Auf der Suche nach Tony McKay
Flaschen Rotwein auf den Tisch. Diese gemütliche Häuslichkeit ist fast zu schön um wahr zu sein.
Britta macht die Hausfrau und füllt allen auf. Piotrek stößt Staszek mit dem Ellenbogen an.
Wir erklären den beiden, dass wir noch einen oder zwei Tage brauchen, um Flüge zu buchen und dass sie uns dann wieder los sein werden.
‘Och, das aber traurig, dass ihr nicht wollt noch bleiben bisschen langer. Gemütlich so mit viele an Tisch,’ sagt Piotrek.
‘Tja, wir würden ja gerne noch ein bisschen bleiben, aber wir müssen echt weiter. Ich will meine Mutter besuchen, die lebt in Amerika,’ sage ich.
Wenn ich das so erkläre und meine Mutter vorschiebe, denke ich bei mir, dann verstehen die das eher, als wenn wir über eine Tangente versuchen, die Wahrheitskurve irgendwo zu berühren. Und die Polen sollen ja noch etwas mehr Familiensinn haben als wir Deutsche.
‘Ach, dein Mama lebt in Amerika?’ fragt Piotrek, ‘Ja mein Bruder auch lebt dort, jetzt schon fünf Jahr. Ist auch Onkel von die Staszek. Wohnt in Chicago, große Stadt. Ein Tag, nicht Staszek, wenn wir genug Geld, dann fliegen und besuchen Onkel Witek.’
Darauf trinken wir alle erst mal einen, und danach trinken wir noch einen darauf, dass wir uns alle in Amerika wieder treffen werden.
Nach dem Essen macht Britta für uns alle einen Kaffee. Piotrek ist beeindruckt.
‘Ist von die Kaffeebohnen aus mein Lkw?’ fragt er ungläubig.
‘Nee,’ sagt Britta, ‘CoffeeAllstars.’
‘Trotzdem schmeckt nicht schlecht,’ sagt Piotrek.
‘Was habt ihr eigentlich vor mit euren Kaffeebohnen?’ fragt Rosa nun.
‘Wir denken, vielleicht können verkaufen hier in London,’ zuckt Piotrek mit den Schultern.
‘Ich glaube, ich könnte euch dabei helfen...’ sagt Rosa und grinst.
Dunkle Geschäfte
Kurz nachdem Staszek und Piotrek um halb acht das Haus verlassen haben, um zur Arbeit zu gehen, sind wir auch schon an der Kaffeemaschine versammelt. Es gilt alles genau durchzuplanen, so dass wir morgen aus London die Biege machen können. Heiko verlässt das Haus um neun Uhr, um sich mit dem Investmentberater von Mühlhausen zu treffen und das Geld anzulegen.
Rosa recherchiert im Internet noble Kaffeebohnensorten und deren Beschriftung, um die entsprechenden Schilder zu produzieren. Nach dem Erfolg von Westerdeichstrich fühlt sie sich als Expertin auf dem Gebiet.
‘Aber egal, was für ein Schild du da drauf klebst, das Zeug stinkt immer noch nach Kohl und Diesel,’ sagt Britta.
‘Lass’ mich das mal machen,’ antwortet Rosa, ‘ich habe einen Plan.’
Gottseidank tippt sie sich nicht gegen die Nase.
Während wir Rosa also mit ihrem Projekt allein lassen, machen Britta und ich uns auf den Weg nach Heathrow, um am American Airlines Schalter vier Flugtickets, one-way, nach New York zu kaufen. Da es dort auch Wechselbüros gibt, werden wir einen Teil unserer Euros zum einen in Pfund Sterling für die Tickets umtauschen, und zum anderen in Dollars für die USA.
Die U-Bahnfahrt dorthin sieht auf dem Stadt-Plan sehr weit aus. Wir entscheiden uns, auf halber Strecke auszusteigen, um uns zumindest noch ein klein wenig von London anzugucken. Und natürlich irgendwo einen schönen Kaffee zu trinken.
London ist voller Menschen, nicht nur aufgrund der diversen internationalen Messen, Versammlungen und all solchen Zeugs. Es wohnen einfach zu viele Menschen hier. Die Straßen sind belebt und wir kommen nur langsam vorwärts. Irgendwie landen wir an der Oxford Street. Jeder zweite Laden kündigt mit den entsprechenden Schildern in den Schaufenstern an, dass es gerade einen Ausverkauf gibt, wobei einige der Schilder schon etwas vergilbt aussehen. Die Massen drängeln und schubsen sich, um Klamotten zu kaufen, die sie so oder so ähnlich wahrscheinlich eh schon in ihren Kleiderschränken hängen haben.
Selbst Britta, von uns wohl die hartgesottenste Shopperin, verliert dabei die Lust.
‘Du, das reicht mir hier, wollen wir nicht lieber irgendwo einen Kaffee trinken gehen?’ fragt sie.
‘Absolut,’ antworte ich, denn ich habe schon vor langer Zeit die Lust verloren.
Wir finden ein kleines Cafe und setzen uns hinein.
‘Diese ganze wahnsinnige Einkauferei, das kann’s doch auch nicht sein,’ sage ich und nippe an meinem Kaffee, ‘es muss doch noch was anderes im Leben geben.’
Britta guckt nachdenklich. Sie war in der Schule immer eine der ersten, die eine neue Mode mitgemacht hat.
‘Weißt du, ich frage mich manchmal, wie viel Geld ich in
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