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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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angeguckt?’ will Rosa von Heiko wissen.
    ‘Alles im Griff, der Club ist an der Großen Freiheit. Ich werde versuchen in einer der Seitenstraßen zu parken.’
    ‘Große Freiheit,’ sinniert Britta und fängt an zu singen,
    “ Auf der Reeperbahn nachts um halb eins – ob du `n Mädel hast oder hast keins, “
    Rosa, Heiko und ich stimmen ein,
    “ Amüsierst du dich, denn das findet sich, auf der Reeperbahn nachts um halb eins .”
    Und dann zur allgemeinen Überraschung ein Solo von Rosa:
    “ Wer noch niemals in lauschiger Nacht einen Reeperbahnbummel gemacht, ist ein armer Wicht, denn er kennt dich nicht, mein St.Pauli, St.Pauli bei Nacht .”
    Und wir alle noch einmal:
    „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins – ob Du `n Mädel hast oder hast keins,
    Amüsierst du dich, denn das findet sich, auf der Reeperbahn nachts um halb eins.”
     
    Je näher wir Hamburg kommen, desto voller wird die Autobahn. Heiko nimmt die Abfahrt Stellingen und franst sich an der Holstenbrauerei vorbei nach St.Pauli durch. Mit Glück parken wir das Auto an einem kleinen Platz zwei Querstrassen entfernt. Heiko und Rosa rücken ihre Kopftücher zurecht und dann stöckeln wir alle zur Großen Freiheit.  
    Der Strip-Club selber sieht ziemlich heruntergekommen aus, doch obwohl die Show erst in einer halben Stunde losgehen soll, steht schon eine Schlange von Frauen vor der Tür. Die Stimmung ist locker und augenscheinlich sind nicht nur wir auf die Idee gekommen, uns ein bisschen Fröhlichkeit vor der Show anzutrinken.
    Zwei blondgefärbte Frauen mittleren Alters direkt vor uns in der Schlange beäugen Rosa und Heiko neugierig. Heiko lächelt nervös und Rosa guckt militant unter ihrem Kopftuch.
    ‘Das is’ ja aber interessant, dass solche wie ihr auch hierher kommen,’ sagt nun die etwas blondere zu Heiko, ‘Findest du nicht auch, Rita?’
    Sie hat wohl den breitesten Hamburger Akzent, den ich je gehört habe, Ohnsorg-Theater pur.
    ‘Ja, wo du Recht hast, hast du Recht, Helga,’ antwortet Rita, ‘is’ ja auch egal wo eine herkommt, in der Türkei mögen Frauen auch gern mal `n knackigen Arsch sehen!’
    Rita und Helga brechen in schallendes Gelächter aus und Heiko wird rot.
    ‘Och, guck dir mal die Deern an, wird ganz rot. Du musst uns das nicht krumm nehmen, sonst sind wir nicht so, oder Rita?’
    ‘Nee,’ sagt die nun, ‘wir sind sonst richtig respektabel,’ und beide prusten wieder los.
    ‘Wissen eure Männer denn davon, dass ihr hier seid [6] ?’ will Helga jetzt wissen.
    Rosa, in bestem Türken-Deutsch, erklärt dass ihre Männer Samstag Abends immer Domino spielen und nichts davon wissen, wo ihre Frauen gerade sind und dass es für alle Beteiligten besser wäre, wenn das auch so bliebe.
    ‘Unseren haben wir auch nix davon erzählt, wo wir hingehen, die denken wir sind bei Peter Maffay im Konzert!’ und beide schütten sich derart vor Lachen aus, dass sie sich kaum wieder einkriegen können. Wir lachen aus Sympathie mit, Heiko am lautesten.
     
    Als der Laden endlich die Türen öffnet, haben wir alle bereits dreimal Freundschaft mit Rita und Helga getrunken, denn sie sind auch mit Flachmännern bewaffnet gekommen. Wie sich herausstellt sind die beiden alte Hasen in Sachen Männer-Stripshows und schon zum fünften Mal hier, was ihnen den Respekt aller Anwesenden verschafft. Sie geben uns nützliche Tips hinsichtlich der Etikette bei derartigen Veranstaltungen: laut grölen und pfeifen ist erwünscht, ja geradezu eine Pflicht; Anfassen der Darsteller ist verboten, es sei denn, frau steckt ihm dabei 20 Euro in den Tanga; Unterwäsche auf die Bühne werfen ist erlaubt und erwünscht; hysterisches Geschreie wenn die letzte Hülle fällt ein Muss.
    Wir strömen mit der Masse einen schwach erleuchteten Gang entlang, an den Wänden hängen Poster von Popstars aus den 80ern, dazwischen handsignierte und gerahmte Photos von mehr oder weniger berühmten Leuten. Auf einem identifiziere ich Dieter Bohlen neben einem schmierig aussehenden Typen mit Schnurrbart und orangenem Sonnenbank-Teint. “Für meinen Freund Lothar” steht darauf. Ich vermute, dass Lothar der Besitzer dieses Ladens ist.
    Der Raum, in dem die Show stattfinden soll, hat ungefähr die Größe einer Schulaula, komplett mit kleiner Bühne. Kleine Bistro-Tische und Stühle stehen verteilt im Raum und an der rückwärtigen Wand befindet sich eine Bar. Wir suchen uns einen Tisch und deponieren Mäntel und Taschen dort. Rita und Helga winken uns vom

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