Auf der Suche nach Zach (German Edition)
erwartet. Er war nicht bereit gewesen, auf Zach zu treffen, wusste nicht, was er sagen sollte, hatte nicht erwartet wie ein Idiot zu stammeln. Und er hatte, verdammt noch mal, nicht erwartet, dass Zach nicht nur inzwischen erwachsen geworden war, sondern dass Zach auch noch älter als er selbst aussah. Älter und abgeklärter. Er schauderte und wusste nicht, ob es aus Angst war, Trauer … oder Erregung. Mist. Wenn er das Bierglas noch fester hielt, würde es in seinen Händen zerspringen.
Mit Mühe lockerte er seinen Griff, trank sein Bier aus und sagte: „Also, danke für die Unterhaltung. Man sieht sich.”
„Das hoffe ich”, sagte Brian mit einem Grinsen.
Ich nicht , dachte David, aber nickte nur und verließ die Bar.
Z ACH fuhr zu schnell durch das Südtor; die sich öffnende Lücke war kaum breit genug für das Motorrad, als er durchschoss. Dachte er, dass er dem sauren Vorgeschmack der Panik in seiner Kehle davonlaufen könnte? Er fuhr mit knapp 120 Sachen den Hügel hinauf, in Richtung Garage und hielt mit quietschenden Reifen unter dem Überhang der oberen Veranda. Schnell stellte er die Ducati ab, rannte die Außentreppe nach oben, stolperte in seine Wohnung und hielt endlich an, völlig außer Atem, als ob er den ganzen Weg von der Bar her gerannt wäre. Er zog die Lederjacke aus und schmiss sie über einen Stuhl, dann warf er sich auf das Sofa und ließ die Panik von ihm Besitz ergreifen. Der Seelenklempner hatte ihm immer gesagt, er solle es nicht bekämpfen, sondern die Beklemmung loslassen und die Attacke über sich ergehen lassen, aber das war leichter gesagt als getan. Der verdammte Seelenklempner hatte wahrscheinlich noch nie eine Panikattacke gehabt. Er hatte keine Ahnung, was es heißt, davon überzeugt zu sein, gleich zu sterben, dass der unglaubliche Schmerz in der Brust ein massiver Herzanfall sei, dass die Aufruhr in seinem Kopf ein Schlaganfall sei oder dass er jetzt endlich den Schritt zur Geisteskrankheit getan hatte... . Er zitterte heftig, brach in klammen Schweiß aus und Tränen trübten seine Augen und dann begann er hysterisch zu schluchzen, zu zittern und zu weinen.
Es waren vielleicht zehn Minuten, bis die Panik endlich nachließ und Zach benommen und erschöpft zurückließ. Er lag still, zusammengerollt wie ein Fötus und wartete darauf, dass sein Herz sich beruhigte. Schließlich öffnete er seine Fäuste und starrte die roten Halbmonde an, die die Nägel in seine Handflächen gekerbt hatten. „Scheiße”, flüsterte er, stand auf und ging ins Badezimmer, um sich das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen.
Er hatte nur einen Scotch in der Kneipe gehabt, also goss er noch einen ein und setzte sich an den Küchentisch. Er hielt das Glas in beiden Händen und durchsuchte die goldenen Tiefen, als ob die Flüssigkeit alle Antworten enthielte. Dabei war er sich nicht mal der Fragen sicher.
Nein, er kannte die Fragen. Was, zum Teufel, hatte David gewollt? Und warum nur, war er so ein beschissener Idiot zu ihm gewesen? Anscheinend musste er mal wieder alles vermasseln. Erst heute Morgen hatte er die Kontrolle in der Therapiesitzung verloren und seine Eltern aufgeregt und jetzt das hier. Wenn er jemals den Schimmer einer Hoffnung gehabt hatte, seine Freundschaft mit David wieder aufzubauen, diese Hoffnung war nun so tot wie... nun, so tot wie Esteban.
Zach rieb die Narbe, die seinen Nacken umrundete, von dem Hundehalsband, das er fünf Jahre lang getragen hatte. Das war zu einer Gewohnheit geworden, die er bisher noch nicht hatte brechen können. Die raue, tote Haut zu spüren half ihm irgendwie immer, sich zu konzentrieren, sich zu sammeln. Bescheuert , dachte er resigniert. Wie ein Kleinkind mit seiner Lieblingsdecke oder Teddybär – nur dass es in seinem Fall Narben von fünf Jahren Elend waren. Wie krank war das? Trotzdem, es war ihm vertraut. Fast tröstend.
Der Scotch lief seine vom Weinen raue Kehle hinunter, das Brennen betäubte seine Emotionen. Er saß und kämpfte mit sich, ob er noch einen haben sollte, oder sich gleich besinnungslos trinken sollte, wie er es fast jede Nacht tat, als es laut an der Tür klopfte. Scheiße , dachte er und schaute auf die Uhr am Herd; es war kurz nach elf Uhr. Hatten seine Eltern ihn nach Hause kommen hören und wunderten sich, warum er so früh zurück war? Er ließ den Scotch auf dem Tisch stehen und ging zur Tür.
Er war schockiert, als er David dort stehen sah. David drückte seine Hände sanft gegen Zachs Brust. Zach trat
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