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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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anstarrte, denn sie hob den Blick von ihrer Kaffeetasse und sagte in warnendem Ton:
    »Du solltest mir nicht glauben. Ich rede alles Mögliche. Ich bin ja bekanntermaßen labil, geh auch zur Therapie wegen der Fehlgeburt. Arbeitslos und so, ich hab ja Zeit, mir wer weiß was auszudenken.« Mallus kühle Stimme sprach ganz offensichtlich nach, was jemand anders über sie sagte. Ich hätte gern gewusst, wer. Und wieso tauchte andauernd Sanna auf, wenn es um Armis Ermordung ging?
    »Habt ihr euch nahe gestanden, Armi und du?«
    »Nahe gestanden … Wenn du selber Schwestern hast, weißt du ja, wie das ist. Hass, Neid und Liebe, alles durcheinander, aber Liebe sicher am wenigsten. Gesehen haben wir uns oft, vor allem in letzter Zeit. Armi meinte anscheinend, sie müsste mich aufmuntern, und hat mich überall mit hingeschleppt. Wie am Freitag zu diesen Hänninens. Sie hat mir auch den Psychiater besorgt.«
    Fürsorge ist Macht, dachte ich wieder und überlegte, ob Armi gehofft hatte, auch über mich Macht zu gewinnen. Mehr als je war ich davon überzeugt, dass sie sich mit mir nicht nur über das Engermachen von Röcken unterhalten wollte.
    »Wie lange waren Armi und Kimmo zusammen?«
    »Vier Jahre. Die Krankenpflegeschule und die Technische Hochschule haben eine gemeinsame Party veranstaltet, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass an der Krankenpflegeschule nur Frauen und an der TH nur Männer wären. Da haben sie sich kennen gelernt. Vor Kimmo hatte Armi erst einen Freund gehabt, der lebt inzwischen in Rovaniemi.«
    »Ist zwischen Armi und Make Ruosteenoja mal was gelaufen?«
    »Ich weiß nicht, was da von Makes Seite aus war – ich könnte mir aber vorstellen, dass er eher wilde Frauen mag, solche wie Sanna. Bei Armi war es einfach nur Mitleid mit Make, den wollte sie natürlich auch bemuttern. Make ist nämlich im Grunde ein armes Würstchen. Er war mit Teemu in einer Klasse, daher kenn ich ihn.«
    »Hat man eigentlich rausgefunden, wodurch deine Fehlgeburt ausgelöst wurde?«
    Mallu schien sich über meine Frage nicht zu wundern. Sie steckte sich die nächste Zigarette an und meinte lakonisch:
    »Da gab’s nicht viel rauszufinden. Teemu und ich hatten an dem Samstag Kimmo und Armi besucht und waren auf dem Heimweg. Das war im März, und die Straßen waren spiegelglatt. Teemu war auch ein bisschen beschwipst, er hatte mit Kimmo Squash gespielt und anschließend Bier getrunken. Wir sind über die Straße gegangen, nicht am Zebrastreifen, es war ja sowieso kein Verkehr. Plötzlich kam ein Auto angerast, irrsinnig schnell, und bei dem Glatteis konnte es nicht mehr rechtzeitig bremsen. Ich bin ausgewichen, das hat auch geklappt, aber ich bin ausgerutscht und schwer gestürzt und …«
    »Hat der Wagen angehalten?«
    »Dreimal darfst du raten. Wir haben gedacht, es wäre glimpflich abgegangen, bloß die Strumpfhose war zerrissen, und sind nach Hause gegangen. In der Nacht hat dann die Blutung angefangen. Um sechs hat Teemu Dr. Hellström angerufen, und der hat ihm gesagt, wir sollen einen Krankenwagen bestellen. Aber da war nichts mehr zu machen. Als ich aus der Narkose erwachte, hab ich als Erstes Hellströms rote Augen gesehen. Ich dachte, er hätte geweint, meinetwegen, aber er hatte Schnupfen.«
    »O Scheiße!« Ich hätte gern etwas anderes gesagt, aber die richtigen Worte fielen mir natürlich nicht ein.
    »Rat mal, was das Komischste an der Sache war? Wir haben von dem Auto nicht mal die Farbe genau gesehen, geschweige denn Marke oder Kennzeichen, aber Teemu hat Stein und Bein geschworen, dass Armi am Steuer saß.«
    Ich hielt den Atem an. Merkte Mallu denn nicht, dass sie mir gerade ein Motiv für den Mord an Armi serviert hatte?
    »Dabei kann es gar nicht Armi gewesen sein. Die hat gar keinen Führerschein, und ein Auto erst recht nicht. Außerdem sind die beiden gleich schlafen gegangen, als wir weg waren. Ich versteh immer noch nicht, wie Teemu auf den Blödsinn gekommen ist. Armi war auch ganz verdattert, als sie davon gehört hat.«
    Aus dem Badezimmer hörte man das Knacken der Waschmaschine, die jetzt zum ersten Spülgang ansetzte. Ich war ganz wirr im Kopf. Und wenn Armi doch am Steuer gesessen hatte?
    »Wo wohnt Teemu jetzt?«
    »Bei seinen Eltern in Kirkkonummi. Die stehen im Telefonbuch, Laaksonen, Taisto. Moment mal, ich seh schnell nach, ob ich den Schlauch ins Waschbecken gehängt hab, sonst gibt’s wieder eine Überschwemmung.«
    Ich fragte mich, wie weit ich Mallu vertrauen konnte. Vielleicht

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