Auf der Suche nach Tony McKay

biegen sieht.
    Heiko parkt ein Stückchen die Straße runter. Wir steigen aus. Piotrek ist mittlerweile auch auf den Bürgersteig getreten. Die beiden kommen uns entgegen und Staszek nimmt Britta ihren Koffer ab.
    ‘Junge Leute,’ sagt Piotrek, ‘ist schön ihr kommt auf Besuch. Schön zu haben jemand von nah die Heimat, nicht Staszek?’
    ‘Ja, Piotrek,’ sagt Staszek und guckt Britta verliebt an.
     
    Die beiden bewohnen die obere Etage des kleinen Reihenhäuschens. Während der Rest der Straße schmutzig ist, Mülltüten und alte Matratzen in Vorgärten liegen und das eine oder andere Auto-Wrack ohne Reifen auf mit Ziegelsteinen aufgebockten Rädern steht, so ist der Vorgarten vor ihrem Häuschen makellos, keine Mülltüten, sondern einige exotisch aussehende Pflanzen in Blumenpötten. Dazwischen ein Wegweiser, der Richtung Osten zeigt und auf dem “Warszawa 1600km“ steht. Staszek klopft auf das Schild, als er daran vorbei zur Haustür geht.
    Eine schmale Treppe führt in die Wohnung der beiden. Sie besteht aus einem kleinen Wohnzimmer, zwei noch kleineren Schlafzimmern, einer Küche und einem Bad. Das Wohnzimmer hat einen echten Kamin und die beiden haben ein schönes Feuerchen darin gemacht, es ist gemütlich. Das Mobiliar sieht ein bisschen wie vom Sperrmüll zusammengeklaubt aus, doch ist die Wohnung tadellos aufgeräumt und sauber. Entweder die beiden haben heute morgen in Panik ihre Kücheneinbauarbeiten abgebrochen und sind stressmäßig nach Hause gerast, um aufzuräumen und zu putzen, oder aber es sieht bei denen immer so aus. Außerdem riecht es nach Abendbrot, jemand hat gekocht.
    ‘Staszek hat gemacht Lasagna von Gemüse für euch. Ich sage ihm, ‘Eh, was machst du nicht schöne Bein von Schwein mit Kartoffel und die rote Kohl’, aber Staszek sagt ‘Nein, die haben viel Kultur von Essen, mögen vielleicht nicht Kohl [14] , und essen lieber ohne Fleisch’ und hat angefangt zu kochen. So, ich weiß nich’ ob ist gut.’
    Es riecht ganz wunderbar, selbst Britta schafft es, sich anerkennend zu äußern. Wir legen ab, türmen unsere Koffer im Flur übereinander und setzen uns an den Tisch in der kleinen Küche. Meine Befürchtung, dass gleich der Wodka wieder hervor geholt wird ist unbegründet. Piotrek stellt Ananassaft auf den Tisch.
    ‘Ihr mögt?’ fragt er, ‘Staszek und ich nur trinken Ananassaft, wenn nicht trinken Wodka. Früher hat nicht gegeben in Polen, so jetzt wir trinken alle Zeit.’
    Staszek stellt die Lasagne auf den Tisch und füllt uns allen auf. Unglaublich, das ist mit Abstand die beste Gemüse-Lasagne, die ich je gegessen habe, und das, obwohl ich nach dem Studium mal ein halbes Jahr in Italien Deutsch unterrichtet habe. Piotrek nimmt ein paar Gabeln voll, sagt, ‘Eh,’ und zuckt mit den Achseln, ‘Bein von Schwein ist besser, aber dies auch nicht schlecht.’
    Wir alle sprechen Staszek unsere Anerkennung aus, selbst Britta sagt ‘Echt lecker, very good,’ was dazu führt, dass Staszek grinsend rot anläuft und uns allen noch mal auftut.
     
    Nach dem Essen zeigt Staszek uns, wo wir schlafen werden. Er geht immer noch davon aus, dass zumindest eine von uns mit Heiko liiert ist und so zeigt er auf Piotreks Schlafzimmer, sagt ‘Hier ist für Heiko und Freundin, und hier,’ er öffnet die Tür zu seinem Zimmer, ‘ist für Britta.’
    Britta sieht sehr alarmiert aus, da es nicht ganz klar ist, ob Staszek das Zimmer auch bewohnen wird. Doch fügt Piotrek hinzu,
    ‘Und Staszek und ich schlafen in Wohnzimmer auf Sofa. Und Maggie kann schlafen bei Britta,’ ergänzt er als ich ihn fragend angucke. Wahrscheinlich dachte er, dass Rosa, Heiko und ich eine feste Kombination sind.
    Nun geht es zu dem gemütlichen Teil des Abends über. Während Heiko in der Küche sein Laptop aufgebaut hat, um ein paar emails zu schicken und mit seiner Mama und Paulchen zu skypen, sitzen wir anderen im Wohnzimmer vor dem Feuerchen im Kamin und dem Wodka auf dem Tisch.
    ‘Habt ihr denn schon mal Wodka zusammen mit Ananassaft probiert?’ fragt Rosa. Piotrek bereitet für uns alle ein solches Mischgetränk und es ist wirklich um ein vielfaches genießbarer, als der Wodka alleine. Und gesünder, da vitaminreicher. Oder zerstört der Alkohol vielleicht die Vitamine? Ist das, warum Alkoholiker in der Regel so ungesund aussehen?
    Staszek und Piotrek jedenfalls sehen recht gesund aus, ungeachtet des – wie es mir scheint – hohen Wodkakonsums. Aber vielleicht ist das im Ostblock ja normal,