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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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worden? Ich hab jedenfalls kein ordentliches Alibi. Ich war gegen halb zwei hier im Geschäft, und auf dem Weg hierher bin ich mit dem Rad ziemlich nah an der Jousenkaari vorbeigefahren, ich war nämlich in der Pizzeria am Oravannahkatori und hab mir eine Calzone zum Mitnehmen gekauft. Du kannst ja den Pizzaverkäufer fragen, ob ich mordlustig ausgesehen hab …«
    »Du hast dir deine Antwort ja genau zurechtgelegt«, gab ich ebenso aggressiv zurück.
    »Ich warte doch bloß drauf, dass irgendein bescheuerter Bulle auf die Idee kommt, ich hätte erst Sanna umgebracht und jetzt Armi. Bei den Idioten muss man mit allem rechnen.« Make schrak zusammen, als plötzlich Heavymetal aus dem Radio dröhnte, und stellte das Ding leiser, weil gerade zwei Herren mittleren Alters das Geschäft betraten.
    »Ich werf dir überhaupt nichts vor«, zischte ich und machte mich auf den Rückweg in die Kanzlei. Trotzdem gingen mir Makes Worte nicht mehr aus dem Kopf: »… ich hätte erst Sanna umgebracht und jetzt Armi.« Womöglich war es tatsächlich so gewesen.
    Als ich gerade das letzte Stück von meiner Avocado verspeiste, klingelte das Telefon. »Eki hier, hallo. Schlechte Nachrichten, Kimmo bleibt in Untersuchungshaft. Er möchte dich sprechen. Nimm den Honda und komm her.«
    »Was, zum Teufel …?« Ich war so geschockt, dass ich beinah den Avocadokern runtergeschluckt hätte.
    »Neues Beweismaterial. Wir reden drüber, wenn du hier bist.«
    Mit zitternden Händen ließ ich den kleinen schwarzen Wagen an. Auf der völlig leeren Mankkaantie musste ich schwer an mich halten, um nicht voll aufs Gaspedal zu treten. Ich fragte mich, wo eigentlich der viel beschworene Durchgangsverkehr war, dessentwegen man Millionen in den Ausbau der Umgehungsstraße zwei steckte.
    Der picklige Diensthabende, den ich schon vom letzten Mal kannte, führte mich in den Vernehmungsraum, in dem Eki und Kimmo saßen. Eki sah verärgert aus. Kimmo sprang bei meinem Anblick auf, als wollte er sich mir an den Hals werfen, aber als ich ihn umarmte, machte er sich ganz steif und legte seine Arme nicht um mich.
    »Mit welcher Begründung wollen die Blödmänner Kimmo weiter festhalten?«, fragte ich Eki, setzte mich an den Tisch und holte meinen Notizblock hervor. Kimmo schlurfte ans Fenster, mit hängenden Schultern und schleppenden Schritten, wie der Inbegriff des Schuldigen. Hatte er mich doch hinters Licht geführt?
    »Die Staatsanwaltschaft möchte die Vernehmungen fortsetzen und hält es für wahrscheinlich, dass gegen Kimmo Mordanklage erhoben wird. Motiv: Streit über Sexualpraktiken, Begründung: das von einer Nachbarin mitgehörte Gespräch, Kimmos sexuelle Perversionen sowie die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchungen, wonach Armis Würger höchstwahrscheinlich Gummihandschuhe trug und an Kimmos Kleidung Fasern von Armis Kleidung und Erde aus ihrem Garten gefunden wurden.«
    »Aber für die Fasern und die Erde gibt es doch andere Erklärungen. Und was die Nachbarin gehört hat, belastet Kimmo meiner Meinung nach nicht, eher im Gegenteil. Warum sollte Armi wegen einer Meinungsverschiedenheit mit Kimmo zur Polizei gehen? Und Kimmo hat doch ausgesagt, dass er die Handschuhe nicht bei sich hatte. Vielleicht hat der Mörder Armis Haushaltshandschuhe verwendet. Ist überprüft worden, ob welche im Haus sind? Und …«
    »Außerdem ist angeblich einer der Nachbarn ganz sicher, dass Kimmo erst um halb zwei nach Hause gekommen ist«, unterbrach Eki. Er glaubte nicht an Kimmos Unschuld, das sah ich ihm an.
    »Wer? Ich will sofort mit ihm sprechen!«
    Eki schüttelte den Kopf, sei es, weil er den Namen nicht wusste, sei es, weil er keinen Sinn darin sah.
    »Kimmo, zum letzten Mal: Du hast Armi doch nicht umgebracht?«
    Da er nicht reagierte, sondern nur stumm aus dem Fenster starrte, ging ich zu ihm hin, packte ihn an den Schultern und zwang ihn, mir in die Augen zu sehen. Sein Gesicht war fleckig, die Aknenarben leuchteten auf der blassen Haut wie kleine Messerschnitte. Mit völlig apathischer Stimme sagte er:
    »Nein. Aber das glaubt mir ja keiner. Die Polizei nicht, Eki nicht … und du jetzt auch nicht mehr …«
    Bei seinen Worten fühlte ich mich wie Brutus. Ohne mich weiter um Eki zu kümmern, berichtete ich Kimmo von meinem Gespräch mit Elina Kataja. Als er hörte, dass ich am nächsten Tag zur Fete des Club Bizarre gehen wollte, raffte er sich sogar zu einem schwachen Lächeln auf.
    »Am besten nimmst du Antti mit.«
    »Wozu denn? Ich kann

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