Auf der Suche nach Tony McKay
morgen kurz nach sechs rein, sage ihm, dass ich seinen Wodka im Kofferraum meines Autos habe, welches sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Hinterhof befindet und könnte er mir mal die hintere Tür aufschliessen. Wenn er nach hinten geht, nehme ich mir seinen Autoschlüssel, gehe wieder zur Vordertür raus und weg sind wir.’
‘Aber was ist, wenn er den Autoschlüssel mit nach hinten nimmt?’
‘Wird er wahrscheinlich auch, aber ich weiß wo er seinen Ersatzschlüssel aufbewahrt,’ sagt Rosa grinsend.
‘Und wenn er merkt, dass sein Auto weg ist? Das gibt uns nicht viel Zeit, und wenn wir Pech haben ist die Polizei schon vor Pinneberg hinter uns her,’ gebe ich zu bedenken.
‘Unwahrscheinlich. Nachdem er mich nicht an der Hintertür mit seinem Wodka gefunden hat, wird Harry einmal fluchen, wieder in die Bar gehen, sich einen Whisky einschenken und bis Ladenschluss seine Renn-Post lesen. Bis dahin sind es gut sechs Stunden und er wahrscheinlich so betrunken, dass es ihn eine ganze Weile kosten wird, um festzustellen dass sein Auto weg ist. So wie ich ihn kenne hat der in dem Zustand nicht nur vergessen, dass er mich an dem Abend überhaupt gesehen hat, sondern er wird sofort die Polen verdächtigen. Harry hat da so ein Ding mit den Polen. Profitiert zwar von dem selbst gebrannten Fusel, den die ihm verkaufen, und den er dann seinen Kunden vorsetzt, aber denkt das sind alles nur Gauner und Autoklauer. Wahrscheinlich wird er bei der Polizei dann ein polnisches Auto erfinden, dass sich an dem Abend in der Gegend rumgedrückt hat mit ein paar finster aussehenden Typen mit Stoppelhaarschnitt drin. Glaub mir, bis der darauf kommt, dass ich sein Auto habe, könnten wir den Mercedes schon auf ein Containerschiff verladen haben und in Kapstadt sein.’
Wir sitzen in Heikos Wohnzimmer. Paulchen liegt ausgestreckt über Heikos Schoss und schnurrt wie eine Lokomotive. Er hat sein plattes Gesicht selbstzufrieden Heiko zugewendet, der ihm den Hals krault. Hin und wieder guckt er zu uns rüber, und faucht leise.
‘Brauchst nicht mehr zu fauchen, Paulilein, die bösen Männer sind jetzt weg, die tun dir nichts mehr,’ säuselt Heiko.
Frau Hansen kommt die Treppe herauf mit einem Tablett beladen mit Sahnetorte und Kaffeekanne.
‘Na, ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass wir den Pauli wiederhaben, nich’ mein Paulileini?’ schnurrt Heikos Mutter, setzt das Tablett ab und verteilt Kaffeetassen und große Stücke Sahnetorte.
‘Und auch dass das Ganze nur ein Missverständnis war, denn wo kommen wir denn da hin, wenn bei Leuten eingebrochen wird und Kater gestohlen werden.’
Ich gucke Heiko an, der schüttelt unmerklich den Kopf. Keine Ahnung was für eine Geschichte der seiner Mutter gesponnen hat. Aber er muss eine Menge Phantasie haben, wenn es ihm gelungen ist, die aufgebrochene Haustür, verwüstete Wohnung und den abwesenden Kater als “Missverständnis” zu verkaufen. Mit diesem Talent sollte er eigentlich in der PR-Abteilung von BP arbeiten, dann könnte er jedwedes Öldesaster zu einer gelungenen Trainingseinheit für das Umgehen mit Öldesastern im Falle einer wirklichen Katastrophe erklären.
Frau Hansen setzt sich neben Heiko aus das Sofa, nippt an ihrem Kaffee und seufzt.
‘Aber dass du jetzt so plötzlich in Urlaub fahren willst, also ich weiß nicht, was ich darüber denken soll. Was sagen die denn bei der Volksbank dazu, kannst du dir so einfach von einem Tag auf den anderen frei nehmen? Ich denke du solltest dich erstmal von dem Schreck erholen.’
Heiko guckt aus dem Fenster. ‘Nee Mama, ich hab’ dir das doch schon erklärt. Wir fahren heute Abend.’
Frau Hansen guckt uns traurig an und schüttelt den Kopf. Sie krault Paulchen zwischen den Ohren und der schaltet die Schnurrmaschine einen Gang hoch.
‘Gerade jetzt, wo unser Paulchen so einen großen Schreck bekommen hat, oder Paulileini?’
Heiko beißt sich auf die Unterlippe, die angefangen hat zu zittern.
‘Mama, das hilft jetzt nicht.’
Frau Hansen ignoriert Heiko, guckt Paulchen an und sagt, ‘Dann muss unser Paulchen eben unten bei Mama einziehen, nich’ wahr? Wer ist denn so ein süßer Kater? Ja, das Paulchen ist ein süßer Kater! Wir machen uns das gemütlich, du und ich, Paulilein, was sagst du dazu?“
Paulchen sagt gar nichts, sondern gähnt furchterregend (ich schwöre der hat zwei parallele Reihen von Zähnen, nicht nur eine). Wenigstens wissen wir, dass er gut aufgehoben sein wird, wenn wir weg
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