Auf der Suche nach Tony McKay
sagt er und grinst.
Kurz darauf erscheint ein gestresst aussehender hagerer Herr im Anzug in der Bar, den Kellner im Schlepptau.
‘Ja, Herr Pohlmann, also ich kann nicht jedes mal, wenn Sie was wollen alles stehen und liegen lassen...’ sagt der Herr im Anzug.
Martin hebt eine Hand und guckt ihn an, der Mann im Anzug verstummt.
‘Klaus, ich hab’ dir ‘nen neuen Pianisten gefunden,’ sagt er dann und zeigt auf Piotrek.
‘Aber Herr Pohlmann, wir haben ja schon genügend Musiker, und das müsste ich auch erst mal mit ganz oben besprechen und...’
Martin verlagert sein Gewicht in dem Sessel und grunzt einmal kurz auf. Dann fixiert er Klaus, der lieber nicht weiterredet und dessen Gesicht einen ängstlichen Ausdruck angenommen hat.
Martin wendet sich an Piotrek, ‘Wann kannst du denn anfangen?’
Piotrek guckt überrascht, ‘Anfangen? Mit Klavier spielen?’
‘Ja,’ sagt Martin, ‘Morgen?’
Piotrek zuckt mit den Achseln, ‘Ja, kann schon morgen spielen.’
Herr Pohlmann wendet sich wieder Klaus zu, ‘Morgen Abend fängt er an.’
Klaus sieht aus, als ob er gleich weinen müsste. Er zieht ein ordentlich gebügeltes und gefaltetes Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischt sich über die Stirn.
‘Also gut Herr Pohlmann, ich werde mal sehen, was ich machen kann,’ sagt er und zieht wieder ab.
Martin sitzt zurückgelehnt in seinem Sessel, macht ein gutmütiges Gesicht und blinzelt Piotrek zu. Der ist außer sich vor Freude.
‘Wirklich, ich soll hier spielen?’
Martin grinst selbstzufrieden.
‘Leute,’ sagt Rosa jetzt, ‘lasst uns doch noch mal ein Photo machen, so zum Abschied.’
‘Superidee,’ sagt Heiko und holt sein Smartphone aus der Tasche. Bis auf Rosa und mich haben alle relativ neue Modelle, und so macht Herr Pohlmann reihum mit jedem Handy mehrere Photos.
‘Auch mit dir drauf, Martin,’ sagt Rosa.
Martin schnippt wieder seine Finger in Richtung des Kellners und weist ihn an, ein Gruppenfoto von uns allen zu machen. Rosa setzt sich auf Martins Schoß und wir anderen gruppieren uns um Martins Sessel herum, der wie ein König in der Mitte thront.
Nach einer weiteren Runde Cocktails verabschieden wir uns. Martin gibt Piotrek noch einen Zettel mit der Telefonnummer von Klaus und erklärt ihm, den morgen früh anzurufen, um Einzelheiten zu besprechen. ‘Und wenn der Zicken macht, dann fragst du nach mir,’ sagt Martin, ‘ich kümmer’ mich dann darum.’
Wir lassen Herrn Pohlmann in der mittlerweile leeren Bar zurück und begeben uns auf die Straße. Es ist kühl geworden, Staszek wickelt seinen Mantel um Britta. Keinem von uns ist nun nach einer langen U-Bahnfahrt, und da der Abend aufgrund von Martins Großzügigkeit billiger war, als geplant, leisten wir uns ein Taxi.
Die diversen Cocktails sind mir zu Kopf gestiegen, und auf der Fahrt schlafen Rosa und ich an Heikos Schulter gelehnt ein. In West Ham angekommen, wanken wir die Treppe in den ersten Stock hinauf.
‘Wann sollen morgen abfahren?’ fragt Piotrek.
‘Na ja, ich schätze so gegen zehn sollten wir spätestens hier weg,’ sagt Heiko.
Piotrek nickt einmal, dann fällt er im Wohnzimmer auf eins der Sofas und fängt an zu schnarchen.
Britta und Staszek stehen vor der Tür zu seinem Zimmer und halten sich im Arm. Sie hat ihr Gesicht an seine Brust gedrückt, seine Wange liegt auf ihrem Kopf und er streicht ihr übers Haar. Ich trete zu den beiden. Britta hebt den Kopf, ihre Augen sind verweint.
‘Ich kann heute auch auf dem Sofa schlafen,’ sage ich.
Britta guckt mich durch ihre Tränen hindurch an und umarmt mich. ‘Danke, Maggie, das ist echt ok von dir.’
Ich hole meine Sachen, sage allen Gute Nacht und schlafe trotz Piotreks Geschnarche sofort ein.
Abschied
Am nächsten Morgen wache ich mit einem ziemlichen Kater auf. Heiko und Rosa sitzen schon in der Küche an der Kaffeemaschine.
‘Moin,’ sage ich.
‘Aspirin?’ fragt Rosa.
‘Bitte.’
Heiko sieht auch so aus, als ob er eins gebrauchen könnte.
‘Piotrek ist schon unten am Lkw und checkt den durch.’
Ich gehe ins Bad und unter die Dusche. Langsam fühle ich mich etwas frischer.
Zurück in der Küche reicht Rosa mir einen Becher Kaffee.
Die Tür zu Staszeks Zimmer geht auf und Britta erscheint in seinem Hemd von gestern Abend mit wildem Haar.
‘Morgen,’ sagt sie und reibt sich die Augen. Heiko gießt Kaffee in zwei Becher und reicht sie ihr.
‘Danke,’ sagt sie, grinst einmal verlegen in die Runde, und trägt
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