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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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kommt
     
    Meiner Aufstellung nach wäre Armi zwischen eins und halb zwei getötet worden. Kinderleicht. Nun musste ich nur noch die Polizei auffordern festzustellen, wo die Hauptverdächtigen sich in der fraglichen Zeit aufgehalten hatten. Ich selbst wusste es ja schon. Mallu war im Zentrum von Tapiola unterwegs gewesen, Annamari, Make und Eki ebenfalls. Teemu war zum Flughafen gefahren, was aber niemand bezeugen konnte. Vielleicht hatte die Polizei genaue Angaben über den Unfall auf der Umgehungsstraße. Aber wieso hatte keiner von Armis Nachbarn etwas gesehen?
    Die Kanzlei war leer. Schuldbewusst wie ein Alkoholiker, der eine Pulle aufschraubt, obwohl er geschworen hat, nicht mehr zu trinken, trat ich an Ekis Schreibtisch, um einen Blick in seinen Kalender zu werfen. Sanna war am zweiten März des letzten Jahres dreißig geworden. Sie hatte dasselbe Sternzeichen wie ich, Fische – nicht dass ich an Astrologie glaube, aber ich wollte wissen, ob an Sannas Geburtstag irgendetwas eingetragen war. Oder ob vielleicht andere Treffen mit Sanna vermerkt waren?
    Der Kalender vom Vorjahr lag in der obersten Schublade.
    KENIA. Über die ganze Woche war mit großen Buchstaben ein einziges Wort geschrieben: KENIA. Ich wusste, was das bedeutete, ich hatte Fotos von der Reise durch die kenianischen Nationalparks gesehen, die für Eki und seine Frau offenbar einer der Höhepunkte ihres Lebens gewesen war. Eki hatte Sanna also nicht ins Meer gestoßen. Vielleicht war auf der Mole gar niemand gewesen, und der alte Herr Lindgren hatte sich die schwarze Gestalt, die er für den Tod hielt, nur eingebildet. Vielleicht war seine Phantasie noch reger als meine, dachte ich niedergeschlagen.

Dreizehn
Schwestern
    Müde radelte ich auf dem Heimweg noch beim Lebensmittelladen vorbei. Der bevorstehende Besuch meiner Schwestern machte mich nervös, und im Laden wäre ich wegen der vielen Leute beinahe endgültig ausgeflippt. Ich hasste das Einkaufen, hasste es, mit vollen Einkaufstüten an der Lenkstange balancieren und Horden von Jungen ausweichen zu müssen, die den Radweg blockierten. Am meisten beunruhigten mich die Gedanken an Kimmo. Er war unschuldig, aber wen konnte ich der Polizei als Täter präsentieren?
    Zu Hause saugte Antti gerade den Flur. Warum hatte der blöde Kerl nicht Staub gesaugt, bevor ich nach Hause kam? Ich knallte das Geschirr in die Spülmaschine und fing an, das Abendessen zu machen. Es sollte griechischen Salat und eine Gorgonzola-Ananas-Quiche geben, einfache Gerichte, bei denen selbst ich nichts falsch machen konnte.
    »Bist du ansprechbar?« Antti spähte vorsichtig in die Küche, und ich konnte nicht anders, ich musste lachen. Antti sah mir an der Nasenspitze an, wann ich in gefährlicher Stimmung war.
    »Noch irgendwelche Aufträge, Madam?«
    »Du könntest noch das Schlafzimmer deiner Eltern herrichten und Bettzeug ins Wohnzimmer bringen, für Helena und Petri. Was hat dein Professor gesagt?«
    »Er schlägt vor, dass ich im Frühjahr noch am Institut bleibe und ein Seminar über das Thema meiner Dissertation halte. Ins Ausland sollte ich erst nächstes Jahr im Herbst gehen, meint er.«
    Ich hackte so hingebungsvoll Zwiebeln, dass mir die Augen tränten. Erst nächsten Herbst … dann hatten wir Zeit, eine Lösung zu finden.
    »Für Kimmo sieht es allmählich ganz gut aus«, sagte ich und wischte die Tränen ab. »Teemu Laaksonen kann bezeugen, dass Kimmo um halb eins nicht mehr bei Armi war. Außerdem haben ihn ein paar Zeugen vor halb eins auf dem Heimweg gesehen.«
    »Hat die Kripo sonst noch was herausgefunden? Wenn Kimmo es nicht war, wer dann?«
    »Bisher haben sie offenbar keine Ahnung«, antwortete ich, während ich die Oliven hackte. »Spätestens nach Kimmos Entlassung werden sie den Fall neu aufrollen müssen. Dann geht der ganze Zirkus von vorne los, wenn ich ihnen nicht vorher den Täter liefere.«
    »Es reicht dir also nicht, Kimmo freizukriegen? Maria, denk dran – du bist nicht mehr bei der Polizei. Dass du Armi gekannt hast, verpflichtet dich nicht, den Fall aufzuklären. Und ich will nicht, dass du irgendwelche Risiken eingehst.«
    »Okay, okay«, murmelte ich der Salatsoße zu. Es war sinnlos, mit Antti über dieses Thema zu reden. Ich sah nach, ob wirklich überall aufgeräumt war, zog mich um und fühlte leise Panik aufsteigen. Der Zug war schon angekommen, bald musste das Taxi mit meinen Schwestern vorfahren. Warum wollte ich ihnen unbedingt die perfekte Hausfrau vorspielen? In unserer

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