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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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tobte eine halbe Stunde lang und lenkte dann allmählich ein. Antti wollte jedes Problem hin und her wälzen, von allen Seiten untersuchen, wie ein gründlicher Mathematiker eben. Ich war schneller, kam manchmal zu ziemlich radikalen Ergebnissen und hatte keine Ader für stundenlange Grübeleien.
    Wie wohl jedes Mädchen hatte auch ich als Teenager von einem geheimnisvollen Helden geträumt. Groß sollte er sein, dunkelhaarig und leicht melancholisch. Antti erfüllte alle diese Voraussetzungen, aber das Leben an der Seite eines solchen Mannes war nicht immer leicht. Vielleicht hatte Jessica Rabbit ganz Recht, sich einen Mann zu wünschen, der sie zum Lachen brachte.
    Als ich aus dem Bus stieg, wurde mir plötzlich bewusst, dass Antti mich auch zum Lachen bringen konnte. Nur in letzter Zeit hatte der Stress mit seiner Dissertation ihm offenbar die Lust genommen, Witze zu reißen. Und war es wirklich so unverständlich, wenn es ihn schlauchte, nun schon zum zweiten Mal in einen Mord verwickelt zu sein? Nur die Helden der Krimiserien leben einfach weiter wie bisher, auch wenn um sie herum reihenweise Menschen ermordet werden. Im wirklichen Leben hinterlässt jeder gewaltsame Tod Spuren bei den Menschen, die mit ihm in Berührung kommen. Ohne die dünne Schutzschicht, die ich mir im Beruf zugelegt hatte, wäre ich wahrscheinlich auch völlig durcheinander.
    Anhand der Beschreibung, die Minna mir gegeben hatte, fiel es mir nicht schwer, Armis Freundinnen im Café zu entdecken. Sie saßen mit ihren Teegläsern an einem Fenstertisch und unterhielten sich, Minna leise und bedrückt, Sari mit lauter, schriller Stimme.
    Ich war sowieso schon grantig, da verbesserte Saris Organ meine Laune nicht gerade. Menschen mit hässlicher Stimme sind mir einfach zuwider. Sari sah genauso aus, wie ihre Stimme vermuten ließ: lang und dürr, mit scharfen Gesichtszügen, unregelmäßiger Haut, kurz geschorenem Haar. Durch ihre modische Brille blinzelte sie mir kurzsichtig entgegen.
    »Ist es wahr, dass Kimmo Armi ermordet hat?«, trompetete sie, als ich mich setzte.
    »Die Polizei nimmt es jedenfalls an«, sagte ich etwas gedämpfter und berichtete wieder einmal, was passiert war. »Es wäre aber gut, wenn ihr auch über andere Alternativen nachdenkt. Was für einen Eindruck habt ihr von der Beziehung zwischen Armi und Kimmo? Hat Armi in letzter Zeit irgendetwas Besonderes erwähnt? Ich hol mir einen Tee, dann können wir weiterreden. Kann ich euch zu irgendwas einladen?«
    »Ich hätte irre Lust auf Eis, aber ich weiß nicht, ob sich das schickt, wo Armi …«, quäkte Sari.
    »Armi würde es dir nicht krumm nehmen«, mischte sich Minna ein. Sie war klein, hatte sanft gerundete Formen und dunkle Locken. Unter normalen Umständen glich sie mit ihren runden Augen und roten Wangen sicher einer lappischen Trachtenpuppe, aber jetzt wirkte sie erschüttert und ohne einen Funken Lebensfreude.
    Sari stand noch an der Theke und überlegte, welche Eissorte sie nehmen sollte, als ich an den Fenstertisch zurückkam. Minna putzte sich die Nase und sagte hastig:
    »Ich begreife Sari nicht. Sie war mit Armi von Anfang an in einer Klasse, und trotzdem kommt es mir fast so vor, als ob ihr das Ganze irgendwie gefällt …«
    »Ich hab Vanille und Malaga«, verkündete Sari im nächsten Moment. »Armi mochte Malaga mit Erdbeer. Komische Mischung, was? Ich hab Armi vor einer Woche das letzte Mal gesehen, da hat sie mich besucht. Ich wohn in Koivumankkaa, in einem Neubau. Am Samstag hab ich sie nochmal angerufen, ich hab schon überlegt, ob ich das der Polizei sagen sollte.«
    »Du hast am Samstag mit ihr telefoniert? Um welche Zeit?«
    Ich machte mir nicht die Mühe, meine Aufregung zu verbergen, obwohl es mich anwiderte, wie begierig Sari meine Reaktion zur Kenntnis nahm.
    »Gegen halb eins. Ich wollte mich mit ihr in der Stadt verabreden, aber sie hat gesagt, sie bekäme Besuch und …«
    »Hat sie gesagt, von wem?«, unterbrach ich sie rigoros.
    »Irgendeine Maria. Warst du das? Und dann wollte sie noch ihre Schwester anrufen.«
    Ich nahm mir vor, Mallu nach dem Telefonat zu fragen. War Armi noch dazu gekommen, sie anzurufen?
    »Wie hörte sie sich an? War sie wütend oder ängstlich?«
    »Ganz normal. Sie hatte sich wohl mit Kimmo gestritten, aber es war nichts Ernstes. Kimmo war gerade gegangen.«
    Mein Gesichtsausdruck verriet ihr offenbar, wie wichtig dieser Satz war.
    »Darüber hab ich mich auch gewundert«, fuhr Sari fort. »Ist er denn nochmal

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