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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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Nebentisch aus mit ihren Flachmännern zu.
    ‘Was wollt ihr trinken?’ schreit Britta gegen den Lärm an. Dann lassen wir Heiko und Rosa am Tisch und bahnen uns einen Weg zur Bar. Ich gucke mich im Raum um. Außer einigen Türstehern auf Steroiden wimmelt es vor Frauen, wobei wir noch zu den jüngeren zählen. Die Stimmung ist ausgelassen fröhlich, bis der orange Typ aus dem Dieter-Bohlen-Photo ans Mikrofon auf die Bühne tritt. Ich bete still, dass er nicht Teil der Show ist.
    ‘Herzlich willkommen wehrte Damen ohne Herren zu einer einmaligen Show! Nur einen einzigen Auftritt hier auf St.Pauli und ab morgen auf großer Deutschland-Tournee. Ich verspreche euch einen Abend voller Überraschungen, den ihr so schnell nicht wieder vergessen werdet.’
    ‘Schluss mit dem Gesabbel [7] , wir wollen die Jungs sehen,’ grölt Rita in Richtung Bühne.
    Lothar guckt leicht irritiert und fährt dann fort,
    ‘Also, wo war ich, meine Jungs hier, das sind alles Profis, in Las Vegas ausgebildet, und wir haben für jeden Geschmack etwas dabei: Blonde, Braun- und Rothaarige, Polizisten, Feuerwehrleute,...’ Jede Aufzählung wird mit lauten Pfiffen der Zustimmung kommentiert.
    Einer der Türsteher erscheint nun neben der Bühne, flüstert Lothar etwas zu und deutet mit dem Daumen hinter sich. Was auch immer er gesagt hat, es hat Lothar sichtlich aus der Fassung gebracht. Er bringt sein Intro schnell zu Ende:
    ‘Also Ladies, merkt euch: Gucken könnt ihr so viel ihr wollt, Anfassen ist verboten! Ich präsentiere die fabelhaften Lollipops!’
    Lothar duckt sich, denn in dem Moment saust eine Bierflasche haarscharf an seinem linken Ohr vorbei. Er guckt indigniert in die Menge und eilt dann hinter dem Steroidklotz nach draußen.
    Das Licht im Raum wird schwächer, rote Laternen an den Wänden gehen an. James Brown’s “Like a Sex Machine“ erklingt aus den Lautsprechern und von links erscheint ein Typ in Polizistenuniform auf der Bühne, ein nächster kommt von rechts und so weiter bis fünf von ihnen in einer Reihe stehen. Sie beginnen ihre Hüften im Takt zur Musik zu wiegen. Es sieht etwas unbeholfen aus, aber der allgemeine Alkoholpegel lässt den Unterschied zwischen Profi-Strippern aus Las Vegas und Bauernjungs aus der Wilstermarsch, die sich am Wochenende eine schnelle Mark dazu verdienen wollen, verschwimmen.
    Die Stimmung war schon am Kochen bevor der erste Polizist überhaupt erschien, aber mit jeder Hülle, die die fünf fallen lassen, steigt der Lärmpegel. Heiko, anfangs noch etwas unsicher, wie er sich verhalten soll, macht es bald Rita und Helga nach und ich sehe ihn zu meiner Überraschung einen Tanga aus seiner Handtasche kramen.
    Als die ersten roten String-Tangas enthüllt werden, ist der Saal auf den Beinen und eine Frau am Tisch links fällt in Ohnmacht. Die Türsteher sind darauf vorbereitet, ja es scheint fast, als ob dies unweigerlich zur Show gehört. Sie produzieren eine Trage, legen die Ohnmächtige darauf und entsorgen sie in einen Hinterraum.
    Auf die Polizisten folgen vier Marine-Offiziere in eng anliegenden weißen Uniformen. Diese haben Gück, denn bei ihrer Nummer ist weniger Choreographie erforderlich, sie bewegen sich eigentlich nur etwas kantig von links nach rechts und wieder zurück und salutieren dabei in regelmäßigen Abständen ins Publikum. Dennoch tobt die Menge wild, was angesichts des Mangels an Tanzeinlagen nur an den Uniformen liegen kann. Auch sie enthüllen am Ende, Überraschung, String-Tangas, doch sind diese marine-blau mit aufgenähten Ankern.
    Heiko dreht sich zu mir um und deutet an, dass er zur Toilette gehen will. Ich nicke ihm zu. Britta und Rosa holen eine zweite Runde Getränke von der Bar und Rita und Helga, in einem Zustand menopausaler Erhitzung, fächern sich Luft zu.
    Die nächsten drei Nummern sind im Prinzip Variationen der ersten beiden, nur mit anderen Outfits: es strippen nacheinander Feuerwehrmänner, Cowboys und, bizarrerweise, Weihnachtsmänner. Die letzten scheinen es dem Publikum ganz besonders anzutun und so schneit es jede Menge Unterhosen am Ende der Nummer.
    Ich wundere mich, wo Heiko bleibt und frage Britta und Rosa, aber die zucken mit den Schultern. Ich habe ein irgendwie ungutes Gefühl und drängele mich an schwitzenden, hysterischen Frauen auf den Gang hinaus. Ein Toilettenschild weist die Treppe gegenüber der Eingangstür hinab.
    Auf dem Gang lungern diverse Türsteher mit finsterem Blick herum. Ich steige die Treppe hinunter. Vor der

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