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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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dann den Kaffee in Staszeks Zimmer.
    ‘Schade nur, dass sie ihn nicht mitnehmen kann,’ sagt Rosa.
    ‘Na, ich schätze, sie kann hinterher ja wieder hierher kommen, wenn wir Tony gefunden haben.’
    Piotrek kommt von der Lkw-Wartung zurück, frisch und vergnügt wie immer, und begrüßt mich mit einem fröhlichen ‘Guten Morgen!’. Der scheint den Alkohol von gestern Abend komplett weggeschlafen zu haben.
    Heiko und er beginnen unser Gepäck nach unten zu tragen.
    ‘Und?’ sage ich zu Rosa, ‘Bereit?’
    Sie nickt. ‘War ein echt guter Abend gestern. Der Dicke war saucool.’
    ‘Ja,’ sage ich, ‘wenn wir zurückkommen, vielleicht können wir dem mal wieder Kaffee verkaufen.’
    Rosa grinst. ‘Vielleicht kann der mir dann einen Job als Cocktail-Mixer besorgen, der scheint da ja einiges an Einfluss zu haben.’
    ‘Ich kann mir das richtig vorstellen, euch beide. Du an der Bar in enger Uniform, er nach seiner Schicht in seiner Ecke mit Zigarre und du servierst ihm seinen Whisky.’
    ‘Du, die Idee gefällt mir. Das ist wahrscheinlich so nah wie ich je an irgendeine Art von Häuslichkeit kommen werde.’
    Britta und Staszek erscheinen in der Küche. Er hat seinen Arm um ihre Schultern gelegt und seine Finger berühren leicht ihren Hals, sie lehnt sich gegen ihn.
    ‘Na, alles klar?’
    Britta nickt erst, doch dann schüttelt sie den Kopf.
    ‘Guck mal,’ sagt Rosa, ‘du kannst doch auch hier bleiben. Hinter dir ist keiner her.’
    Britta denkt einen Moment nach. ‘Nein, ich komm’ mit euch. Ich hab’ Staszek das erklärt. Wir sind jetzt schon so weit gekommen. Wir bringen das zu Ende und dann komm’ ich wieder zurück.’
    Sie guckt Staszek an, der nickt ihr zu.
    ‘Meine Arbeit kann ich auch von hier machen, oder von Polen oder Neuseeland.’
    ‘Und vielleicht ich geh und besuch die Onkel Witek in Chicago, dann treffen wir in Amerika,’ sagt er und lächelt Britta zu. Bei dem Lächeln schmelzen auch Rosa und ich mit dahin. Bei all den Osteuropäerinnen, die sich heutzutage Männer im Westen suchen, da müsste es da doch jede Menge Junggesellen geben. Und wenn die auch nur annähernd so wie der Staszek sind, dann wäre das mal einen Trip wert.
    Piotrek und Heiko kommen zurück in die Wohnung.
    ‘So, wir wären dann so weit,’ sagt Heiko.
     
    Auf der Fahrt durch Zentrallondon hat keiner von uns viel gesprochen. Nun stehen wir in der Departure Halle und müssen Abschied nehmen. Britta hält Staszek um die Mitte und hat jeden Versuch die Tränen zurückzuhalten aufgegeben.
    Heiko, Rosa und ich umarmen Piotrek, Heiko reicht ihm den Autoschlüssel für den Mercedes. Ich lege Britta meine Hand auf den Arm, der Eincheck-Schalter wird gleich geschlossen. Ihre Traurigkeit ist ansteckend und ich schwöre, wenn das noch eine Minute länger dauert, dann stehe ich auch hier und flenne. Sie hält immer noch Staszeks Hand als sie beginnt langsam in Richtung des Schalters zu gehen, ihre Arme werden länger, die Finger lösen sich. Er wirft ihr einen Kuss zu, Piotrek hat ihm die Hand auf die Schulter gelegt.
    ‘Wir werden gut auf sie aufpassen,’ ruft Heiko Staszek zu. Dann drehen wir uns um und gehen zum American Airlines Schalter.

3.Teil     Crossing the Event Horizon
     
    Im Flugzeug
     
    Wir haben schon gut zwei siebentel des etwa siebenstündigen Fluges von London nach New York hinter uns. Britta sitzt am Fenster und starrt in die blaue Leere. Heiko schläft neben mir auf der anderen Seite des Ganges mit offenem Mund.
    ‘Glaubst du, dass wir ihn überhaupt finden werden? Tony McKay?’ fragt Rosa.
    Ich habe mir diese Frage in den letzten Tagen auch oft gestellt.
    ‘Ich weiß nicht. Aber da ich nie irgendetwas von seinem Tod gehört habe, schätze ich, dass er noch lebt.’
    Der Verlag, in dem Tonys Buch erschienen ist, hat seinen Sitz in New York. Es ist ein kleiner Verlag und nach unseren Recherchen existiert der auch noch. Heiko hat die Adresse im Internet herausgefunden und dies soll unser erster Anlaufpunkt sein.
    ‘Ich frag’ mich nur, ob der uns überhaupt irgendetwas zu sagen hat, wenn wir ihn denn tatsächlich finden,’ überlegt Rosa, ‘ich mein, der hat nur ein Buch geschrieben und dann nichts mehr. Vielleicht ist der hinterher wahnsinnig geworden und sitzt jetzt nur noch in einer Ecke und sabbert.’
    ‘Ausschließen kannst du das natürlich nicht. Aber gibt es nicht auch viele Schriftsteller, wo du dir gewünscht hättest, dass sie nach einem guten Buch lieber nichts anderes mehr

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