Auf die feine Art
Armi getroffen?«
»Was soll denn das jetzt? Kimmo hat sie bestimmt nicht umgebracht, weil er eifersüchtig auf mich war! Armi hat sich doch einen Scheißdreck aus mir gemacht, die hält nix von Säufern …«
Make trank einen ordentlichen Schluck aus der Flasche, nahm ein Fünf-Kilo-Gewicht in die linke Hand und stemmte es mechanisch. Die Muskeln an Arm und Schulter schwollen an, je mehr Blut hineingepumpt wurde. Beim Anblick der violett pulsierenden Adern auf der Schulter musste ich plötzlich an Armis bläulich rotes, aufgedunsenes Gesicht denken.
»Der linke Schultermuskel ist ein bisschen schwächer als der rechte. Lohnt sich, mit so ’ner kleinen Hantel zu trainieren. Wir haben übrigens die Rudergeräte bald im Angebot, brauchste nicht eins? Die sind praktisch …«
»Make, hör zu!«, unterbrach ich ihn gequält. »Du hast dich in letzter Zeit mit Armi getroffen. Hast du sie gestern gesehen? Hat sie dich angerufen?«
»Getroffen? Ich hab sie manchmal besucht, nur zum Reden. Sie hat mir selbst gebackenen Kuchen serviert und versucht, mich zu trösten. Sonst konnt’ ich ja mit keinem reden … über Sanna …« Make wandte das Gesicht ab, aber ich sah an seinen Halsmuskeln, wie heftig er schluckte. »Der ganze Scheiß war meine Schuld«, erklärte er den Pappeln vor dem Fenster.
»Armis Tod?«, fragte ich aufgeregt.
»Armis? Nee, Sannas … Warum hab ich bloß nicht begriffen, dass sie diesmal keine Witze macht?« Make rückte ganz dicht an mich heran und machte keine Anstalten mehr, seine Tränen zu verbergen. »Das verzeih ich mir nie, und wenn ich hundert Jahre alt werde. Auch wenn Armi gesagt hat, es wär nicht meine Schuld.«
Ich konnte beinahe hören, wie Armi beruhigend auf ihn einsprach, in ihrer Wohnung, wo es nach frisch gebackenem Kuchen duftet. Hellström hatte von echter Anteilnahme gesprochen. Vielleicht sollte ich mir an Armi ein Beispiel nehmen, statt die trauernden Jammergestalten auch noch unter Druck zu setzen. Nach reiflicher Überlegung entschloss ich mich aber doch, meinen miesen Charakter erst morgen abzulegen, und fragte weiter.
»Du hast mit Armi also über Sanna geredet?«
»Ja, und über die Hänninens im Allgemeinen. Ich glaub, Armi hatte ziemlich Schiss vor ihren künftigen Verwandten, Annamari ist bestimmt ’ne ziemlich eklige Schwiegermutter. Mich kann die Olle nicht ausstehen, ich war ihr nicht gut genug für ihre Sanna, bloß ein mickriger Industriekaufmann. Die hätte mich fast in den Knast gebracht wegen Sannas Tod. Armi war von allen die Einzige, die mir überhaupt nix vorgeworfen hat. Am Freitag hat sie mir noch gesagt, ich soll nicht mehr traurig sein, Sanna hätte mich wirklich geliebt, und an ihrem Tod wären ganz andere schuld. Zum Beispiel Sannas Mutter, die verdammte Zicke! Die hat mir am Freitag mit Tränen in den Augen was von Versöhnung vorgefaselt, dabei hat sie sich kein Stück um Sanna gekümmert, als die noch lebte …« Make wischte sich am Handrücken die Nase ab und nahm einen Schluck aus seiner Flasche.
»Du warst nicht in Armi verliebt?«
»In Armi … Ich glaub nicht, dass ich nochmal jemanden lieben kann, nach Sanna«, schnaubte Make. »Was stellst du überhaupt für Fragen, bist du doch bei den Polypen?«
»Kimmo hat mich gebeten, ihn zu verteidigen. Ich such Beweise für seine Unschuld.«
»Von Beweisen weiß ich nix. Vielleicht war er wirklich eifersüchtig auf mich, die besten Freunde sind wir jedenfalls nicht. Wie ist Armi eigentlich umgebracht worden? Wenn sie unter irgendeiner Gummikapuze erstickt ist, dann setz ich nämlich auf Kimmo als Mörder. Seine schönste Sexphantasie ist, sich so ein Gummidings über den Kopf zu ziehen, bis er keine Luft mehr kriegt.«
Es durchfuhr mich eiskalt. Schon wieder ein Punkt für die Gegenseite.
»Du scheinst über Kimmos sexuelle Neigungen ja ziemlich gut Bescheid zu wissen. Woher?«
»Sanna hat mir davon erzählt«, sagte Make, ohne mich anzusehen. »Die waren doch alle beide Masochisten. Sanna hat’s bloß viel härter getrieben als Kimmo. Ich war bestimmt der Erste von ihren Lovern, der sie nicht verprügelt hat. Ich hab sie nicht geschlagen, obwohl sie es wollte, verflucht nochmal …«
Er trank den letzten Rest aus der Flasche. »Und Kimmo ist genauso masochistisch, der ist sogar mit Sanna in irgend so einen Klub gegangen, hinter Armis Rücken. Kimmo härmt sich, wenn Härmchen davon erfährt, hat Sanna gesagt. Sie hat Armi Härmchen genannt. Andauernd hat sie ihren Namen verdreht. O
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