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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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oder, auch wenn dies schwer vorstellbar ist, die beiden sind noch recht gemäßigte Trinker verglichen mit dem Rest ihrer Landsleute.
    Wie dem auch sei, wir sitzen alle in dem hübsch aufgeräumten Wohnzimmer, trinken Wodka mit Ananassaft und Piotrek hat Chopin aufgelegt. Auch dies überrascht mich wieder, da ich insgeheim eine musikalische Produktion befürchtet hatte, an der Dieter Bohlen in irgendeiner Form beteiligt war.
    Piotrek lehnt sich zurück, schließt die Augen und spielt das Luftklavier.
    ‘Schöne Musik,’ sage ich.
    ‘Ja, ist schöne Musik, nicht wahr? Ich spiel auch Klavier, aber kann nicht spielen hier in England, hab kein Klavier und Nachbarn unten mogen kein Lärm.’
    ‘Echt, du spielst Klavier?’ fragt Rosa.
    ‘Oh ja, mein Mutter hat mich beigebracht, die war berühmte Klavierlehrerin in Polen. Ich hab studiert an Konservatorium in Warszawa. Hab viel berühmte Musiker begleitet auf Klavier.’
    Wer hätte das gedacht?
    ‘Und warum baust du jetzt Küchen ein?’ frage ich.
    ‘Ich war professionelle Begleiter bei die Radio Symphonie Orchester Polen, aber Orchester hat nicht viel Geld heute, mussten viele Leute gehen und neue Arbeit finden. War nicht so viel Arbeit zu finden in Polen und mein Kollege, der gespielt hat die, wie heißt auf Deutsch Staszek, Tuba?’
    ‘Heißt auch auf Deutsch Tuba,’ sage ich ihm. Er guckt mich glücklich an.
    ‘Siehst du, wie einfach ist fremde Sprachen? Viele Wörter gleich. Verstehe nicht, warum die Engländer nicht können sprechen andere Sprachen. Kommen nach Polen und nur sprechen Englisch und wenn wir nicht verstehen, sprechen lauter.’
    Er schüttelt den Kopf.
    ‘Also der Tuba-Spieler,’ sage ich.
    ‘Ja, mein Kollege von die Bläser-Sektion, der sagt zu mir, ‘Piotrek, ist neue Zeit nun, ist nicht mehr Zeit für Beethoven und Brahms zu hören, interessiert keine mehr. Geht nur noch um machen viel Geld. Ich geh nach England, da sind Leute reich, da wir können verdienen Geld.’
    ‘Und dein Kollege, was hat der denn in England gemacht, Tuba gespielt?’ fragt Britta. Sie sitzt neben Staszek auf dem Sofa, der sie fasziniert anguckt.
    ‘Ja, er wollte. Hat versucht zu kriegen Platz in Orchester hier. Der war beste Tuba-Spieler in ganz Polen, ach nicht nur Polen, in ganze Osten von Europa. Aber hat nicht gefunden Platz, alle Orchester voll, hatten schon Tuba-Spieler, nicht so gut wie mein Kollege, aber war die egal. So er hat angefangen zu spielen auf Straße, aber immer kam Polizei hat ihm weggejagt. Aber wollte er auch nicht kommen zurück zu Polen, denn seine Familie denkt er ist große Musiker in England mit viel Erfolg. So er hat ein Tag getroffen andere Leute aus Heimat und die arbeiten auf Bau. Sagen kann er bisschen mit Hammer und Nagel arbeiten und so. Können in Polen alle Leute, auch Frauen, wir alle immer machen alles selber. Und mein Kollege sagt ja, kann schon solche Arbeit machen und seitdem er arbeitet auf Baustelle, baut Küche ein.’
    Eigentlich bestätigt diese traurige Geschichte doch nur, was wir auch bei uns täglich beobachten. Das Volk, das solche musikalischen Schwergewichte wie Bach und Beethoven hervorgebracht hat, wiegt sich heutzutage im Takt zu Unverständlichem, das aus drei Noten und drei Silben besteht.
    ‘Und über diesen Kollegen bist du dann nach England gekommen?’ frage ich ihn.
    ‘Ja, zuerst ich hab gearbeit für die Kollege ein Jahr, hat er mir gezeigt wie muss machen. Ist heute viel Arbeit für Polen in England. Engländer, die mögen nicht so gern englische Bauleute, weil die sind nicht so gut, kommen oft spät oder kommen gar nicht oder gehen früh wieder, um zu sitzen in Kneipe, aber wir Polen, wie fangen an um acht und arbeiten bis sind fertig, nicht bis haben Durst auf Bier. Ja, so ich arbeit hier ein Jahr, dann sage zu mein Schwester vielleicht will der Staszek lernen bisschen Englisch, kann kommen und mir helfen, und ist Staszek jetzt auch hier, baut Küche ein.’
    Staszek nickt ernsthaft zur Bestätigung.
    ‘Und was hast du in Polen gemacht?‘ fragt Britta Staszek nun. Piotrek will für ihn übersetzen, aber Staszek hebt die Hand, er hat alles verstanden und will es selber versuchen.
    ‘Ich sprech nicht so gut Deutsch,’ sagt er entschuldigend.
    ‘Na ja, besser als wir Polnisch,’ murmelt Rosa.
    ‘Ich hab mit die Blumen gearbeit,’ sagt Staszek.
    ‘Mit Blumen?’ fragt Britta nach.
    ‘Ja,’ ergänzt Staszek, ‘ich war in Botanische Garten und hab gekümmert um seltene Pflanzen.’

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