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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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allein auf mich aufpassen.«
    »Sicher, aber spätestens nach einer halben Stunde hast du garantiert die Nase voll von den Männern, die dort um dich rumstreichen. Da sind ’ne ganze Menge, die sich freuen, wenn neue Frauen auftauchen.«
    »Ich weiß nicht, was Antti davon hält. Kannst du ihm irgendwelche Klamotten leihen, wenn er mitgeht? Oder hat Pertsa dein Geheimversteck geplündert?«
    Kimmo grinste zaghaft. »Meine Sachen sind in einem abgeschlossenen Schrank in meinem Zimmer. Der Schlüssel liegt in einem Buch auf meinem Regal, ›Die sieben Brüder‹. Das nimmt sowieso keiner in die Hand, hab ich mir gedacht.«
    »Ich würde gern mal mit Armis Freundinnen reden. Wer käme denn da in Frage?«, erkundigte ich mich noch rasch, bevor wir gehen mussten.
    Eki und ich fuhren hintereinanderher zur Kanzlei. Ich stellte in Gedanken verschiedene Listen auf. Dinge, die zu tun waren, Leute, mit denen ich reden musste, andere Verdächtige: Make, Mallu, ihr Mann Teemu Laaksonen, Armis Eltern, sogar Risto und Marita. Hellström und Eki waren ja auch auf Ristos Geburtstagsfeier gewesen … Wenn nun Eki Armi ermordet hatte und es für die ideale Lösung hielt, Kimmo die Schuld zuzuschieben?
    Aber warum? Ich betrachtete den feisten Nacken und den kahlen Hinterkopf meines Chefs, der vor mir fuhr. Was wusste ich letzten Endes von ihm? Eigentlich kannte ich ihn noch gar nicht so lange. Vielleicht hatte Armi mir etwas über Eki sagen wollen …
    Ich bin paranoid, dachte ich, als ich meinen Honda vor der Kanzlei parkte. Eki stieg aus seinem Wagen aus und erklärte, wir müssten miteinander reden. In den Büroräumen war es still, nur aus Maras Zimmer drang gedämpftes Gemurmel.
    »Unter uns gesagt, ich glaube nicht, dass der junge Hänninen unschuldig ist.« Eki ließ sich auf den bequemsten Stuhl des Konferenzzimmers fallen und nahm das letzte Stück Schokoladenkuchen vom Tisch. »Der Fall sieht ziemlich klar aus. Am besten arbeiten wir auf Totschlag hin, und eine Untersuchung seines Geisteszustandes sollten wir auch beantragen. Die Hänninens sind alle ein bisschen seltsam … zumindest Annamari und ihre Kinder«, setzte er hinzu, als fürchte er, meine Beinahverwandten zu beleidigen.
    »Ich bin anderer Meinung. Ich halte Kimmo für unschuldig.«
    »Begründung?«
    »Die Beweise, die Pertsa … Kriminalkommissar Ström vorgelegt hat, sind nicht stichhaltig. Und dann der allgemeine Eindruck. Mein Instinkt sagt mir, dass Kimmo Armi nicht umgebracht hat.«
    »Das Gericht trifft seine Entscheidungen aber nicht aufgrund weiblichen Instinkts«, sagte Eki in scharfem Ton. »Ich halte es jedenfalls für richtiger, dass wir uns auf Kimmos Verteidigung konzentrieren. Du kannst gern zu diesem Club gehen, wenn du willst, vielleicht bringt das ja was. Kimmo vertraut dir. Wäre es nicht am allerbesten, wenn du versuchst, ihn zu einem Geständnis zu überreden?«
    Fassungslos starrte ich Eki an. Ich fühlte mich miserabel: Hatte ich überhaupt das Zeug zu einer Anwältin, wenn ich nicht einmal fähig war, meinen Chef zu überzeugen?
    »Ich kann ja verstehen, dass du als Expolizistin den Fall genauer untersuchen willst, das liegt dir sozusagen im Blut. Du kannst es auch gerne tun, aber nicht in der Arbeitszeit!«
    Ich zählte langsam bis zehn. Wenn ich jetzt explodierte, war keinem gedient. Eki hatte seinen Standpunkt klar gemacht, ich musste mich fügen. Auch die Polizei hielt den Fall für geklärt. Die einzige Argwöhnische war ich.
    Den Rest des Tages bearbeitete ich folgsam andere Fälle, versuchte zwischendurch allerdings, Elina Kataja, die ich in Gedanken auch schon Engel nannte, und Armis Freundinnen zu erreichen. Nach fünf machte ich mich auf den Weg ins Fitnesscenter, die Sporttasche hatte ich vorsorglich schon am Morgen zur Arbeit mitgenommen. Wenn ich mich mit den Hanteln ausgetobt hatte, würde es mir etwas besser gehen.
    Im Spiegel des Umkleideraums sah ich, wie sich die energische Anwältin in eine Bodybuilderin verwandelte. Abschminken, die Haare am Oberkopf zum Pferdeschwanz binden. Raus aus dem Sommerkleid, rein in das ärmellose Top und das enge grüne Trikot. Turnschuhe statt Ledersandalen. Schweißband um den Kopf, Handgelenkschützer anziehen, und fertig war das zweite Ich der Maria Kallio. Wie viele gab es noch gleich?
    Im Fitnesscenter war es wunderbar ruhig, an Sommertagen hatte niemand Lust, sich drinnen abzurackern. Systematisch trainierte ich anderthalb Stunden lang und versuchte gleichzeitig, Ordnung in meine

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