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Auf die Freundschaft!

Auf die Freundschaft!

Titel: Auf die Freundschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annika Bühnemann
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sodass selbst die Kellner zusammenzuckten. Lutz wurde schlagartig kühl und distanziert.
    „Du benimmst dich wie ein Teenager, Claudia. Hör auf zu schreien.“
    „Ich hab allen Grund dazu! Du stehst nicht zu mir.“
    „Das stimmt nicht.“
    „Warum stellst du mich dann niemandem vor? Ständig fühle ich mich wie eine Geheimagentin, von der niemand erfahren darf. Du genießt alle Vorteile einer Beziehung, aber meidest alle Nachteile. Du bist ein Parasit, weißt du das?!“
    „Wollen wir das nicht lieber persönlich erörtern? Du bringst dich gerade in eine peinliche Situation mit deinem Gezeter.“
    „Erörtern? Ich erörtere mit dir gleich ein ganz anderes Thema, mein Freund!“
    Warum drückte er sich nur immer so geschwollen aus? Das regte mich noch mehr auf. Wütend legte ich auf und schmiss das Handy auf den Tisch.
    „Ist doch nicht zu glauben!“, rief ich lauter als es höflich war und erntete vom Nebentisch sogleich interessierte Blicke. Meine Freundinnen versuchten, mich zu beruhigen, was ihnen aber nicht wirklich gelang. Ich war rasend vor Wut und hatte das Gefühl, dass sich alles entlud, was sich in den letzten Monaten aufgestaut hatte.
    Lutz konnte von Glück sprechen, nicht in meiner Nähe zu sein, sonst hätte ich für nichts garantieren können. Ich nahm mein Handy und wählte Kens Nummer.
    „Hallo?“ drang Kens Stimme an mein Ohr.
    „Morgen Abend um Acht bei uns.“
    Dann legte ich auf. Das Aufstöhnen meiner Freundinnen war noch am anderen Ende der Stadt zu hören.
    Sie versuchten den ganzen Abend lang, mir das Treffen mit Ken auszureden, aber ich war standhaft. Es war ja nicht so, dass ich Ken ernsthaft eine zweite Chance geben wollte, aber mein verletztes Ich brauchte Streicheleinheiten und Ken konnte sie mir geben. Ich versprach den Mädels hoch und heilig, ihn den ganzen Abend lang auf mindestens einer Armlänge Abstand zu halten, bevor wir unsere Runde auflösten.
     
    ***
     
    Ken war zwei Minuten zu früh dran. Er stand mit dem größten Strauß Rosen, den ich je gesehen hatte, in der Wohnungstür. Der Strauß war so groß, dass ich Kens Gesicht nicht sehen konnte.
    „Wunderschöne Blumen für eine wunderschöne Frau“, sagte er – auf Deutsch! Ich sah ihn perplex an, denn wir unterhielten uns von jeher auf Englisch. Die paar Brocken Deutsch, die Ken über die Jahre gelernt hatte, beschränkten sich auf „Ein Bier bitte“ und „Ich liebe dich“ (ein Satz übrigens, den Lutz noch immer nicht über die Lippen gebracht hatte). Seine Überraschung war ihm also gelungen. Ich nahm die Rosen entgegen und stellte sie ins Waschbecken. Ken zog seine Jacke aus und hängte sie an die Garderobe, während ich aus der Vitrine eine passende Vase heraussuchte.
    „Seit wann lernst du denn Deutsch?“, fragte ich dann endlich, als mir wieder eingefallen war, wie man spricht. Ken lächelte und ich musste eine Pfütze unter mit wegwischen, weil ich dahingeschmolzen war.
    „Ich habe nur für dich gelernt.“
    Mike, Ken und ich bestellten Pizza (etwas, das Lutz und ich nie taten, weil er diesen „Fraß“, wie er es nannte, nicht durch den Hals bekam) und sahen uns „Der Herr der Ringe“ im Fernsehen an (ebenfalls ein Film, den ich mir sonst nur alleine angucken konnte). Entgegen meiner Erwartungen fühlte sich das alles keineswegs fremd an. Es war, als hätten wir uns nie getrennt. Wir lachten über die gleichen Szenen, fühlten mit Frodo und seiner Last und litten mit den Gefährten. Mir wurde wieder bewusst, warum ich mich damals in Ken verliebt hatte: Er war mein Seelenverwandter.
     
    Ken machte keine Anstalten, mich zu küssen oder mich in den Arm nehmen zu wollen. Wir verbrachten lediglich einen sagenhaft schönen Abend, und ich fühlte mich geborgen wie lange nicht mehr. Stattdessen unterhielten wir uns über die vergangene Zeit und wie unsere Leben im Augenblick aussahen. Er hatte sich von seinem Arbeitgeber an die deutsche Zweigstelle schicken lassen und arbeitete nun als Manager bei Welius Versicherungen , einer der größten Versicherungen des Landes. Er hatte Glück, dass seine kaum mehr vorhandenen Deutschkenntnisse nicht nachteilig waren.
    „Die sprechen alle Englisch!“, erzählte er begeistert. Ich fragte mich, wie er sich vor zwanzig Jahren durchgeschlagen hatte, als wir uns in Deutschland kennengelernt hatten. Ich hatte schon immer nur Englisch mit ihm gesprochen, aber damals war sein Deutsch gar nicht so schlecht gewesen. Andererseits vergaß man eine Sprache auch sehr

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