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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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Daher auch der schöne Vorgarten.
    Ein Pianist und ein Gärtner in einem tristen viktorianischen Reihenhaus in einem tristen Viertel in East London im tristen Süd-Osten Englands. Bewundernswert aber, wie fröhlich die beiden trotz allem sind.
    ‘Und wie ist das so hier in London?’ frage ich.
    ‘Oh, ist nicht so schön wie zu Hause, aber ist auch nicht so schlecht. Arbeit auf Bau gibt gut Geld, so ich kann jeden Monat ein bisschen Geld zu meine Familie nach Polen schicken.’
    Staszek nickt. ‘Ich spar’ mein Geld, und dann in ein Jahr vielleicht, ich geh zurück nach Polen und baue kleine Haus an See.’
    Er guckt aus dem Fenster und ich muss daran denken, wie er den Wegweiser nach Warschau zärtlich beklopft hat. Mit dieser friedlichen Szene vor seinem geistigen Auge, lässt sich wahrscheinlich auch die Realität von West Ham und den englischen Baustellen aushalten.
    Staszek hat angefangen, Britta genau das Haus zu beschreiben, das er bauen will. Nach der fabelhaften Gemüse-Lasagne ist sie für seine Konversation wesentlich empfänglicher.
    Rosa versucht mit Piotrek über die gewerkschaftliche Organisation der polnischen Bauarbeiter in England zu sprechen und ihn von der Notwendigkeit der Gründung einer eigenen Gewerkschaft zu überzeugen.
    Ich gehe in die Küche, um zu checken, was Heiko tut.

Heiko skypt mit Paulchen
     
    Heiko sitzt vor seinem aufgeklappten Laptop und sieht aus, als ob er geweint hätte. Vom Bildschirm blicken mir Frau Hansen und Paulchen entgegen. Frau Hansen trägt einen Bademantel und guckt freundlich wie immer, aber Paulchen steht das Fell etwas wirr vom Kopf ab und es sieht so aus, als wäre ein Auge größer als das andere.
    ‘Hallo Frau Hansen,’ sage ich und setzte mich neben Heiko.
    ‘Hallo Maggie,’ schreit Frau Hansen, weniger aus Schwerhörigkeit, als aus einem Misstrauen moderner Technologie gegenüber. Im Hintergrund bewegt sich jemand durch’s Bild.
    ‘Ja, der Karl-Heinz hat mir geholfen das Skype aufzumachen, sag mal Hallo zu Heiko,’ wendet sie sich nun nach hinten.
    Der Herr Schiller vom Max-Planck-Gymnasium, Lehrer für Werken und Sport, der für das monströse Vorgarten-Ornament in Katzenform verantwortlich ist, erscheint auf dem Bildschirm, gemütlich in Hemdsärmeln und mit einer Flasche Bier in der Hand.
    ‘Hallöchen,’ sagt Karl-Heinz.
    Heiko guckt mich wenig begeistert an. Paulchen gibt einen Ton von sich, der sich wie Schluckauf anhört.
    ‘Was ist denn mit Pauli, Mama, du hast ihm doch seine Medizin gegeben, oder?’ fragt Heiko beunruhigt.
    ‘Dem Pauli geht’s gut, der hat seine Medizin bekommen, genau so, wie du das aufgeschrieben hast.’
    ‘Aber warum hat er dann Schluckauf?’ hakt Heiko nach.
    ‘Ja, der Karl-Heinz, der hat ihm ein kleines Spielzeug mitgebracht,’ hierbei hält Karl-Heinz einen völlig zerfetzten Stoff-Teddy hoch.
    ‘Aber von einem Stoff-Teddy bekommt er doch keinen Schluckauf,’ sagt Heiko.
    ‘Na, lass mich doch mal ausreden. Der Karl-Heinz hat da ein bisschen Baldrian drauf getröpfelt, das mögen Katzen ja gern, und der Pauli, der hat ja auch so schön damit gespielt, nur hinterher, da hatte er dann den Schluckauf.’
    Heiko fällt es sichtbar schwer die Fassung zu behalten.
    ‘Was? Du hast einen wildfremden Mann ins Haus geholt und der hat mein Paulchen mit Drogen vergiftet?’
    Heiko ist kurz davor zu implodieren.
    ‘Also, so kannst du das jetzt aber nicht sagen, du kennst doch den Karl-Heinz, das ist ja nun kein wildfremder Mann. Und das mit dem Baldrian, das ist wie ein Leckerli hat Karl-Heinz gesagt, das tut ihm nichts.’
    Paulchen, immer noch hicksend, wankt von Frau Hansen hinüber auf Karl-Heinzens Schoß und beginnt ihm die Hand zu lecken.
      ‘Aber Mama, was wenn der Pauli dagegen allergisch ist, habt ihr das vorher getestet? Ihr hättet ihn damit umbringen können!’
    ‘Ach, nun sei mal nicht so melodramatisch, der Pauli ist doch vollkommen ok, dem geht das gut bei uns.’
    Sie sagt ‘bei uns‘, nicht ‘bei mir‘.
    ‘So, Heiko, jetzt muss ich mal Schluss machen, Tagesthemen fangen gleich an, das guckt der Karl-Heinz immer gern. Meld‘ dich mal wieder.’
    Nach diesen Worten wird der Bildschirm schwarz. Heiko sitzt fassungslos da. Er guckt mich mit offenem Mund an.
    ‘Zwei Tage bin ich weg,’ sagt er, ‘zwei Tage, und jetzt sitzt sie da mit dem Schiller vom Max-Planck-Gymnasium und Paulchen leckt dem die Hände.’
    Ich lege ihm den Arm um die Schultern.
    ‘Tja,’ sage ich, ‘wir sind alle

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