Auf der Suche nach Tony McKay
Tür. Rosa hebt ihn auf, ich schnappe Heiko am Arm, der sich eine Hand über den Mund gelegt hat und bei dem Anblick des ganzen Blutes am Würgen ist und ziehe ihn zur Tür hinaus.
‘Nichts wie weg,’ ruft Rosa.
Die Türsteher beäugen uns misstrauisch. Wir drängeln uns zurück in die Halle, wo die Weihnachtsmänner gerade eine Zugabe geben, und Rosa zwängt sich zu Britta durch. Ich behalte die Tür im Auge und stütze Heiko, der sich mittlerweile etwas gefangen hat. Dann sehe ich zwei Türsteher miteinander tuscheln und in meine Richtung zeigen. Scheiße, die wissen, dass wir das Geld haben, oder schlimmer, denken, dass wir für das Loch in Lothars Knie verantwortlich sind. Ich ziehe Heiko hinter mir her in den Saal und fange Britta und Rosa ab, die auf dem Weg nach draußen sind.
‘Zu spät,’ sage ich, ‘die Bodyguards sind schon unterwegs.’
Rosa geht zu Rita und tuschelt ihr etwas zu. Rita zeigt auf eine kleine Tür neben der Bühne, Rosa drückt ihr einen 100-Euro-Schein in die Hand und wir hauen ab.
Die Tür führt auf einen Hinterhof voller Mülltonnen und anderem Gerümpel. Wir bahnen uns einen Weg zu einem engen Gang zwischen zwei Häusern hindurch und gelangen am Reeperbahn-Ende wieder auf die Große Freiheit. Vor dem Strip-Club stehen zwei von Lothars schweren Jungs und drei Osteuropäer in eine wütende Diskussion verstrickt. Wir drücken uns an den Häuserwänden entlang, bis wir auf der Reeperbahn sind, biegen dann rechts und wieder rechts ab und rennen zurück in Richtung Auto.
‘Erinnert sich irgendwer, wo ich geparkt habe?’ fragt Heiko keuchend.
‘Da vorne links,’ sagt Rosa. Aber Heikos Ford ist unauffindbar.
‘Ich brauch’ eine Pause,’ stöhnt Britta.
Wir kommen an einem kleinen Cafe vorbei, das scheint’s die ganze Nacht offen hat, und stolpern hinein. Auf einem Barhocker in der Ecke sitzt eine alte Frau mit feuerroter Perücke. Sie blickt von ihrem Kreuzworträtsel auf und krächzt, ‘Kaffee?’
‘Viermal,’ antwortet Rosa.
Wir setzen uns an einen Tisch hinten in der Ecke und die Wirtin schlurft in die Küche, um Kaffee zu kochen. Britta tritt ans Fenster und guckt die Straße hoch und runter.
‘Irgendwer?’ frage ich sie.
‘Keiner zu sehen,’ antwortet sie.
‘Noch nicht,’ meint Heiko düster.
Der Umschlag mit den 20.000, mittlerweile nur mehr 19.900, Euro liegt vor uns auf dem Tisch.
‘Und was nun?’ fragt Britta.
‘Wir warten bis die Luft rein ist, und suchen dann das Auto,’ sagt Rosa. ‘Mit den 20.000 und dem, was Hinnerk Maggie und mir für den Wodka gegeben hat, kommen wir auf jeden Fall nach Amerika.’
Heiko beginnt in seiner Handtasche zu kramen.
‘Suchst du was?’ fragt Rosa.
‘Ja, meine Brieftasche.’
‘Wann hast du sie zuletzt gesehen? Hast du sie im Club zu irgendeinem Zeitpunkt rausgeholt?’ fragt Britta.
‘Ich war an der Bar und hab Wein geholt, da hatte ich sie noch. Und danach...’
‘Dann müsste sie ja noch in der Tasche sein. Oder hast du die Tasche vielleicht am Tisch stehen lassen, oder am Stuhl hängen, so dass jemand dein Portemonnaie raus gezogen haben könnte?’
Heiko denkt nach. ‘Möglich ist es, aber ich kann mich nicht erinnern, dass jemand so nahe an unseren Tisch gekommen ist. Könnt ihr?“
‘Nee,’ sagt Rosa, ‘eigentlich nicht. Aber du bist doch auf Toilette gegangen...’
Rosa, Heiko und ich gucken uns an, Rosa legt die Hand auf den Mund.
‘Mist, liegt die vielleicht noch in der Männertoilette bei Lothar und dem Mafioso?’
Heiko wird bleich. ‘Da war mein Führerschein drin und diverse andere Sachen mit meiner Adresse drauf...’
Wir gucken auf den Umschlag mit den 20.000 Euro. Weder Lothar, noch Nikolaj und Konsorten werden besonders freundlich dem gegenüber empfinden, der ihnen das Geld unter der Nase weggeklaut hat.
Heiko fängt an zu hyperventilieren. Britta legt den Arm um seine Schultern und sagt, ‘Tief ein- und ausatmen.’
‘Du hast gut reden, die wissen nicht wo du wohnst, wahrscheinlich stehen die schon bei mir vor der Tür, oder schlimmer!’ Heikos Stimme überschlägt sich.
Wir anderen gucken uns an. Heiko hat Recht.
‘Paulchen!’ schreit Heiko, ‘was ist, wenn die ihm was tun, oder ihn mitnehmen?’
Heiko bricht in Tränen aus. Die Sicherheit seiner Mutter kommt ihm gar nicht in den Sinn.
Wir versuchen ihn so gut es geht zu beruhigen. Der Kaffee kommt. Die Dame in der roten Perücke beugt sich zu Heiko hinunter und fragt, ‘Na mien Deern, hat er ne
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