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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Familie war ich diejenige, die mit Hammer und Axt umgehen konnte. Eeva war der praktisch veranlagte Hausfrauentyp, Helena unser Nesthäkchen und die Schönste in der Familie. Die Rollenverteilung war so klar, wie sie nur sein konnte.
    Antti hatte Eeva und Jarmo kennen gelernt, als wir im Frühjahr zum Skilaufen bei meinen Eltern waren. Helena und Petri kannte er noch nicht. Vielleicht entdeckten Antti und Petri gemeinsame Interessen; Helenas Mann war ja auch Mathematiker, hatte gerade die Lehrerausbildung abgeschlossen und suchte jetzt eine Stelle. Helena wollte Englischlehrerin werden, sie musste nur noch ihre Abschlussarbeit schreiben und das Referendariat machen. Ich nahm mir vor, mir einige unbekannte Ausdrücke in Sannas Magisterarbeit von ihr erklären zu lassen.
    Ein Taxi hielt vor dem Haus, ich war furchtbar aufgeregt. Eeva hatte ich im Frühjahr zuletzt getroffen, als man ihr die Schwangerschaft noch kaum ansah, Helena zu Weihnachten, das wir allesamt bei meinen Eltern gefeiert hatten, meine beiden Schwestern mit ihren Männern und ich solo. Antti hatte wie immer für Matti und Mikko den Weihnachtsmann spielen müssen, danach hatten wir voller Sehnsucht miteinander telefoniert. Es war nicht das erste Weihnachtsfest, das ich als siebtes Rad am Wagen im Haus meiner Eltern feierte, aber bisher hatte ich nie jemanden gehabt, mit dem ich an Heiligabend zärtliche Telefongespräche führte.
    Als ich die Haustür öffnete, wälzte sich Eeva gerade mühsam aus dem Taxi. Sie war ein paar Zentimeter größer und normalerweise fünf Kilo leichter als ich, aber nun schien sie rundherum aus dem Leim gegangen zu sein. Ihr Bauch war riesig, ihr Gesicht aufgedunsen. Sie wirkte älter und respektheischender als ich, obwohl sie zwei Jahre jünger war.
    Antti und ich trugen das Gepäck ins Haus, dann standen wir alle höflich und ein wenig steif herum. Eeva und Jarmo wurden noch am besten mit der Situation fertig. Eeva unterrichtete schon seit zwei Jahren, vielleicht wirkte sie auch deshalb erwachsener. Jarmo arbeitete im PR-Bereich und hatte viel mit Menschen zu tun – was man ihm auch anmerkte.
    Wir machten einen Rundgang durch das Haus, bewunderten ein Schwanenpaar, das in der Bucht schwamm, und lachten über Einstein, der frustriert die Vögel hinter der Fensterscheibe anfauchte. Immer wieder fiel mein Blick auf Eevas kugelrunden Bauch. Natürlich war sie nicht die erste Schwangere, die ich je gesehen hatte, aber dass sie meine Schwester war, machte die ganze Sache irgendwie spannend. In dem Baby, das da wuchs, steckten jede Menge Gene, wie ich sie auch in mir hatte! Vielleicht bekam es meine Stupsnase.
    »Das ist ja ein tolles Haus, habt ihr vor, für immer hier zu bleiben?«, fragte Helena mit unverhohlenem Neid. Sie wohnte mit Petri in einer kleinen Zweizimmerwohnung, die sie im vorigen Jahr von Petris geerbtem Geld gekauft hatten – die Erbschaft hatte allerdings nicht gereicht, weshalb sie nun von ihren mageren Einkünften einen relativ hohen Kredit tilgen mussten. Ich kannte Helenas Männergeschmack, ich wusste, dass sie Antti nicht besonders attraktiv fand, aber das Haus seiner Eltern wertete ihn ganz offensichtlich auf.
    »Kommt drauf an, was Anttis Eltern vorhaben«, sagte ich rasch und führte meine Schwestern an den gedeckten Tisch in der Küche. Unsere Einladung in die Sauna hatten sie abgelehnt, weil sie auf dem Schiff in die Sauna gehen wollten.
    »Wie willst du denn in Stockholm zurechtkommen mit deinem Bauch? Ist das nicht furchtbar anstrengend?«, fragte ich Eeva.
    »Natürlich werde ich schneller müde als sonst. Aber dann setz ich mich einfach in ein Café und lasse Jarmo allein Babysachen einkaufen«, lächelte Eeva. »Antti, hast du das gemacht, oder hat Maria etwa kochen gelernt?«, fuhr sie fort, als ich die Gorgonzola-Quiche aus dem Ofen holte.
    »Da sind bestimmt wahnsinnig viel Kalorien drin. Ich nehm nur von dem Salat«, verkündete Helena.
    »Klar, du musst fasten, damit du auf dem Schiff tüchtig reinhauen kannst«, ergänzte Petri. Helena war die Schlankste von uns, hielt aber ständig Diät. Da schlepp ich mich ab mit dem Zeug, und dann meckert sie am Essen rum, dachte ich erbost. Jorma stocherte auch nur auf seinem Teller herum. Vielleicht mochte er keinen Gorgonzola.
    Die Männer unterhielten sich über Fußball. Zu meiner Überraschung redete Antti eifrig mit – ich hatte gar nicht gewusst, dass er auch den Sportteil las. Womöglich hatte er sich heimlich auf die Begegnung mit meiner

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