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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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nicht aus Espoo, zu dem der Stadtteil gehörte. Eigentlich hatte ich mich schnell dort eingelebt, vielleicht weil Wohnung und Arbeitsplatz so nah beieinander lagen. Jetzt merkte ich, wie beklemmend das sein konnte.
    Als ich in die Kneipe kam, saß mein Exkollege schon an einem Fenstertisch und widmete sich seinem Bier. Ich freute mich, ihn zu sehen, diesen blonden Teddybären, der bei meinem Anblick fröhlich lächelte. Einen wie ihn hätte ich gern als Bruder gehabt.
    Wir tauschten Neuigkeiten aus. Koivu war immer noch in dem Dezernat beschäftigt, in dem ich vor einem Jahr mit ihm zusammengearbeitet hatte. Nach dem, was er über die Probleme in seiner Abteilung berichtete, hatte sich die Lage seit dem letzten Sommer noch verschlechtert. Gut, dass ich meinen Job an den Nagel gehängt hatte!
    »Ich denke darüber nach, mich in die Provinz versetzen zu lassen, irgendwohin, wo ich bloß besoffene Bauern vom Traktor zu holen brauche«, erklärte Koivu. Er stammte, wie ich, aus einem kleinen Provinznest, nur lag seine Heimatstadt im Norden, in Kainuu, meine in Ostfinnland.
    »Übersättigt von den Verlockungen der Großstadt?«
    »Zurück zum einfachen Leben, dazu hätte ich schon Lust. Außerdem hab ich ein nettes Mädchen kennen gelernt. Sie wird Krankenschwester, nächstes Frühjahr ist sie mit der Ausbildung fertig. Na ja, und weil sie aus Kuopio kommt, will sie sich irgendwo da in der Gegend Arbeit suchen.«
    »Und du willst mitgehen? Mein lieber Koivu, das klingt aber verdammt ernst.«
    »Na jaa … in meinem Alter wird es langsam Zeit zu heiraten«, erklärte er treuherzig. Der Mann war vier Jahre jünger als ich! »Wozu brauchst du eigentlich das Strafregister von diesem Hakala?«, wandte er sich wieder beruflichen Dingen zu.
    »Eigentlich brauch ich es gar nicht mehr, inzwischen steht ja fest, dass er definitiv nicht als Täter in Frage kommt. Schade, das wäre eine bequeme Lösung gewesen. Hör mal, was sagst du zu meiner Theorie?« Ich berichtete ihm, was ich über den Mord an Armi wusste und welche Schlüsse ich gezogen hatte. Koivu verstand mich, wir waren früher ein gutes Team gewesen. Und nun tat es gut, mit einem Außenstehenden über den Fall zu reden, mit jemandem, dem die beteiligten Personen fremd waren.
    »Ich hatte letzten Winter ein paar Mal mit diesem Ström zu tun. Er ist wirklich ein schwieriger Typ. Kein schlechter Polizist, aber überhaupt nicht kooperativ. Übrigens hätt ich dich ja gern mal in diesen Lederklamotten gesehen«, bemerkte Koivu mit einem traurigen Blick auf meine normale Freizeitkleidung – Jeans, T-Shirt und Turnschuhe.
    »Ich komm in dem Outfit zu deiner Hochzeit, Ehrenwort. Was hältst du davon?«
    »Über die Hochzeit können wir noch nicht reden, ich hab Anita ja noch gar keinen Antrag gemacht.«
    »Dämlack, was du von meiner Theorie hältst, will ich wissen! Ist meine Phantasie mit mir durchgegangen, oder findest du es plausibel, dass Armi und Sanna von demselben Menschen ermordet wurden, möglicherweise von meinem Chef?«
    »Ziemlich phantasievoll klingt das schon, aber in unserem Beruf kann man die tollsten Dinge erleben«, sagte Koivu wie ein altgedienter Veteran. »Ein paar Fragen hätte ich noch. Was ist mit dem Mann von Armis Schwester, mit diesem Teemu? Wenn er glaubt, Armi hätte bei dem Unfall am Steuer gesessen, hat er ein starkes Motiv, sie umzubringen. Und zweitens die Abtreibungen von dieser Sanna. Du solltest mal feststellen, wer der Vater dieser ungeborenen Kinder ist. Vielleicht sind’s ja auch mehrere Väter. Wen könntest du denn danach fragen?«
    Als mir einfiel, dass mich Eki über Sannas Abtreibungen informiert hatte, wurde mir schlecht. War Sannas letzte Schwangerschaft Ekis Werk gewesen?
    »Sanna war Hellströms Patientin, also quasi auch Armis! Koivu, du bist ein Schatz! Ich muss gleich morgen mit Hellström reden, obwohl ich mit diesem schmierigen Kerl ungern über das Thema Sex spreche. Rat mal, was er über mich gesagt hat!« Ich erzählte Koivu von der Unterhaltung, die ich auf Ristos Geburtstagsfest belauscht hatte, und von meinem kleinen Intermezzo. Er musste so lachen, dass er sein Bier in die falsche Kehle bekam.
    »Deine spitzen Bemerkungen fehlen mir richtig, besonders, wenn mich der Chef wieder mal mit seiner Zigarre einräuchert.«
    Aus dem Billardsaal kam ziemlicher Lärm. Wir achteten nicht weiter darauf.
    »Im Juli fängt endlich mein Urlaub an. Anita und ich wollen eine Woche nach Griechenland, nach Skopelos. Danach könnte ich

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