Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
noch nicht blicken lassen, aber Kimmo war endlich aufgewacht. Zu dumm, dass ich nicht daran gedacht hatte, ihm Kleidung zum Wechseln mitzubringen. Seine Jeans und sein Hemd sahen ziemlich verdreckt aus, Rasur und Haarwäsche hätte er auch vertragen können. Ich wunderte mich, dass er bei seinen blonden Haaren so dunkle Bartstoppeln hatte. Wahrscheinlich mischten sich auf seinem Kopf die Gene und er hatte die blonden Locken von seiner Mutter, den dunklen Bart von seinem schwarzhaarigen Vater Henrik geerbt. Sanna wiederum hatte die dunklen Haare und Augen ihres Vaters und den hellen Teint ihrer Mutter gehabt.
    »Schlimme Nacht?«, fragte ich vorsichtig.
    »Ja …« Kimmo schüttelte ratlos den Kopf. »Ich hab erst heute Nacht so ganz begriffen, dass Armi wirklich tot ist. Und dass ich in der Zelle sitze, weil sie glauben, ich hätte sie umgebracht. Ich hab immer gedacht, so was passiert im richtigen Leben nicht. Jedenfalls nicht in Finnland. Nicht mir …« Das hilflose Entsetzen in Kimmos Augen war mir unerträglich, ich wich seinem Blick aus.
    »An Armis Tod können wir nichts mehr ändern«, sagte ich knallhart. »Aber wenn du es nicht getan hast, holen wir dich hier raus, wahrscheinlich schon morgen.«
    »Soso, morgen in die Freiheit!« Boshaft lächelnd betrat Kommissar Pertti Ström das Vernehmungszimmer. »Daraus wird wohl nichts. Hänninen, du hast behauptet, du hättest dich nicht mit der Mäenpää gestritten. Einer von euren Nachbarn hat aber deutlich gehört, dass ihr Streit hattet. Ungefähr um Viertel nach eins. Obwohl du angegeben hast, schon um zwölf weg gewesen zu sein. Erklär mir mal, wieso unsere Zeugin mehr als eine Stunde später gehört hat, wie du dich mit Armi gezankt hast?«
    Ich schluckte. Das hörte sich wirklich schlimm an. Warum sollte Kimmo gelogen haben? Er sah maßlos entsetzt aus, als er jetzt stammelte:
    »Aber ich bin wirklich um Viertel nach zwölf weg. Ich hab um halb eins die Nachrichten im Radio gehört, und da war ich schon eine Weile zu Hause gewesen.«
    »Kann das jemand bezeugen? War deine Mutter zu Hause?«, fragte Pertsa zweifelnd.
    »Sie hatte mir einen Zettel hingelegt. Sie war mit Matti und Mikko in der Stadt.«
    »Hast du unterwegs irgendwelche Bekannten gesehen, Nachbarn oder sonst irgendwen?«, fuhr ich dazwischen, bevor Pertsa seinen Angriff fortsetzen konnte. Ich hoffte inständig, dass irgendjemand Kimmos Aussage bestätigen konnte. Hatte Pertsa wirklich eine glaubwürdige Zeugin, oder bluffte er nur? Hoffte er, Kimmo würde sich in Widersprüche verwickeln?
    »Ich hab niemanden gesehen, jedenfalls erinnre ich mich an keinen«, erklärte Kimmo nach kurzem Nachdenken niedergeschlagen.
    »Am besten lässt du deine Jungs Hänninens Nachbarn befragen, vielleicht hat einer von denen Kimmo gesehen«, schlug ich Pertsa vor, aber das hätte ich besser nicht getan.
    »Zum Teufel, Fräulein Maria – als Jungfrau kann man dich ja wohl nicht titulieren –, fang ja nicht an, mir vorzuschreiben, wie ich meine Arbeit tun soll. Ich hab genauso gut die Polizeischule besucht wie du! Halt die Schnauze, oder ich sorge dafür, dass du bei meinen Vernehmungen nicht mehr dabei sein darfst!«
    Den ganzen Tag über war ich brav und empathisch gewesen. Jetzt reichte es!
    »Und du, Pertti Ström, solltest dich sowohl mir als auch dem Verhafteten gegenüber anständig benehmen, sonst kriegst du echt Probleme! Ist deine Erfolgsrate so miserabel, dass du den ersten Besten verhaftest, ob schuldig oder nicht? Geht’s mit deiner Karriere nicht weiter?«
    Wir waren beide aufgesprungen und hatten die Hände geballt, wir starrten uns an wie zwei Kampfhähne. Hätte Pertsa noch ein falsches Wort gesagt, hätte ich ihm das Finnische Gesetzbuch an den Kopf geworfen, das ich als Schreibunterlage mitgebracht hatte. Kimmo und der protokollierende Wachtmeister glotzten uns verwundert an.
    »Machen wir weiter«, sagte Pertsa schließlich.
    Ich gab mir alle Mühe, die Fassung wiederzugewinnen, dabei hätte ich ihn am liebsten zum Duell gefordert. So war es schon auf der Polizeischule, wir gingen ständig aufeinander los. Mit Schusswaffen kam ich allerdings nicht gegen ihn an, aber vielleicht mit einem Degen?
    »Wieso kann irgendeine Zeugin behaupten, ich wäre noch um Viertel nach eins bei Armi gewesen? Ich will wissen, was sie gesagt hat«, forderte Kimmo überraschend scharfsinnig.
    »Darüber muss ich dir keine Auskunft geben! Und du bist still, Kallio, du weißt genau, dass das stimmt.«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher