Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
Vom Netzwerk:
hatte ich völlig vergessen! Da musste ich ja noch allerhand vorbereiten, mindestens die Wohnung putzen und etwas zum Abendessen einkaufen. Also würde ich morgen doch nicht alles schaffen, was ich mir vorgenommen hatte. Hoffentlich ließ Eki sich nicht dauernd blicken …
    Vor dem Einschlafen dachte ich über Anttis Bemerkung nach. Nein, es stimmte nicht, dass ich mich für Verbrechen stärker interessierte als für unsere Beziehung. Aber im Fall Armi hatte ich bessere Chancen, an eindeutige Antworten zu kommen. Mich in meinem eigenen Gefühlswirrwarr zurechtzufinden war weitaus schwieriger.

Zwölf
Das Kopftuch des Mädchens
    Es fiel mir schwer, Eki bei der Mitarbeiterbesprechung am Montagmorgen unbefangen gegenüberzutreten. Albert war schon in Urlaub, sodass außer Eki und mir nur Mara und Annikki daran teilnahmen. Ich bemühte mich, ruhig zu bleiben, als Kimmos Fall zur Sprache kam.
    »Ich kann der Polizei natürlich keine Vorschriften machen, aber ich denke, Kimmo Hänninens Alibi sollte genauer überprüft werden. Wäre es nicht möglich, einen Privatdetektiv mit der Befragung der Nachbarn zu beauftragen? Wir brauchen einen Zeugen, der bestätigen kann, dass Kimmo schon vor zwölf zu Hause war.«
    »Hat die Polizei denn niemanden gefunden?«, fragte Mara.
    »Ich weiß nicht, ob sie überhaupt gesucht haben. Ich selbst habe in den nächsten Tagen keine Zeit, die Nachbarn zu befragen. Die Sache Palmgren steht am Freitag zur Verhandlung an«, seufzte ich. »Damit bin ich diese Woche voll ausgelastet.«
    »Weiß man schon, wann der Prozess gegen Hänninen beginnt?«, erkundigte sich Mara. Eki schüttelte den Kopf. Ich sah ihn nachdenklich an. Ein dicklicher Mann mit beginnender Glatze, der die fünfzig längst überschritten hatte. Nicht abstoßend, aber auch nicht besonders gut aussehend. Je nach Bedarf konnte er grob oder auch nett sein. Was hatte Sanna an ihm gefunden? Sicherheit? Eine Vaterfigur? Eki hatte zwei erwachsene Söhne, wenige Jahre jünger als ich. Was hatte er von Sanna gewollt? Hatte er sich nicht klar gemacht, wie riskant es war, sich mit einer Klientin einzulassen, dass er dabei seinen guten Ruf aufs Spiel setzte?
    In meinem Zimmer klingelte das Telefon. Ich hörte meine eigene Stimme vom Band, dann begann der Anrufer, seine Nachricht zu hinterlassen:
    »Hier spricht Teemu Laak…«
    »Pardon, das Gespräch muss ich annehmen!« Ich rannte in mein Zimmer. Teemu war zum Glück noch dran; wir verabredeten uns für halb vier. Kimmos nächste Vernehmung sollte um ein Uhr beginnen, im Anschluss an die Besprechung konnte ich noch versuchen, Dr. Hellström zu erreichen.
    Im Konferenzzimmer berichtete Eki seelenruhig über ein Teilungsverfahren, an dem er gerade arbeitete, sagte, er ginge ab Mittsommer in Urlaub, nahm das dritte Stück Kuchen, fragte Annikki, wie es ihrer alten Mutter ginge … Schwer zu glauben, dass mein Chef ein kaltblütiger Mörder sein sollte. Wahrscheinlich war ich allzu sehr in Sannas Bann geraten, Sylvia Plath und der Totenschädel hatten meine Phantasie angeheizt und meinen Verstand lahm gelegt. Vielleicht konnte Hellström mir weiterhelfen. Womöglich war Teemu Laaksonen der Täter, falls doch Armi den Wagen gefahren hatte.
    Als Eki zum Amtsgericht nach Helsinki abdampfte, beschloss ich, trotz allem sein Alibi für den Mord an Armi zu überprüfen. Er hatte gesagt, er wäre gleich morgens zum Segeln gegangen. Aber was verstand er unter »gleich morgens« – für mich ist um zwölf Uhr noch Morgen. Wann genau war er aufgebrochen? Ich rief Ekis Frau an.
    »Maria Kallio hier, guten Morgen! Ist Eki schon weg? Schade, aber vielleicht kannst du mir weiterhelfen. Kimmo Hänninen behauptet nämlich, er hätte euer Auto gesehen, als er am Tag des Mordes von Armis Wohnung zum Haus seiner Eltern radelte. Er will euch sogar zugewinkt haben, das muss gegen halb eins gewesen sein. Liegt euer Boot nicht in Haukilahti?«
    »Schon, aber … Vor halb drei sind wir doch gar nicht weggekommen. Eki hatte einen fürchterlichen Kater. Kurz vor eins ist er noch zum Alko gegangen. Ich hatte meine Zweifel, ob er überhaupt schon wieder fahrtüchtig war. Kann sein, dass er gleich noch einen Kasten Bier aufs Boot gebracht hat. Aber danach fragst du ihn am besten selbst, wenn er zurückkommt.«
    »Ich fürchte, da hat Kimmo sich … geirrt. Du brauchst Eki gar nichts davon zu sagen, Kimmo ist inzwischen so verzweifelt, er greift nach jedem Strohhalm«, erklärte ich hastig. Ich hätte sie gern gefragt,

Weitere Kostenlose Bücher