Auf der Suche nach Zach (German Edition)
Ich erinnere mich daran. Ich erinnere mich, wie es sich anfühlte, auf seinem Rücken zu stehen, er auf dem Boden unter mir, zu fühlen, wie die Muskeln unter meinen nackten Füßen zuckten und stehenzubleiben, indem ich meine Zehen in seine Rippen grub. Ich erinnere mich an das Gefühl seiner Wichse, die meine Beine hinunter tröpfelte, während ich ihn wie ein Zirkusreiter ohne Sattel ritt. „Ich erinnere mich an das Leder der Leine, die in meine Hand schnitt.“ Er öffnete seine Hände und sah auf sie hinunter. „Da war Blut auf meinen Händen“, sagte er, „aber sonst nirgendwo. Er hat nicht geblutet. Er ist erstickt. Ich habe ihn zu Tode gewürgt.“
Er blickte wieder hoch zu David. „Sie haben gesagt, es wäre unmöglich gewesen. Er war doppelt so schwer wie ich und muskelbepackt. Sein Nacken war dick und hart und ich wog bloß 39 Kilo und bestand nur aus Knochen. Aber ich habe es getan. Ich habe ihn getötet. Ich habe ihn umgeworfen und gewürgt, mit meiner eigenen Leine, bis er tot war.”
Davids Gesicht war weiß, seine Augen dunkle Höhlen. Er sagte kein Wort, starrte Zach nur an, als ob er einen Fremden ansähe. Zach drehte sich zu Brian um. „Du kriegst dein Interview. Ich will mit meinen Anwälten sprechen, aber wir werden uns dann melden.“ Er pflückte die Karte aus Davids widerstandslosen Fingern. „Du wirst deine Geschichte kriegen.“ Dann drehte er sich um und ging aus dem Restaurant. Einen Moment später hörten sie das Aufheulen des Motors und das Rasseln des Kies, als er davon jagte.
David drehte sich um und sah Brian an, benommen und sprachlos. Brian sagte: „Es war alles in Captain Rogers Bericht. Ich habe eine Kopie davon – stark redigiert natürlich, aber ich konnte zwischen den ausgeschwärzten Zeilen lesen. Dank des Informationsfreiheitgesetzes.“
„Ich wusste es nicht“, sagte David betäubt.
„Nein. Kaum jemand weiß es. Ich hätte es auch nicht gewusst, aber ich habe Kontakte im Außenministerium.“ Brian betrachtete ihn mitleidig. „Du traust ihm nicht genug zu. Du siehst ihn immer noch als diesen weltfremden, behüteten kleinen Fünfzehnjährigen, aber er ist jetzt so viel mehr als das. Er hat Dinge durchgemacht, die du und ich – so Gott will – niemals erleben müssen.“
„Und du wirst immer noch deine beschissene Geschichte schreiben“, sagte David erbittert.
„Ja. Denn er muss sie erzählen und die Welt muss sie hören. Aber ich kann dir eines sagen – wenn er dir wirklich etwas wert ist, solltest du besser schnell deinen Arsch bewegen und ihn einholen. Denn wenn du es nicht tust, dann werde ich es und das hat nichts mit der Geschichte zu tun.“
David sah Brian an, sah ihn wirklich an, dann drehte er sich um und rannte zu seinem Auto.
Kapitel 24
B ENOMMEN vor Elend parkte Zach die Ducati unter dem Dachvorsprung und kletterte die Stufen zu seiner Wohnung hoch, öffnete die Tür und trat ein. Er schloss sie und lehnte sich erschöpft dagegen. Überraschenderweise war er ruhig, kein Anzeichen einer Panikattacke war zu spüren. Aber er fühlte sich benommen und betäubt. Das Einzige, was ihm klar im Gedächtnis stand, war Davids schockiertes, entsetztes Gesicht und seine eigene Stimme, die kalt von dem Mord erzählte. Er griff hinter sich und schob den Riegel vor, den er sonst kaum benutzte. Dann rutschte er zu Boden und lehnte sich wieder gegen die Tür, zu ausgelaugt um auch nur zu stehen.
Es war nur ein paar Minuten später, als er Schritte draußen auf den Stufen und dann den Türknopf rasseln hörte. „Zach? Zach! Lass mich rein, Zach. Komm schon, ich weiß, dass du da drinnen bist. Herrgott, lass mich rein!“ Dann das klingelnde Geräusch von Schlüsseln und das Kratzen, als einer davon hastig in das Schloss geschoben wurde. Er hörte das Klicken und spürte den Druck auf die Tür, als David versuchte, sie zu öffnen. Zach setzte seine Turnschuhe auf den Kachelboden der Eingangshalle und stemmte sich gegen die Tür. „Zach! Lass den Quatsch. Lass mich rein.“
„Geh weg, David“, sagte Zach stumpf.
„Nein! Komm schon, lass mich rein. Ich muss mit dir reden.“
„Ich will nicht reden.“
„Fein, dann rede ich und du hörst zu.“
„Ich will auch nicht zuhören.“
„Was willst du dann?“
„Ich will, dass du weggehst.“
Er hörte einen dumpfen, frustrierten Schlag gegen die Tür. Als David wieder sprach, kam seine Stimme von tiefer unten, als ob er sich auch gegen die Tür gesetzt hätte. „Ich werde nicht weggehen. Ich
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