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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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diese Dinge spricht er garantiert mit keinem, den er im Alltagsleben kennt, jedenfalls nicht mehr, seit Sanna tot ist. Sie war Kimmos Schwester.«
    »Ja, Sanna hab ich auch gekannt. War sie denn auch Clubmitglied?«
    »Durch Sanna ist Kimmo ja überhaupt erst zu uns gekommen. Die Sanna kannte einen gewissen Ode, den ich übrigens länger nicht mehr gesehen habe, der hat sie in den Club eingeführt, Sanna hat Kimmo davon erzählt und so weiter. Ich fand es ziemlich aufregend und gleichzeitig schrecklich, dass diese ganzen Sachen für Sanna so real waren.«
    »Real? Wie meinen Sie das?«, fragte ich und musste wieder an Sannas zerschnittene Arme denken.
    »Sie wollte richtig geschlagen werden. Also ganz echt geprügelt, nicht bloß so zum Schein. Nicht wie … Ach was, ich hasse es, am Telefon darüber zu sprechen! Wissen Sie was, wir haben morgen eine Fete in der alten Lagerhalle. Sie können ja mit Kimmo hinkommen, wenn er freigelassen wird.«
    Es kommt äußerst selten vor, dass mir etwas die Sprache verschlägt, doch jetzt war ich sprachlos. Ich dachte an die Zeitschriften, die Pertsa mir unter die Nase gehalten hatte, an die Fotos, die mich faszinierten und mir zugleich Angst machten.
    »Sie brauchen sich nicht extra zurechtzumachen, kommen Sie ruhig in Jeans oder so«, fügte Elina hinzu. Es wunderte mich, dass sie so eifrig für die Clubfete warb, denn ich hatte immer geglaubt, bei solchen Veranstaltungen wäre man lieber unter sich. Wir einigten uns darauf, dass ich anrufen würde, wenn ich wusste, ob Kimmo freikam.
    Ich legte auf und ging in Gedanken meine Garderobe durch. Da war doch der schwarze Lederrock … Bestimmt hatte Marita eine Nähmaschine. Meine Lederjacke aus Punkerzeiten hing auch in Itäranta. Dann noch die Haare aufwuscheln und ordentlich Schminke ins Gesicht … Der Gedanke, auf eine S/M-Fete zu gehen, erschien mir immer verlockender.
    Eki platzte mitten in meinen Tagtraum hinein. Es fiel mir schwer, ihm von dem Telefonat zu berichten, ohne verlegen zu stottern. Er machte sich ungerührt Notizen, als alter Scheidungsanwalt kannte er vermutlich alle Seiten des Lebens.
    Nachdem er gegangen war, arbeitete ich an meinen anderen Fällen weiter, obwohl es mir schwer fiel, mich auf Beleidigungen und dergleichen zu konzentrieren, wo mir die ganze Zeit Sex und Mord im Kopf herumspukten. Der Beleidigungsprozess, mit dem ich mich befassen musste, war eine Farce, aufgeführt von zwei Kaufleuten, beide Inhaber von Geschäften für Haushaltsgeräte – der eine war dem anderen mit seiner Anzeige knapp zuvorgekommen. Praktisch alle Unternehmen waren von der Rezession betroffen, und diese beiden sahen ihre Rettung darin, durch gnadenlose Reklamefeldzüge und Wortgefechte den Konkurrenten auszuschalten.
    Ich zwang mich, bis zwei Uhr im Paragraphendschungel auszuharren, und lief dann rasch ins Einkaufszentrum, um mir etwas zum Mittagessen zu holen. Auf dem Weg schaute ich kurz in Makes Sportgeschäft vorbei, ich wollte sehen, ob er sich inzwischen von seiner Wochenendsauferei erholt hatte. Bei unserer ersten Begegnung hatte Make behauptet, er würde nur zwei Bier pro Tag trinken, aber in letzter Zeit schien er seine Prinzipien über Bord geworfen zu haben.
    Im Laden war überhaupt nichts los. Ein paar Jungen besahen sich die Baseballschläger, im Radio lief einer der süßlichsten Songs aus Elvis’ schlimmsten Jahren, Make lehnte am Ladentisch und sah aus, als bräuchte er dringend ein Bier. Auf meinen Gruß antwortete er nur mit einem knappen Nicken.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte ich überflüssigerweise. Schon aus einigen Metern Entfernung war zu sehen und zu riechen, wie es um ihn stand.
    »Entsetzlich. Nachdem du weg warst, bin ich ins Balloons und dann noch wer weiß wohin. Haben sie Kimmo schon freigelassen?« Make drehte das Radio lauter, als wollte er verhindern, dass die Jungen unser Gespräch mithörten, obwohl die sich allem Anschein nach nur für die Baseballschläger interessierten, die sie allerdings, so wie sie sie anfassten, ganz und gar nicht zu sportlichen Zwecken zu verwenden gedachten.
    »Über den Haftbefehl wird gerade verhandelt. Wie hieß nochmal der Bekannte von dir, der dir von Armis Tod erzählt hat?«
    »Stögö oder eigentlich Staffan Brandt. Wieso? Willst du ihn fragen, wie ich reagiert hab, oder was? Musst du als Verteidigerin einen anderen Verdächtigen finden?« Make spannte die Backenmuskeln an, sein Gesicht wirkte ungewohnt hart. »Um welche Zeit ist Armi umgebracht

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