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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Ich zögerte, sie jetzt noch anzurufen, doch dann überlegte ich mir, dass ich sie bei der Gelegenheit gleich nach Sanna fragen konnte.
    »Maria! Kannst du sofort herkommen? Wir müssen miteinander reden. Ich weiß, es ist schon spät, aber es ist wichtig …«
    »Ich bin in einer Viertelstunde da.« Ich zog mir die Jeansjacke über, schwang mich in den Sattel und fuhr los.
    Wegen der friedlichen Abendstimmung fuhr ich ausnahmsweise langsam. Ich bewunderte das Sonnenlicht, das sich auf dem Meer spiegelte. Im Ufergewässer schwammen Möwen und Enten, Scharen von Hundebesitzern führten ihre Lieblinge aus, die Hunde beschnüffelten einander, kurze und lange, dünne und dicke Schwänze wedelten eifrig. Amsel und Fink zwitscherten um die Wette, eine Taube und eine Nachtigall lieferten die Begleitmusik. Der Hornklee blühte schon.
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, an der Mole vorbeizufahren und nachzuschauen, ob Antti an seinem Lieblingsplatz saß, aber um Zeit zu sparen, nahm ich nun doch den direkten Weg.
    Bei Annamari und Kimmo war ich bisher erst einmal gewesen, und damals hatte ich nur die Sauna und das Untergeschoss zu Gesicht bekommen. Das Haus hatte eine wunderschöne Lage, nur die Straße trennte es vom Meeresufer. An Geld mangelte es den Hänninens wahrlich nicht. Ich hatte Antti immer zugute gehalten, dass er sich nicht wie ein verwöhntes Kind reicher Eltern benahm, jetzt wurde mir klar, dass man das Gleiche auch von Kimmo sagen konnte. Beiden fehlte auch die Selbstsicherheit, die Reichtum meistens mit sich bringt. Eine Prise davon hätte ihnen durchaus gut getan. Unsichere, jammernde Männer waren mir zuwider, aber im Zusammenhang mit diesem Fall begegneten sie mir gleich scharenweise, wenn ich Make mit seinem ewigen Selbstmitleid dazurechnete.
    Annamari, die mir die mit Kletterrosen bewachsene Haustür öffnete, wirkte auch nicht gerade selbstsicher. Das sonst so gepflegte Make-up war in den Fältchen um Augen und Nase zusammengelaufen. Die Hände bewegten sich die ganze Zeit, fuhren synchron zur gepressten Stimme auf und ab.
    »Maria, wie schön, dass du gekommen bist! Erzähl mir alles von Kimmo! Wird er wenigstens anständig behandelt? Warum behalten sie ihn im Gefängnis, mein kleiner Kimmo ist doch kein Mörder!«
    »Hat Eki Henttonen dich denn nicht angerufen?«
    »Doch, doch, aber er hat mir nichts erzählt. So sind die Männer eben, ohne Verständnis für die Gefühle einer Mutter. Trinkst du einen kleinen Kognak mit mir? Ich kann einen vertragen …«
    Der Duftwolke nach war es nicht ihr erster. Das wunderte mich gar nicht, ich hoffte nur, dass ihr der Kognak Erleichterung verschaffte.
    »Henttonen hat so geredet, als ob Kimmo schuldig wäre«, sagte Annamari und reichte mir einen großzügig gefüllten Kognakschwenker. Der Inhalt brannte erst am Gaumen, dann in der Kehle und breitete sich bald darauf im Magen aus. Der Nachgeschmack war himmlisch – es stimmte offenbar, dass es auch beim Kognak Unterschiede gab. Ich hatte mir bisher nur die billigste Sorte leisten können.
    »Es sind alle möglichen Beweise gegen Kimmo gesammelt worden, aber die sind nicht unbedingt stichhaltig.«
    »Die Polizisten haben heute Kimmos Sachen durchwühlt und wer weiß was mitgenommen!«
    »Wie sahen die aus? Hatten sie einen Durchsuchungsbefehl?« Es ärgerte mich, dass Pertsa mir offenbar zuvorgekommen war.
    »So ein großer Unhöflicher und ein kleinerer Rothaariger. Sie haben mir einen Wisch unter die Nase gehalten, und dann haben sie mich nach Kimmo ausgefragt … Ob mir irgendetwas an ihm aufgefallen ist, ob er als Kind gewalttätig war, ob er viele Freundinnen gehabt hat, ob ich ihn verprügelt habe …« Annamari schüttelte den Kopf, nicht ohne Grund. Die Fragen klangen nach Pertsas selbst gestrickter Psychologie. Ström hatte sich in den Kopf gesetzt, dass Kimmo ein verkorkster Lustmörder war, und suchte jetzt überall nach Beweisen für seine abstruse Theorie.
    »Und dann wollten sie noch wissen, wo ich am Samstag war. Ob ich bezeugen kann, wann Kimmo nach Hause gekommen ist. Aber ich bin doch schon gegen elf zu Stockmann gegangen, dann war ich am Heikintori zur Massage, und kurz nach eins habe ich die Zwillinge abgeholt und bin mit ihnen nach Helsinki gefahren. Zwischendurch war ich nicht zu Hause. Hätte ich nur geahnt …«
    »Um welche Zeit bist du zu Risto gegangen?«
    »Wieso? Um Viertel nach eins, halb zwei … ich weiß nicht so genau. Die Jungen waren noch nicht fertig, wir sind erst mit dem

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