Auf der Suche nach Tony McKay
zurück nach West Ham klingelt Heikos Handy. Es ist Bernhard, der Investmentbanker. Das ging aber schnell.
‘Ja, morgen früh ist ok,’ höre ich Heiko sagen.
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‘Warum?’
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‘Ja, ok, ich sag ihr das.’
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‘In Ordnung,’ er schreibt sich eine Adresse auf, ‘bis dann.’
‘Der will, dass ich alleine komme,’ sagt Heiko.
‘Warum das denn?’ frage ich ihn.
‘Der hat gesagt, dann kannst du ja ein bisschen Einkaufen gehen, dir was Hübsches für Las Vegas kaufen.’
Ich gucke Heiko an. Was ist das denn für eine Nummer?
‘Sei bloß vorsichtig, worauf du dich da einlässt. Oder nimm Rosa mit.’
Rosa in einem Raum mit einem schmierigen Investmentberater - die bloße Vorstellung daran bringt mich sofort zum Lachen, Heiko auch und es dauert nicht lange, bis wir uns vor Lachen auf den U-Bahn-Sitzen kugeln. Wir steigen in West Ham aus und gehen langsam durch die Straßen zurück zu dem alten Reihenhäuschen, um Britta und Rosa von den neuesten Entwicklungen zu berichten.
Ich kann mich noch nicht ganz entschließen, was deprimierender ist, West Ham oder Pinneberg. Dies hier ist alles alt und verfallen, schmutzig und vernachlässigt. Pinneberg ist neuer, aber wahrscheinlich genauso fertig hinter der etwas bürgerlicheren Fassade. West Ham wirkt eher so, als ob da mal die Revolution ausbrechen könnte, als ob es reifer dafür ist. In Pinneberg dagegen ist die Revolution an einer Leberzirrhose verendet. Man wird sehen.
Schon in dem winzigen Treppenhaus hören wir die beiden oben streiten.
‘Du musst das kleiner schneiden, das ist doch viel zu groß, dann ist der Rest ja schon gar, während die Kartoffeln noch steinhart sind,’ nörgelt Britta.
‘Dann mach’s doch selber, wenn dir das nicht passt, ich schneide das so und nicht anders.’
Wir öffnen die Wohnungstür.
‘Maggie? Kannst du dir das hier bitte mal angucken? Rosa schneidet das alles falsch, so kann ich einfach nicht kochen.’
‘Ach, jetzt auch noch Maggie mit reinziehen, was?’ faucht Rosa wütend, schneidet aber weiter Kartoffeln klein.
‘Ich halt mich da raus,’ sage ich, ‘Viele Köche und Brei, und so.’
Britta rauft sich die Haare und fängt an, in einem der Schränke zu wühlen.
‘Wie lief’s denn?’ will Rosa wissen.
Heiko erzählt ihr, was der neueste Plan ist. Sie guckt skeptisch, sagt aber nichts. Wahrscheinlich ist ihr Streitpotential für heute aufgrund der mangelhaften Kooperation in der Küche schon erschöpft.
‘Das gibt’s doch wohl nicht!’ schreit Britta plötzlich, ‘wer hat meine Chococrossies aufgegessen?’
Stille. Heiko und ich gucken uns überrascht an, Rosa schneidet mit unverändertem Gesichtsausdruck weiter die Kartoffeln.
‘Chococrossies?’ fragt Heiko überrascht, ‘hast du die hier in London gekauft?’
‘Nein, die habe ich von zu Hause mitgenommen. Ist aber auch vollkommen egal, wo ich die her habe, die waren noch halb voll und jetzt sind sie leer!’
‘Also ich hab nichts damit zu tun,’ sagt Heiko.
‘Ich auch nicht,’ stimme ich bei.
Wir alle gucken Rosa an. Die hört auf zu schneiden und guckt Britta ins Gesicht.
‘Na gut, ich war’s. Aber wozu brauchst du überhaupt Chococrossies, du hattest eine glückliche Kindheit.’
Britta macht den Mund auf und wieder zu. Schließlich sagt sie, ‘Das ist das beste Argument, das du hast? Inwiefern entschuldigt das den Diebstahl meiner Chococrossies?’
Heiko gibt mir durch ein Zeichen zu verstehen, dass wir den Streit irgendwie beenden müssen.
‘Kaffee?’ frage ich und halte die Tüte mit den CoffeeAllstars-Bohnen hoch, ‘die Jungs hier haben eine Kaffeemühle.’
Rosa guckt angewidert.
‘Ich weiß echt nicht, was du willst, Rosa, die hatten wir doch sowieso schon. Und außerdem sind die geklaut, also ist CoffeeAllstars dadurch ein kleiner Schaden entstanden, darauf könnten wir doch einen Kaffee trinken, oder?’
‘Mehr getauscht als geklaut,’ sagt Rosa, die ja üblicherweise das letzte Wort haben muss, ‘aber meinetwegen. Trinken wir einen Kaffee auf den Untergang von CoffeeAllstars.’
Als Piotrek und Staszek abends von der Arbeit kommen, hat Rosa schon den Tisch gedeckt und Britta mit Rosabehinderung eine Art von Gemüsecurry gekocht, das jetzt auf dem Tisch steht.
‘Ach, habt gekocht? Das aber schön, nicht Staszek?’ sagt Piotrek.
Die beiden ziehen sich ihre Arbeitsklamotten aus und wir quetschen uns alle wieder in die kleine Küche. Britta stellt zwei
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