der Füllersammler-Kongress statt.’
Wir bleiben stehen. Die meisten Leute, die dort hineingehen, haben wirklich Anoraks an und wirken alle freudig aufgeregt, wie ein Kind vor Weihnachten.
Ich gucke Britta an. ‘Na los, wie schlimm kann das schon sein? Und außerdem haben wir ja auch nichts besseres zu tun.’
Britta rollt die Augen, zuckt die Schultern und sagt, ‘Das kann ganz schön langweilig werden. Aber langweilig ist wohl immer noch besser, als von einem Desaster zum nächsten zu taumeln.’
Das Hotel hat einen enormen Ballsaal, in dem Sammler und Händler Tische aufgebaut haben auf denen sie ihre Füller zur Schau stellen. Leute gehen von Tisch zu Tisch, fachsimpeln und handeln. Wir gehen durch die Reihen. Wenn ich auch sonst dachte, dass Füller einfach nur Schreibinstrumente sind, oder eigentlich richtiger, wenn ich auch sonst mir nie wirklich Gedanken über Füller gemacht habe, so muss ich jetzt feststellen, dass es Füller in allen möglichen Varianten gibt und durchaus nicht alle einfach nur schwarz sind. Da gibt es viele, die bunt marmoriert sind oder silberne Verzierungen haben, wobei sie nicht einfach nur schön anzugucken sind, sondern oft auch Ideen, Schriftsteller oder Länder verkörpern. Ich könnte die stundenlang angucken, denn es sind richtige kleine Kunstwerke darunter. Entsprechend sind allerdings auch die Preise. Eine ganze Sektion innerhalb des Saales ist für die Mont Blanc-Sammler reserviert. Diese heben sich von ihren Sammler-Kollegen dadurch ab, dass sie deutlich besser gekleidet sind, als die Parker- oder Pelikansammler - weniger Anoraks und mehr Anzüge und Manschettenknöpfe.
Wir bleiben an einem Tisch stehen, auf dem ein älterer Herr seine Sammlung an antiken Mont Blanc-Füllern ausgebreitet hat. Einige andere Sammler stehen in respektvollem Abstand und diskutieren die Auslage.
‘Guck mal, Maggie, ist das nicht der, den du auch hast?’ fragt Heiko und zeigt auf ein Modell in einer teuer aussehenden Samtschatulle, die den zentralen Platz auf dem Tisch einnimmt.
Ich gucke näher hin. Dann öffne ich meine Tasche und ziehe mein Stiftetui heraus, in dem ich den Füller von meinem Opa aufbewahre, und hole ihn hervor, um ihn mit dem Modell auf dem Tisch zu vergleichen. Als ich meinen Stift gegen den anderen halte, geht ein Raunen durch die umstehenden Sammler und jemand stößt einen kleinen Pfiff aus. Ich drehe mich um, um zu sehen was passiert ist, doch zu meiner Überraschung sind alle Augen auf mich und meinen Füller gerichtet.
‘Sweet Jesus, is that a striated 139?’ fragt der ältere Herr hinter dem Tisch.
Ich gucke meinen Füller an. ‘No, it’s a Mont Blanc,’ sage ich.
Die Leute um mich herum fangen an zu lachen.
‘Yes, young lady, I can see that, everyone here can see that, but what I mean is the model.’
Ach so, der wollte von mir also wissen, um was für ein Mont Blanc-Modell es sich handelt.
‘I don’t know, my granddad left it to me.’
‘Can I have a look?’ fragt der Mann.
Er streift sich ein Paar weiße Handschuhe über und nimmt mir den Stift vorsichtig aus der Hand, während die anderen Sammler sich um ihn herum und einander beiseite drängeln. Eine aufgeregte Diskussion beginnt, Meinungen werden ausgetauscht, der Geräuschpegel steigt. Auch an den anderen Mont Blanc-Tischen sind Menschen aufmerksam geworden und kommen herüber. Wir stehen etwas befremdet am Rand.
‘Mann, die sind ja ganz schön aufgeregt wegen deines Füllers,’ sagt Heiko.
‘Ich hoffe doch, dass ich den wiederbekomme,’ sage ich.
Ein kleiner Mann mit eng beieinander stehenden Augen in einem schlecht sitzenden Anzug löst sich von der Gruppe, guckt sich einmal über
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