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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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Ekelgeschüttel auszulösen. Dennoch brennt das Zeug wie Feuer in meiner Kehle und ich drehe mich zur Tür, als ob dort gerade etwas von Interesse geschehen sei. Rosa kippt den Aquavit mit einer Nonchalance runter, die mich glauben lässt, dass es da irgendeinen Trick geben muss. Andererseits, wenn die hier dieses Gesöff gewohnt sind, dann dürften ihre Geschmacksnerven derart weg gebrannt sein, dass alles, was sie in sich hinein kippen sowieso gleich schmeckt.
    ‘Wieviel?’ will Hinnerk jetzt wissen.
    ‘Zehn Kisten mit je sechs Flaschen,’ sagt Rosa.
    Hinnerk nickt. Er guckt zu den Norwegern rüber. Die beiden gesellen sich nun zu uns an den Tresen und grinsen. Hinnerk produziert mehr Schnapsgläser.
    ‘Fiete, wat is met die, wüllt du oak wat von den französischen Kroam hem?’  
    Der alte Mann steht mühsam auf und schlurft zum Tresen.
    ‘Man tau,’ sagt Fiete zu Hinnerk, der jetzt vor jeden von uns ein Glas stellt. Einer der beiden Blonden dreht die Flasche auf und gießt ein. Rosa und ich gucken uns an – was nun?
    Wir heben alle gleichzeitig die Gläser und leeren sie in einem Zug. Dies ist offenbar die Art in Westerdeichstrich zu trinken, alles immer in einem Zug ausgeleert, Nie lang schnacken, Kopp in Nacken!
    Wenn das überhaupt möglich ist, so ist der polnisch-französische “Cognac“ noch schärfer als der einheimische Aquavit. Mir wird für einen Moment schwarz vor Augen, dann sehe ich überall kleine grüne Punkte.
    Ich bin ja nun kein Experte auf dem Gebiet und habe überhaupt erst einmal in meinem Leben Cognac getrunken, aber selbst wenn man von der Theorie ausgeht, dass es multiple Universen gibt, präziser eine unendliche Zahl von Universen, so erscheint es ausgeschlossen, dass es darunter eines gibt, in dem uns jemand dieses Teufelsgebräu für alten französischen Cognac abkauft.
    Einer der beiden Norweger sagt ‘Very nice!’ und gießt sich nach. Auch sein Kollege ist sichtlich angetan. Hinnerk guckt wie er immer guckt. Fiete meint ‘Dat is’n bannich gooten Schnaps, dat is. Pütscher mie man noch mal een in.’
    ‘Was willst denn dafür haben, Deern [4] ?’ fragt Hinnerk nun.
    ‘Ich will gar nichts dafür haben, Harry verkauft das Zeug,’ sagt Rosa schnell, wahrscheinlich, um sich von dem Deal zu distanzieren, für den Fall dass die vier von dem Zeugs blind werden.
    Hinnerk guckt uns an. ‘Sowieso,’ antwortet er.
    ‘Also, Harry will fünfzig Euro pro Kiste. Weil das eben französischer Cognac ist,’ erläutert Rosa. Hinnerk nickt, grunzt und lehnt sich dann zu den beiden Blonden hinüber. Er bespricht sich kurz mit ihnen und dreht sich dann wieder zu uns.
    ‘Fünfzig Euros geht klar mit denen, aber dafür müsst ihr ihnen den Kram rüber fahren.’
    ‘Was, nach Norwegen?’ fragt Rosa entsetzt.
    Hinnerk wirft ihr einen Blick zu, der bei anderen Leuten als das stille Verzweifeln am deutschen Schulsystem hätte durchgehen können, bei Hinnerk aber wohl bedeutet, dass er im Prozess ist, Rosas Frage gedanklich zu verarbeiten.
    ‘Nee, nach Büsum,’ sagt er dann, ‘und zehn Euro pro Kiste gehen an mich, Vermittlungsgebühr.’
    Ich nicke Rosa zu, um ihr zu verstehen zu geben, dass wir auf den Deal eingehen sollen. Und dann bloß weg hier. Oder: erst nach Büsum und dann bloß weg.
    Hinnerk nickt den Blonden zu, die beiden gucken fröhlich und geben uns das Daumen-nach-oben-Zeichen.
     
    Es stellt sich heraus, dass wir nicht nur den Schnaps nach Büsum transportieren sollen, sondern auch Einar und Asbjørn. Da beide zusammen über vier Meter groß sind, muss einer von ihnen vorne sitzen. Das bedeutet, dass ich mit Asbjørn und fünf Kisten Schnaps auf uns verteilt hinten sitze. Das Chassis nähert sich bedenklich dem Boden, als Rosa den Wagen zurück zu dem lenkt, was in Westerdeichstrich als Hauptstraße gilt.
    ‘Erinnert ihr euch an den Weg nach Büsum?’ fragt sie, etwas zu langsam und zu laut.
    ‘We don’t speak so much German,’ erwidert Einar.
    ‘This keeps getting better and better,’ murmelt Rosa. ‘The way to Büsum – any idea?’
    ‘Ved neste gårdshus tar du til høyre og fortsett rett frem til du kommer til havnen.’
    ‘Asbjørn thinks you must turn left at the next farmhouse and then you go straight all the way till you get to the harbour. But is difficult with the fog. Not so much fog in Norway, more snow,’ ergänzt Einar redselig.
    ‘No kidding,’ sage ich ironisch. Einar dreht sich lächelnd um und hält wieder seinen Daumen hoch, ich tue

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