Auf die Freundschaft!
ein Eheversprechen gegeben: in guten wie in schlechten Tagen. Selbst wenn ich Ken eines Tages vergeben könnte – woher sollte ich wissen, dass er mir zukünftig treu sein würde?
„Mom, es tut mir leid.“
Mike kam zu mir ins Wohnzimmer, wo ich auf der Couch saß und grübelte.
„Schon in Ordnung, Schatz. Dir muss nichts leidtun. Ich kann verstehen, dass du Dad vermisst.“
„Vermisst du ihn denn wirklich gar nicht mehr?“ Er setzte sich neben mich. Ich seufzte.
„Manchmal reicht es leider nicht, jemanden zu vermissen, um eine Ehe aufrecht zu erhalten.“
„Ich habe Dad nicht grundlos angerufen.“ Mike blickte mich mit Tränen in den Augen an. „Susie hat Schluss gemacht.“
„Ach, Schatz!“ Ich schloss Mike in meine Arme. Kurz dachte ich, er würde sich nun gehen lassen und weinen, aber zog lediglich geräuschvoll die Nase hoch.
„Sie hat ‘nen anderen. Und weißt du was für einen? Einen Studenten! Der ist doch viel zu alt für sie! Stell dir das mal vor, der ist bestimmt schon einundzwanzig und sie ist sechzehn!“
„Wie kommt sie denn an einen Studenten?“, fragte ich verwundert. „Und woher weißt du das?“
„Sie hat es mir erzählt. Philipp heißt der. So ein scheiß Name, oder, Mom? Klingt wie Flip. Flip, der Flop.“
Ich hoffte, dass es nicht der Philipp war, den ich vor Augen hatte.
„Das ist doch verboten! Verführung Minderjähriger ist das. Also wirklich, das muss ich ihren Eltern sagen.“
„Ach, das kannst du dir sparen. Die kennen den. Flop hat bei denen in der Firma nen Nebenjob, wo er Geld für sein Studium verdient und wie ich Susie kenne, wird sie nicht hinterm Berg mit ihm halten.“
Ich schüttelte verständnislos den Kopf. Wir saßen noch bis weit nach Mitternacht im Wohnzimmer und unterhielten uns. Mike vertraute mir an, Ken gebeten haben, ihn zu besuchen. Als er dann plötzlich vor der Tür stand, war er genau so überrascht gewesen wie ich.
Als ich das Licht ausschaltete, um endlich zu schlafen, musste ich an Ken denken, an seine blauen Augen und seine sinnliche Stimme.
***
„Du spinnst wohl!“
Das war die einhellige Meinung, die Karin, Maria und Hannah diesem Thema gegenüber hatten, als ich ihnen von dem Überraschungsbesuch und meinen Gedanken darüber erzählte.
„Nicht so vorschnell!“, rief ich. Offensichtlich dachten sie, ich wolle Ken sofort wieder um den Hals fallen.
„Du hättest ihn gar nicht erst in deine Wohnung lassen sollen“, mahnte Karin. Hannah stimmte Karin zu. „Das hätte echt nach hinten losgehen können!“
„Nun macht mal halb lang, Mädels“, versuchte ich sie zu beruhigen. „Das ist mein Fast-Exmann, kein Schwerverbrecher. Wir haben uns unterhalten und er ist wieder in sein Hotel gegangen. Mehr nicht. Ich habe nicht vor, zu ihm zurück zu gehen. Aber es ist toll, dass Mike ihn nun wieder regelmäßig sehen kann.“
„Hast du es Lutz schon erzählt?“, wollte Maria wissen.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich sage es ihm, wenn der passende Augenblick gekommen ist. Aber nun genug von mir. Erzählt lieber etwas von euch.“
„Als ich Manfred von der Schwangerschaft erzählt habe, brauchte er erstmal einen Scotch.“ Karin strich instinktiv über ihren Bauch. „Steffi findet es super, noch ein Geschwisterchen zu haben, aber die ist ohnehin in einem oder zwei Jahren ausgezogen. Melli, Daniel und Finn freuen sich, wobei ich nicht glaube, dass Finn wirklich versteht, was auf uns zukommt. Nur Jonathan fand das Ganze irgendwie nicht so lustig. Der ist in sein Zimmer gerannt und hat die Tür zugeknallt. Aber gut, er ist dreizehn, ich schiebe es im Moment mal auf die Pubertät. Wenn er eine gute Phase hat, spreche ich noch einmal mit ihm.“
Ich wollte sie gerade zu ihrer tollen Familie beglückwünschen, als mein Handy klingelte. Ich nahm ab und hatte Lutz am Apparat.
„Claudia, ich bin jetzt unterwegs. Nicht, dass du heute Abend vor verschlossener Tür stehst.“
„Du fährst weg?“, fragte ich. Heute war Mittwoch. Lutz war bisher nur am Wochenende zu seinen Eltern gefahren.
„Ich hatte dir doch gesagt, mein Bruder feiert Geburtstag. Das passte mit den Zeugnisferien gut zusammen.“
„Das hast du mir nicht erzählt.“
„Claudia, ich bitte dich.“ Lutz lachte. Mir war überhaupt nicht zum Lachen zumute. „Ich habe es dir letzte Woche gesagt, Dummerchen. Wie auch immer. Sonntagabend bin ich zurück.“
„Wirst du mich deiner Familie überhaupt irgendwann mal vorstellen?“, blaffte ich ins Telefon,
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