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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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ausschließlich Ihre Sprechstundenhilfe?«
    Nun hatte ich ihn aus Versehen doch gesiezt.
    »Sprechstundenhilfe ist nicht ganz der richtige Ausdruck. Armi war ja ausgebildete Krankenschwester und hatte sich auf Frauenkrankheiten spezialisiert. Sie war meine Assistentin. Aber natürlich hat sie sich auch um Termine und dergleichen gekümmert.«
    »Dann hatte sie also viel mit den Patientinnen zu tun?«
    »Wir sprechen heute nicht mehr von Patienten, sondern von Klienten.« Hellström zupfte ein silbergraues Härchen von seiner flaschengrünen Baumwollhose und ließ es über das Balkongeländer auf den Rasen fallen. »Armi war fröhlich und unkompliziert, sie kam im Allgemeinen gut mit anderen Menschen aus. Mag sein, dass einige meiner Klientinnen sie etwas zu zwanglos fanden.«
    »Inwiefern?«
    Hellström schien zu überlegen, ob es sich schickt, Tote zu kritisieren, fuhr dann aber fort:
    »Nun, man kann natürlich nicht alle Klientinnen ohne weiteres duzen … Armi fehlte das Fingerspitzengefühl, jede Klientin individuell zu behandeln … Und dann hielt sie sich über die Lebensumstände und Krankheiten meiner Klientinnen vielleicht etwas zu genau auf dem Laufenden.«
    »Mit anderen Worten, Armi war neugierig?«
    Hellström nickte.
    »Unter meinen Klientinnen sind recht viele bekannte Persönlichkeiten, Schauspielerinnen, Geschäftsfrauen, Politikerinnen … Ich fürchte, Armi hatte die Angewohnheit, allzu offenherzig über sie zu sprechen … Davon abgesehen, war sie eine gute Mitarbeiterin, und meiner Meinung nach steckte hinter ihrem großen Interesse für die Menschen auch echte Anteilnahme.«
    Hellströms letzter Satz hätte sich glatt für Armis Nachruf geeignet. Er zündete sich die nächste Zigarette an. War er Kettenraucher, oder handelte es sich um eine Reaktion auf Armis Tod?
    »Welche Behandlungen führen Sie in Ihrer Praxis durch?«
    »Alles Mögliche, angefangen von ganz normalen Vorsorgeuntersuchungen und dem Verschreiben von Verhütungsmitteln über die Schwangerschaftsbetreuung bis zu Tumor- und Krebskonsultationen. Ich habe eine Dozentur an der Universitätsklinik in Helsinki, sodass ich bei einer Krebsoperation oder Entbindung anwesend sein kann, wenn meine Klientin es wünscht.«
    Die Antwort klang wie auswendig gelernt. Sicher hatte Hellström sie bei allen möglichen Kongressen und Werbeveranstaltungen immer wieder heruntergeleiert, womöglich in mehreren Sprachen. Mir fiel plötzlich ein, dass meine Antibabypillen fast aufgebraucht waren. Allerdings würde ich nicht in Hellströms Praxis gehen, denn ich lasse mich nur von Frauen gynäkologisch behandeln. Außerdem: Brauchte ich die Pille denn noch, da es mit Antti und mir ohnehin vorbei zu sein schien?
    »Sie haben vor einiger Zeit Armis Schwester behandelt, wegen einer Fehlgeburt. Wodurch wurde die verursacht?«
    »Danach musst du Marja Laaksonen selbst fragen, Patientendaten sind vertraulich«, sagte Hellström steif. Ich gab mich damit zufrieden, er hatte ja Recht.
    »Ist Ihnen in letzter Zeit irgendetwas Ungewöhnliches an Armi aufgefallen? Sorgen – oder besondere Fröhlichkeit? Neue Bekannte? Mehr Geld als bisher?«
    Ein Dreirad rollte klappernd vorbei. Dem etwa zweijährigen Fahrer folgte die Mutter mit einem Kinderwagen, dessen Inhalt kräftig schrie. Hellström schwieg lange, bevor er meine Frage beantwortete.
    »Das liegt jetzt etwa einen Monat zurück … Kimmo war bei seinem Vater in Ecuador, und in der Zeit hat Markku Ruosteenoja Armi häufig von der Arbeit abgeholt. Ich habe sie noch gefragt, im Spaß natürlich, ob sie den Bräutigam wechseln will, aber sie behauptete, mit Ruosteenoja ginge es um etwas ganz anderes.«
    Make Ruosteenoja … Was hatte er noch gleich zu mir gesagt? Immer wenn man ein nettes Mädchen kennen lernt, ist sie schon vergeben … Hatte er damit auch Armi gemeint? Sofort setzte ich auch Make auf die Liste derjenigen, mit denen ich reden musste.
    »Vielleicht war Kimmo eifersüchtig auf Markku«, mutmaßte Hellström. »Oder Markku hatte sich in Armi verliebt. Man kann nie wissen, selbst bei netten Menschen.«
    An Hellström hätte der Staatsanwalt mehr Freude als ich. Um das Thema zu wechseln, fragte ich ins Blaue hinein:
    »Sie haben gesagt, Armi hätte sich sehr für die Angelegenheiten Ihrer Klientinnen interessiert. Halten Sie es für denkbar, dass sie ihr Wissen missbraucht hat?«
    Er wurde seltsamerweise ganz blass.
    »Was meinst du damit?«, fragte er. Die Zigarette in seiner Hand

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