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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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gestrigen Vernehmungen aufgeschlagen, und zwar nicht bei Kimmos. Schnell schrieb ich mir daraus Namen und Adresse von Pertsas Hauptbelastungszeugin ab. Offenbar war ich nicht die Einzige, die von Ströms Methoden die Nase voll hatte.

Sechs
Gefangene der Liebe
    Als ich nach Itäranta kam, stand das Auto der Sarkelas auf dem Hof. Ich war todmüde und überhaupt nicht in geselliger Stimmung, aber ich musste wohl oder übel reingehen.
    »Hallo, Maria!«, rief Marjatta Sarkela aus der Küche. »Ist Kimmo schon frei?«
    »Nein, leider noch nicht. Mal sehen, wie das Gericht morgen entscheidet. Ich nehme an, er wird auf freien Fuß gesetzt«, erklärte ich und setzte mich an den Küchentisch, wo Antti mit seinen Eltern Tee trank.
    »Wir haben Matti und Mikko nach Hause gebracht und dachten uns, wir könnten morgen Vormittag einiges erledigen, ehe wir nach Inkoo zurückfahren«, erklärte Tauno Sarkela. »Hoffentlich stören wir nicht.«
    »Aber nein, das ist doch euer Zuhause.« Ich hoffte, das klang nicht allzu säuerlich. Gerade aus Angst vor derartigen Situationen hatte ich anfangs gezögert, nach Itäranta zu ziehen. Obendrein hatten sie sich den schlimmsten Zeitpunkt für ihre Überraschungsvisite ausgesucht: Die Wohnung war nicht aufgeräumt, wir hatten nichts zu essen im Haus. Aber verdammt nochmal, ich hatte immerhin das ganze Wochenende für einen Verwandten der Sarkelas gearbeitet, wann hätte ich mich da um die Wohnung kümmern sollen? Außerdem war Antti genauso verantwortlich wie ich.
    Am allermeisten wurmte mich, dass ich mir über so was den Kopf zerbrach. Warum maß ich meinen Wert als Frau an der Sauberkeit der Wohnung und an der Menge selbst gebackenen Kuchens?
    »Nimm dir Tee, Maria!«, forderte meine Beinahschwiegermutter mich auf. Sie ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, in wessen Küche wir uns befanden. Als ich aufstand und ohne große Hoffnung im Schrank nach etwas Essbarem suchte, kam Einstein an und strich mir um die Beine. Gut, dass sie die Katze zurückgebracht hatten, da war Antti an den nächsten Abenden wenigstens nicht ganz allein.
    Unsere Schränke waren überraschend gut gefüllt. Ich schwenkte ein Stück Käse in der Hand und sah Antti fragend an.
    »Ich war schnell mal in der Bahnhofspassage«, erklärte er. Erleichtert atmete ich auf. Natürlich konnte Antti sich um die Einkäufe kümmern, er hatte schließlich genauso lange allein gelebt wie ich. Ich schmierte mir ein fürstliches Butterbrot mit Käse und Wurst und setzte mich an den Tisch. Der Tee schmeckte nach Zitrone und Alkohol. Die Sarkelas tranken gern Tee mit Schuss, eine Angewohnheit, die Antti von seinen Eltern übernommen hatte.
    »Was ist da drin?«, fragte ich höflich.
    »Wodka mit Zitrone. Schmeckt gut, oder? Tauno und ich brauchen eine kleine Stärkung, nach der Zeit mit Matti und Mikko. Die armen Kerlchen sind natürlich ganz verschreckt. Die Erinnerung an Sannas Tod ist ja noch ganz frisch, und jetzt Armi … Mikko musste gestern Abend vor dem Schlafengehen unbedingt Marita anrufen, er wollte sich bestimmt vergewissern, dass seine Mutter noch da ist.«
    »Einstein braucht jetzt aber auch eine Stärkung, nachdem er den Fängen der Zwillinge entronnen ist.« Antti holte Krabben, Einsteins Lieblingsspeise, aus dem Gefrierschrank und schob eine Portion zum Auftauen in die Mikrowelle. Der Duft der Schalentiere brachte die Katze völlig aus dem Häuschen. Sie schnurrte so laut wie drei mittelgroße Generatoren, schubste der Reihe nach jeden von uns an und miaute fordernd. Als Antti ihr das Futter hinstellte, erreichte das Schnurren die Lautstärke von fünf Generatoren.
    Plötzlich fiel mir ein, dass ich Elina Kataja anrufen wollte. Das Telefon in der Küche mochte ich jetzt nicht benutzen, also nahm ich den Zweitanschluss in Anttis Arbeitszimmer.
    »Höret, was der Engel spricht: Ich bin schwofen und weiß nicht, wie lange es dauert. Bitte, hinterlassen Sie eine Nachricht, ich rufe zurück, sobald ich wieder klar denken kann«, verkündete Elina Katajas Anrufbeantworter. Offensichtlich war sie weithin unter ihrem Spitznamen Engel bekannt.
    Ich blieb noch eine Weile an Anttis Schreibtisch sitzen. Meine Schultern schmerzten, die Beine waren immer noch steif von dem gestrigen Gewaltmarsch. Wie gern wäre ich jetzt allein in meiner alten Wohnung gewesen und hätte mich in der großen Wanne geaalt! Sarkelas hatten keine Badewanne, und um die Sauna zu heizen, war es schon zu spät.
    Ich ging zurück in die Küche, trank

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