Auf die Freundschaft!
öffentlich machen, aber ein anderer Teil wusste nicht, ob er die Beziehung noch wollte.
„Du hast im Grunde drei Möglichkeiten“, erklärte Maria. „Erstens: du erhöhst den Druck auf ihn. Allerdings könnte das auch ziemlich nach hinten losgehen. Zweitens: du lebst weiter wie bisher oder drittens: du beendest diese ganze Geschichte.“
Ich bedachte jede dieser Möglichkeiten kurz. So wie bisher wollte ich nicht weitermachen, das war einfach nicht meine Vorstellung einer Beziehung. Ich könnte ihm also die Hölle heiß machen oder ihn verlassen.
„Liebst du ihn?“, fragte Maria als erneute Hilfestellung.
„Lutz?“
„Wen sonst.“
„Ich weiß es nicht.“
„Wenn du es nicht weißt, dann ist das ein Nein. So hart es klingt, Claudi, aber wenn du ihn lieben würdest, wüsstest du das. Und wenn mich nicht alles täuscht, hat er noch nie die berühmten drei Worte gesagt. Wenn ich ganz ehrlich sein soll, ich denke nicht, dass ihr eine Zukunft habt.“
Tief in meinem Inneren hatte ich es bereits gewusst, aber die Erkenntnis traf mich dennoch unerwartet. Sollte es das gewesen sein?
„Ich werde ihn Sonntag darauf ansprechen. Bevor ich die Beziehung hinschmeiße, will ich alles versucht haben, sie zu retten.“
Hannah und Karin betraten zusammen das Lokal. Ohne Begrüßung rief Hannah gleich: „Ratet mal, was das ist!“
Sie fuchtelte mit ein paar Zetteln vor unserer Nase herum.
„Ein Knöllchen?“, riet Maria.
„Ein Liebesbrief?“, fragte ich.
„Dein Gehaltsscheck?“ meinte Karin.
„Alles falsch“, flötete Hannah und hielt uns die Karten so hin, dass wir sie als Tickets identifizieren konnten.
„Wir gehen Samstag in einer Woche ins Theater! Dort läuft ein Stück, das auf den wunderschönen Namen Les Femmes Fatales hört. Da musste ich gleich an uns denken und hab Karten gekauft. Ich lade euch auch ein, wenn ihr nicht freiwillig mitkommt.“
„Ich war schon Jahre nicht mehr im Theater!“, sagte Karin entzückt und schmiedete sofort Pläne, Manfred zu überreden, auf die Kinder aufzupassen.
„Ich glaub ich war das letzte Mal im Theater, als die Dreigroschenoper aufgeführt wurde“, sagte Maria nachdenklich.
„Claudi, warst du nicht das letzte Mal mit Lutz im Theater?“
Ich nickte. „Ja, im Oktober. Das war unser erstes Date.“
Und jetzt wusste ich nicht mehr, ob ich die Beziehung wirklich wollte. Das Leben spielte nach seinen eigenen Regeln.
„Ich hole dich um viertel nach Sieben ab“, sagte ich zu Karin, „danach fahren wir zu Maria und dann zu Hannah.“
***
Lutz kam am Sonntag um zehn nach sechs zu Hause an.
Ich wartete bereits auf den Treppenstufen auf ihn. Er lächelte mich an und gab mir einen Kuss.
„Schön, dich wiederzusehen“, sagte er.
Ich half ihm, seinen kleinen Reisekoffer ins Haus zu tragen.
„Schau mal, was ich für dich habe.“ Lutz zog seinen Mantel aus, hängte ihn an die Garderobe und suchte nach dem Reisekoffer. Er öffnete ihn und zog ein Buch hervor. Es war Atemschaukel von Herta Müller.
„Das ist süß von dir“, sagte ich und riss die Cellophanfolie ab. Diese Geste machte mir den Anfang meines Beziehungsgespräches nicht leichter.
Lutz schloss den Koffer wieder und brachte ihn ins Schlafzimmer im ersten Stock. Ich folgte ihm.
„Ich wollte mal mit dir reden“, begann ich, aber Lutz unterbrach mich: „Moment, Claudia. Ich muss erst die Sachen auspacken und duschen. Dann essen wir und dann kannst du mir von deinem Wochenende erzählen.“
Ich grummelte leise vor mich hin. Da sah man es wieder: Er verstand mich einfach nicht. Aber ich kannte Lutz gut genug, um zu wissen, dass es nichts half, ihn jetzt zu belehren. Ich half ihm beim Auspacken des Koffers und hörte zu, wie er von dem Wochenende bei seinen Eltern berichtete.
Nachdem dieser Teil beendet war, kam Lutz mir plötzlich sehr nahe. Unsere Nasen berührten sich fast. Lutz starrte wie so häufig auf meine Lippen. Er legte eine Hand auf meine Hüfte und zog mich näher zu sich.
„In meiner Dusche haben auch zwei Leute Platz.“
Er küsste meinen Hals. Ich war hin- und hergerissen. Eigentlich wollte ich das Gespräch hinter mich bringen, bevor wir uns irgendwie nahe kamen. Ich stellte mir vor, dass Lutz mir in unserem Gespräch seine Liebe beteuerte und mir endlich einmal sagte, wie wichtig ihm unsere Beziehung war. Danach konnten wir immer noch miteinander schlafen. Andererseits…
Mit nassen Haaren lag ich nackt im Bett. Lutz lag schnaufend neben mir.
„Das
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