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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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mitten im Studium und von Männern, die nichts taugten.«
    »Wann wurde die zweite Abtreibung vorgenommen?«
    »Moment, da muss ich nachsehen.« Hellström drehte den Monitor aus meinem Blickfeld, schaltete den PC an und tippte ein paar Befehle ein.
    »Im September vor zwei Jahren. Ungefähr ein halbes Jahr vor ihrem Tod.«
    Also kurz bevor Ode Hakala seine Gefängnisstrafe antrat. War der neue Freund erst danach in Erscheinung getreten, zwischen Hakala und Make? Hatte Sanna damals bei Eki Trost gesucht?
    »Ist Sanna danach zu Ih… dir in die Sprechstunde gekommen? Hat sie Verhütungsmittel gebraucht, von einer ernsthaften Beziehung gesprochen?« Etwas hinderte mich daran, Ekis Namen zu nennen, ich konnte nur hoffen, dass Hellström meine Andeutungen verstand. Was wusste ich schon von den Gepflogenheiten in Herrenclubs? Womöglich brüstete man sich dort mit seinen neuesten Eroberungen.
    »Natürlich war Sanna zur Nachuntersuchung hier. Und als sie dann diesen Ruosteenoja kennen lernte, habe ich sie immer wieder ermahnt, die Pille zu nehmen.«
    »Kam Sannas Selbstmord überraschend für dich?«
    »Eigentlich nicht. Sanna war ein verzweifeltes Menschenkind. Ich glaube, ihre Angehörigen wussten, sie würde nicht alt werden. Nein, überrascht war ich nicht, aber traurig, das ja. Natürlich.« Hellströms Hände zitterten, er klopfte seine Taschen nach Zigaretten ab, bis ihm einfiel, dass er in seinem Sprechzimmer nicht rauchen konnte.
    »Markku Ruosteenoja wurde damals verhört, und ohne deinen Chef wäre er wahrscheinlich wegen Totschlag vor Gericht gekommen«, fuhr Hellström fort. »Aber alle, die Sanna gekannt haben, dachten sofort an Unfall oder Selbstmord. Henrik und Annamari ziehen es vor, an einen Unfall zu glauben. Ob Unfall oder Selbstmord, was macht das jetzt noch für einen Unterschied? Es ist ja schon so lange her. Warum meinst du, Sannas Tod hätte etwas mit dem Mord an Armi zu tun? Und hast du einen bestimmten verheirateten Mann im Sinn?« Er sah mich durchdringend an.
    »Nein. Ich dachte nur … Noch eine Frage zu Marja Laaksonen, mit der du ja auch viel zu tun hattest: Die Fehlgeburt nach dem Unfall, das ist eine tragische Geschichte, hat sie jemals den Verdacht geäußert, Armi hätte den Unfall verursacht?«
    Hellström seufzte.
    »Marja nicht, aber Armi. Wenn ich es richtig sehe, war das völliger Blödsinn, in so einer Situation kann niemand den Fahrer eines Wagens erkennen, schon gar nicht bei Dunkelheit. Es muss sich um eine regressive Fixierung gehandelt haben, um sublimierten Geschwisterneid von Marjas Seite.« Hellström lächelte verhalten. Das Telefon auf seinem Schreibtisch summte.
    »Entschuldige, Maria, meine nächste Klientin wartet. Wenn du noch Fragen hast, kannst du mich gern anrufen oder vorbeikommen.« Das hinreißende Lächeln, das er mir zum Abschied schenken wollte, missriet ihm gründlich, weil er plötzlich niesen musste.
    Hellström war doch nicht so klatschsüchtig, wie ich angenommen hatte, dachte ich auf dem Weg. Schade. Plötzlich machten zwei ältere Spaziergängerinnen einen Schlenker auf den Fahrradweg. In letzter Sekunde konnte ich ausweichen. Für den Rest des Weges fluchte ich über die Idiotie der Verkehrsplaner. Warum hörte der Fahrradweg urplötzlich auf und ging auf der anderen Straßenseite weiter? Warum war der Randstein so hoch, dass man aufpassen musste, um nicht zu stürzen? Warum ging die gesamte Planung nur von den Bedürfnissen der Autofahrer aus? Ich kultivierte meinen Ärger, denn ich wollte Pertsa Ström in möglichst aggressiver Stimmung gegenübertreten. Nur hatte ich vergessen, dass Kimmo jetzt von einem Vertreter des Staatsanwalts vernommen wurde. Wieder wurden die gleichen Fragen gestellt, sie schienen nur den Zweck zu haben, Kimmo zu ermüden, bis er sich in Widersprüche verwickelte. Die Ermittlungen waren ganz offensichtlich in eine Sackgasse geraten. Man konnte ihm die Tat nicht nachweisen, aber da man keine anderen Tatverdächtigen hatte, hielt man sich an ihn. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft war sachlicher als Pertsa. Er teilte mir mit, dass die Polizei noch keine eindeutigen Zeugenaussagen darüber besaß, wo sich Kimmo an dem verhängnisvollen Samstag aufgehalten hatte. Skeptisch hörte er sich meinen Vorschlag an, durch Zeitungsanzeigen und Aushänge nach Augenzeugen zu suchen.
    »Das hätte sofort geschehen müssen. Nach so langer Zeit wissen die meisten nicht mehr, was sie wirklich gesehen haben und was sie sich nur einbilden.

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