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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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meinen Tee aus und ließ mir von Marjatta nachschenken. Auf einmal fiel mir ein, dass Marita gesagt hatte, ihre Mutter wäre mit Dr. Hellström nicht zufrieden gewesen.
    »Marjatta, hatte dein Entschluss, nicht mehr zu Dr. Hellström zu gehen, etwas mit Armi zu tun?«
    Sie sah mich verdutzt an.
    »Nein, überhaupt nicht, Armi war sehr nett und kompetent. Das lag einzig und allein an Erik«, schnaubte sie. »Wie du weißt, ist mir vorletztes Jahr die Gebärmutter entfernt worden. Nicht, dass ich mich deshalb geniere, aber ich fand es nicht gerade angenehm, dass Erik anderen Patientinnen erzählt hat, der Frau Sarkela hätte er die Gebärmutter rausgenommen und jetzt wäre sie wieder prima in Schuss«, erklärte sie aufgebracht.
    »Es gab aber auch noch andere Gründe. Ich bin eher für eine natürliche Lebensweise, und für meinen Geschmack hat Erik allzu eifrig versucht, mir Hormone und andere Medikamente aufzuschwatzen. Man munkelt, dass er sich selbst am allermeisten verschreibt … das ist allerdings nur Tratsch. Und einmal hab ich zufällig gesehen, wie er in der Praxis eine seiner Patientinnen geküsst hat. Ich weiß zwar, dass seine Ehe praktisch am Ende ist, aber als Arzt sollte er Patientinnen gegenüber Zurückhaltung wahren!«
    »Er scheint ein ziemlicher Frauenheld zu sein«, murmelte ich.
    »Das bildet er sich zumindest ein. Für manche mag so ein Arzt ja attraktiv sein. Eriks Frau Doris hatte das Ganze jedenfalls satt. Sie ist Malerin und lebt sechs Monate im Jahr irgendwo bei Nizza. Da unten hat sie sich einen hübschen jungen Bildhauer angelacht. Das muss für Erik ein harter Schlag gewesen sein …«
    Marjatta grinste schadenfroh, ich lächelte zurück und merkte, dass ich nicht nur sie, sondern auch die unbekannte Doris Hellström sympathisch fand.
    Erik Hellström küsst seine Patientinnen … Hatte Armi vielleicht etwas gegen ihn in der Hand gehabt?
    Ich dachte noch am nächsten Morgen darüber nach, während ich zur Arbeit fuhr. Mein altes grünes Fahrrad schaukelte gemütlich, es war ein warmer, diesiger Morgen, den ich am liebsten im Freien verbracht hätte. Hellström wäre ein Tatverdächtiger nach meinem Geschmack: Ich konnte ihn nicht leiden, und er war nicht mit Antti verwandt. War meine Denkweise auch nur einen Deut besser als Pertsas?
    Nach unserer üblichen Montagsbesprechung erörterten Eki und ich den Fall Kimmo. Eki wirkte zunehmend besorgt.
    »Bist du felsenfest von Hänninens Unschuld überzeugt?«
    »Fünfundneunzigprozentig.«
    »Aber die Polizei hat doch sogar eine Zeugin, die gehört hat, wie Kimmo und Armi sich noch um Viertel nach eins gestritten haben.«
    »Mit der Zeugin bin ich in einer halben Stunde verabredet. Willst du mitkommen?«
    »Mach das ruhig allein. Ich kann Kimmo vor Gericht vertreten, wenn du mir vorher ein Resümee lieferst.«
    Ich wusste nicht recht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Natürlich hatte ich mir längst ausgemalt, wie ich in der Verhandlung über die richterliche Anordnung der Untersuchungshaft als heldenhafte Verteidigerin auftreten und Pertsas elende Theorien mit scharfen Bemerkungen vom Tisch fegen würde. Das war natürlich reine Phantasie. In Wahrheit würde ich ebenso die Beherrschung verlieren wie Pertsa, und die ganze Show würde Kimmo überhaupt nichts nützen.
    Also machte ich mich auf den Weg in die Jousenkaari zu der Witwe Kerttu Mannila, Pertsas Kronzeugin. Sie wohnte am anderen Ende der Häuserreihe und war am Samstagmorgen kurz bei Armi gewesen.
    Das alte Mütterchen war mindestens fünfzehn Zentimeter kleiner als ich, zusammengeschrumpft und runzlig, aber immer noch resolut und energisch.
    »Ich bin am Morgen bei der Armi vorbeigegangen, weil, ich hatte gerade Brei gekocht und Piroggenteig geknetet. Weißt du, Mädchen, die Armi hat mich nämlich mal gefragt, ob ich ihr beibringen kann, wie man Piroggen macht. Ich wollt mich ja eigentlich am Abend vorher anmelden, aber da war sie nich daheim. So um neun hab ich dann bei ihr geklingelt, und da hat sie gesagt, jetzt geht’s nich. Hast du Besuch von deinem Verlobten, hab ich gefragt. Sie hat gesagt, sie muss alles Mögliche erledigen. Ich hab versprochen, ihr später ’ne Kostprobe zu bringen, und wir haben ausgemacht, dass wir ein andermal zusammen backen.«
    »Und gegen eins haben Sie ihr dann die Kostprobe gebracht?«, fragte ich gespannt. Wenn Kimmo gelogen hatte, würde ich ihm höchstpersönlich das Fell über die Ohren ziehen.
    »Meine Schwester hat grade

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