Auf der Suche nach Tony McKay
voller Hundekekse zurück. Sie stellt die Schälchen neben unserem Tisch auf den Boden. Tina springt bei Thomas vom Arm und macht sich über beides her. Die Wirtin guckt uns vorwurfsvoll an.
‘See that? How thirsty and hungry that little doggy was? Out all night partying and completely forgetting about your little friend here. People like you shouldn’t be allowed to have animals!’
Wir gucken schuldbewusst, vor allem Heiko, der als erfahrener Haustierbesitzer wohl daran hätte denken sollen, Tina mit zu versorgen.
‘I should call the RSPCA, [13] they would take that little fellow away and find him a nice home,’ ruft sie noch indigniert in unsere Richtung als sie wieder vor ihrer Zeitung sitzt.
Die RSPCA, das hätte uns jetzt gerade noch gefehlt. Nicht genug, dass die deutsche Polizei zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon hinter mindestens zweien von uns her ist, wenn Thomas wieder zu sich kommt und sich daran erinnert, dass er eigentlich Boris Becker heißt, dann wird der uns auch hier in London die Polizei auf den Hals hetzten. Und wenn nicht das, dann kriegt die RSPCA uns dran wegen Hunde-Vernachlässigung. Alptraum.
Heiko hat vorläufig die Versorgung und Pflege von Thomas Mustermann übernommen, schiebt ihm kleine Stückchen Toast in den Mund und lässt ihn am Kaffee nippen. Der scheint alles Interesse an seiner Umgebung verloren zu haben, ja sein Widerstand wirkt gebrochen. Auch hat er vergessen, dass er dringendst zum Flughafen muss, was eine große Erleichterung ist.
‘Also,’ sagt Britta, ‘bislang lief das hier in London ja nicht so doll. Ich schlage vor, dass wir alles so schnell wie möglich abwickeln und uns dann aus dem Staub machen.’
‘Hast du deinen Bekannten schon erreicht, Heiko?’ frage ich. Selbiger soll uns dabei helfen, das Geld auf elektronischem Wege nach Amerika zu schaffen.
Heiko wischt Thomas Mustermann den Sabber vom Kinn.
‘Nein, ich habe keine aktuelle Telefonnummer, nur seine email-Adresse. Ich bräuchte Internetverbindung, dann kann ich ihm ein email schicken.’
Wir gucken uns in dem Cafe um. Die Chance in dem Laden Internetzugang zu bekommen, dürften so wahrscheinlich sein, wie dass St.Pauli irgendwann mal in der Champions League mitspielt.
‘Wenn wir die Sache mit Thomas Mustermann hier zu Ende gebracht haben, vielleicht können wir uns dann zur Abwechslung mal wieder um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern,’ sagt Rosa.
Da Thomas nichts bei sich trägt, was auf eine Adresse hindeutet, beschließen wir nach längerer Diskussion, ihn und Tina dort auszusetzen, wo wir ihn gefunden haben. Vielleicht findet er allein den Weg nach Hause, wenn er sich wieder in einer für ihn gewohnteren Umgebung befindet, vielleicht läuft dort auch gerade jemand herum und sucht ihn oder Tina, oder sogar beide.
Nachdem Heiko den Kaffee und Toast bezahlt und der Rothaarigen zehn Pfund Trinkgeld-Bestechungsgeld dagelassen hat, in der Hoffnung, dass sie uns nicht der RSPCA ausliefert, klettern wir alle zurück ins Auto.
‘Findest du von hier zurück nach Wimbledon?’ frage ich Heiko.
‘Schaun wir mal,’ antwortet er.
Thomas Mustermann ist immer noch friedlich, krault Tina die Ohren und pfeift leise vor sich hin.
Nach mehreren Anläufen findet Heiko schließlich den Park, an dem Britta Thomas zu Fall gebracht hat. Es ist immer noch früher Morgen, aber natürlich sind schon diverse Hundebesitzer mit ihren Kötern unterwegs. Heiko stoppt das Auto.
‘Günther, are we nearly there yet?’
‘Yes, look we are back where we came from,’ sagt Heiko zu Thomas Mustermann gewandt, ‘Shall we go for a little walk?’
‘Ok,’ sagt der und zuckt mit den Achseln.
Heiko und Thomas steigen aus, Tina tanzt aufgeregt um die beiden herum und freut sich offensichtlich auf ihren Spaziergang. Sie sind noch nicht weit gegangen, als eine riesige dänische Dogge auf die drei zugestürzt kommt. Heiko will schon Reißaus nehmen, aber Tina kläfft, wedelt mit dem Schwanz und rennt der Dogge entgegen. Die beiden Hunde gebärden sich wie wild und führen einen richtigen Freudentanz auf. Offenbar sind sie alte Freunde. Der Besitzer der Dogge nähert sich und grüßt freundlich. Er wechselt ein paar Worte und verabschiedet sich dann wieder. Heiko geht noch ein kleines Stückchen weiter, dann sagt er etwas zu Thomas Mustermann, woraufhin dieser stehen bleibt und sich die Hände vor die Augen hält, dann klopft Heiko ihm auf die Schulter, streichelt Tina den Rücken, dreht sich um und
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